Wie man sich in den sozialen Medien selbst darstellt, hat erheblichen Einfluss auf die Chancen von Arbeitnehmern, wenn sie sich auf eine Stelle bewerben. Das belegen die Ergebnisse einer repräsentativen Erhebung des Verbands Bitkom, bei der Unternehmen ab drei Beschäftigten befragt wurden.
Es wird oft davor gewarnt, dass man sich durch Äußerungen im Internet seine berufliche Zukunft verbauen könne. Das stimmt, doch andererseits kann der Auswahlprozess auch positiv beeinflusst werden. 19 Prozent der befragten Unternehmen haben Bewerber bereits wegen ihres Auftretens in sozialen Medien abgelehnt, während bei 16 Prozent die Informationen aus Social Media den Ausschlag für die Einstellung eines Kandidaten gaben.
Was nicht in der Bewerbungsmappe steht
„Unternehmen versuchen sich von ihren künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein möglichst umfassendes Bild zu machen. Dazu gehört heute für viele auch ein Blick auf die öffentlich zugänglichen Online-Profile“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Der Auftritt in sozialen Netzwerken verrät häufig mehr über einen Menschen als Bewerbungsschreiben oder Zeugnisse.“ Für die Richtigkeit dieser Aussage spricht die Redewendung „Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte“. Zudem lässt sich im eigenen Social-Media-Auftritt vermitteln, was man niemals direkt in eine Bewerbung schreiben würde – weil es nach allgemeinen Maßstäben unprofessionell wäre.
Die Selbstdarstellung im Netz wirkt sich nicht nur auf die berufliche Zukunft aus, wenn sich jemand aktiv um einen Job bewirbt. Sie ermöglicht zudem, dass Unternehmen von sich aus nach geeigneten Kandidaten für offene Stellen Ausschau halten. Dieses sogenannte „Active Sourcing“ gehört bei großen Unternehmen sogar zum Standard: 72 Prozent der Arbeitgeber ab 250 Mitarbeitern suchen in sozialen Medien nach Kandidaten, bei den Arbeitgebern mit 50 bis 249 Mitarbeitern sind es 40 Prozent. Im Durchschnitt aller Unternehmen (ab drei Mitarbeitern) liegt dieser Wert immerhin bei 21 Prozent. (Im Vorjahr waren es erst 12 Prozent.)
Von den Unternehmen, die aktiv auf der Suche sind, nutzen 97 Prozent zu diesem Zweck Plattformen mit beruflichen Fokus wie XING und LinkedIn. Jedes zweite (52 Prozent) nutzt dafür auch andere soziale Medien.
Wonach wird gesucht?
Dabei interessieren sich 98 Prozent für fachliche Qualifikationen, 94 Prozent für Äußerungen zum eigenen sowie anderen Unternehmen aus der Branche, 88 Prozent für Stationen im Lebenslauf, 76 Prozent zu Fachthemen betreffende Äußerungen. 44 Prozent achten auf die „Qualität“ der Kontakte, während deren Anzahl lediglich für 14 Prozent eine Rolle spielt. 37 Prozent interessieren sich für Hobbys und private Aktivitäten der potenziellen neuen Mitarbeiter; 23 Prozent versuchen sich ein Bild über die politischen Ansichten zu machen.
Wenn sich eine Erkenntnis aus Erhebungen wie dieser gewinnen lässt, dann vielleicht diese: Personal Branding sollte nicht bloß für Influencer und andere Selbsständige ein Thema sein, sondern für jeden. Jeder sollte sich Gedanken darüber machen, wie er sich online darstellt bzw. welches Bild er vermitteln möchte.
Habt Ihr bei der Social-Media-Nutzung Eure „berufliche Zukunft“ im Hinterkopf?