E-Books gewinnen an Beliebtheit, aber es geht sehr langsam voran. In den vorigen Jahren sorgte die Corona-Krise für Impulse im E-Book-Markt, doch selbst dann gab es keine großen Sprünge. „Jeder dritte Leser nutzt E-Books“, lautete die Überschrift meines Artikels, den ich hier am 2. Oktober 2014 veröffentlicht hatte. Damals waren es 33 Prozent der „lesenden Bevölkerung“.
Für den heutigen Beitrag hätte ich „Jeder dritte Deutsche liest E-Books“ wählen können, was auf den ersten Blick inhaltlich gleich wäre. Die 37 Prozent aus den Ergebnissen der aktuellen Bitkom-Umfrage, die diesem Artikel zugrunde liegt, sollen allerdings repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sein, beziehen sich also nur auf die „lesende Bevölkerung“. 85 Prozent der Deutschen lesen laut aktueller Umfrage überhaupt Bücher. Dennoch hätte ich 2022 wie bereits bei meinem Blogpost vom 1. September 2010 „E-Books haben es schwer in Deutschland“ als Titel für diesen Text wählen können.
Lediglich einer von zehn Deutschen (10 Prozent) liest überwiegend E-Books. Bei 13 Prozent halten sich gedruckte und digitale Bücher ungefähr die Waage, weitere 14-Prozent nutzen zwar E-Books, bevorzugen jedoch Print-Versionen.
Wer sind die E-Book-Leser?
Die Gegenwart ist also weitgehend analog geprägt, doch könnte die Zukunft digitaler sein: Die Mehrheit der jungen Menschen nutzt E-Books. In der Altersklasse zwischen 16 und 29 Jahren sind es 56 Prozent; bei den Senioren (ab 65 Jahren) sind es bloß 14 Prozent. 61 Prozent der Senioren liest ausschließlich gedruckte Bücher.
„Viele Bücher-Fans genießen die Vorteile von E-Books: Sie müssen keine schweren Bücher herumtragen und der neu entdeckte Bestseller steht binnen Sekunden zum Lesen bereit“, erklärt Dr. Sebastian Klöß, Bereichsleiter für Consumer Technology beim Bitkom. „Aber E-Books werden das gedruckte Buch nicht verdrängen.“
Kaufen -Mieten – Leihen
Leihbücher spielen im E-Book-Segment zwar eine Rolle, jedoch: 77 Prozent der Leser von E-Books kaufen ihre Bücher. Knapp drei von fünf der Käufer geben dafür durchschnittlich mindestens 10 Euro pro Monat aus, 36 Prozent weniger. 65 Prozent der E-Book-Leser leihen laut Umfrage digitale Bücher. Allerdings geht der Bitkom etwas zu großzügig mit dem Begriff der Leihe aus, denn für das Leihen von E-Books bezahlt jeder Zweite (49 Prozent) zwischen 5 und 10 Euro im Monat. Weitere 29 Prozent geben weniger als 5 Euro monatlich für das Leihen von E-Books aus, 16 Prozent mehr als 10 Euro. 13 Prozent der E-Book-User lesen Gratis-E-Books.
Wenn Geld bezahlt wird, ist es keine Leihe! Von einer Buch-Miete zu sprechen wäre also passender – nicht zuletzt deshalb, weil man – so wie früher in einer Leihbibliothek – tatsächlich auch E-Books ausleihen kann, kostenlos. Das echte Leihangebot ist aufgrund verschiedener Hürden klein, den Begriff E-Lending dürfte kaum ein Leser bislang gehört haben.
Welchen Stellenwert haben Bücher aktuell in Eurem Medienmix? Lest Ihr mehr digital oder haltet Ihr an gedruckten Büchern fest?