Fehlende digitale Angebote frustrieren nicht nur die Einwohner. Eine schleppend voranschreitende Digitalisierung wird zunehmend zu einem Problem von Städten und Gemeinden. Seit Langem bekannt ist der Stellenwert von Digitalisierung als Standortfaktor für die Wirtschaft.
Doch nicht nur Unternehmen drohen mit Abwanderung, wenn die Digitalisierung vor Ort nicht recht vorankommt. Eine aktuelle repräsentative Umfrage des Verbands Bitkom geht der Frage nach, ob zu langsame Digitalisierung mittlerweile ein Grund ist, den Wohnort hinter sich zu lassen und in eine Gegend umzuziehen, die digital mehr zu bieten hat.
Der Druck nimmt zu
Wie die Ergebnisse der Umfrage belegen, ist das unter jungen Leuten tatsächlich der Fall. Einer von vier (26 Prozent) Befragten im Alter zwischen 16 und 29 gibt an, dass eine zu langsame Digitalisierung für ihn einen möglichen Umzugsgrund darstellt. In der Altersklasse zwischen 30 und 64 Jahren sagen dass immerhin 22 Prozent. Für die Senioren spielt der Digitalisierungsgrad insoweit eine untergeordnete Rolle: Lediglich 4 Prozent würden deshalb ihren Wohnort verlassen.
Doch selbst wenn bislang nur eine Minderheit wegen fehlender Digitalisierung umziehen würde, kritisieren 58 Prozent ihre eigene Stadt bzw. Gemeinde dafür, dass die Digitalisierung nicht schnell genug vorangehen würde. Lediglich 36 Prozent geben an, im Alltag schon davon zu profitieren. Abgesehen davon, dass diese Erwartungen innerhalb der Bevölkerung insoweit ganz unterschiedlich sind, sollten wir bei der Beurteilung dieser Ergebnisse nicht übersehen, dass die Digitalisierung von Ort zu Ort unterschiedlich ausgeprägt sind, sollten wir im Blick behalten, dass die Digitalisierung vor Ort zu Ort unterschiedlich schnell voranschreitet. Manche Städte und Gemeinden sind Vorreiter, während andere die Digitalisierung weitgehend verschlafen haben – oder einfach nicht die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen können, denn bei einigen Aspekten macht es einen deutlichen Unterschied, mit welchem Budget man arbeiten kann.
Nicht jeder will das für seine Stadt
Hinzu kommt: Jeder Fünfte will gar keine neuen Digitalisierungsprojekte. 20 Prozent sprechen sich in der Umfrage dagegen aus, dass in ihrer Stadt bzw. Gemeinde mehr digitale Technologien zum Einsatz kommen. Mit einem Wert von 27 Prozent ist die Ablehnung unter Senioren diesbezüglich überdurchschittlich hoch.
Ebenfalls abgefragt wurde, inwieweit die Menschen mit dem Begriff „Smart City“ als Sammelbezeichnung für den Einsatz digitaler Technologien in der Stadt etwas anfangen können. Erstaunliche 75 Prozent hatten davon schon mal gehört oder etwas dazu gelesen. Gut erklären können ihn eigener Einschätzung nach hingegen lediglich 18 Prozent. Etwa jeder Dritte (35 Prozent) hat eine ungefähre Vorstellung davon, was eine Smart City sein könnte. Jeder Fünfte (21 Prozent) weiß nicht genau, worum es geht.
Wie ist das bei unseren Lesern? Welche Vorstellungen verbindet Ihr mit einer Smart City? Ich denke, der Begriff ist derzeit nicht relevant, weil all die spannenden Möglichkeiten zum Großteil Zukunftsmusik sind, der europäische Datenschutz das Ganze nicht gerade erleichtert und der Begriff derzeit ziemlich unscharf wirkt – nicht wenige verwenden ihn auch, um ihre Vorstellungen von einer umweltfreundlichen Stadt oder ihre Forderungen nach mehr Inklusion zu promoten. Ohne scharfe Abgrenzung – ohne mehr Fokussierung – wird er kaum eine ähnliche Karriere wie „Smartphone“ nehmen.