Die Zeiten, in denen die Smartphone-User viele neue Apps ausprobiert haben, liegen lange zurück. Falls es tatsächlich einen Hype um Apps gab, ist der lange vorbei. Was allerdings ganz und gar nicht bedeutet, dass die Nutzung von Apps zurückgehen würde. Oder die Downloads. Oder die Umsätze.
Auf Basis von Berechnungen des Marktforschungsinstituts research2guidance hat der Verband Bitkom neulich Zahlen zum deutschen App-Markt veröffentlicht, die ein imposantes Wachstum belegen. Prognostiziert werden für das laufende Jahr Umsätze von 1,99 Milliarden Euro. Das wäre erneut ein starkes Plus, denn bereits 2019 sorgte mit Umsätzen in Höhe von 1,61 Milliarden Euro für einen Rekord. Prognostiziert wurden Umsätze in Höhe von 1,7 Milliarden Euro.
„Der App-Markt ist im Dauerboom und zeigt sich auch während der Corona-Pandemie absolut krisenresistent“, zeichnet Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder ein positives Bild. „Rund um Apps hat sich inzwischen ein Ökosystem gebildet, das auch in Deutschland für zusätzliche Arbeitsplätze und Wertschöpfung sorgt.“
Kaum jemand kauft Apps
Das viele Geld geben allerdings die wenigsten Nutzer für (!) Apps aus, sondern vielmehr in Apps. Dort werden über drei Viertel der Umsätze auf dem deutschen App-Markt realisiert: 1,55 Milliarden Euro. Demgegenüber wirken die 399 Millionen Euro an Werbeerlösen bei Apps – was einem Anteil von 20 Prozent entspricht – bescheiden. Tatsächlich gering ist der Beitrag, den kostenpflichtige Apps zu den Gesamterlösen beitragen: 52 Millionen Euro und somit lediglich 2 Prozent zum Gesamtumsatz.
Am Bedeutungsverlust von Kauf-Downloads hat die Spielebranche einen ganz wesentlichen Anteil. „Gaming-Apps dominieren den Markt und sorgen für die größten Umsätze“, so Rohleder. (Von daher ergibt es schon Sinn, dass der App-Store für Android-Anwendungen „Google Play“ heißt, oder?) Und dort hat man Wege gefunden, dieselben User immer wieder bezahlen zu lassen. Neben Abos seien hier vor allem Käufe innerhalb von Spielen genannt, die nicht selten dem Motto „Pay to win“ folgen.
Auch wenn Gaming der größte Umsatzbringer im App-Markt ist, gibt es kaum einen Lebensbereich, für den man sich keine Apps downloaden könnte. „Beliebt sind vor allem Apps für Messenger und soziale Netzwerke, aber auch für Streaming, Mobile-Banking und Navigation wie die Blitzer-Warn-App. Die wichtigste App des Jahres 2020 ist mit inzwischen fast 18 Millionen Downloads aber die Corona Warn-App – auch wenn sie kostenlos ist und insofern in den Marktdaten keinen Niederschlag findet“, so Rohleder.
Corona-Warn-App mit 18 Millionen Downloads
Als wichtigste App des Jahres nennt der Bitkom die offizielle deutsche Corona-Warn-App, die allerdings gratis angeboten wird und daher in den Marktdaten gar keinen Niederschlag findet. Rund 18 Millionen Mal wurde sie bisher heruntergeladen. Für eine neue App ist das ein extrem guter Wert, auch wenn es im Sinne eines wirksamen Bevölkerungsschutzes deutlich mehr werden müssten.
Generell werden die Deutschen jedenfalls nicht müde, sich Apps auf ihre Geräte herunterzuladen: Der Bitkom geht für 2020 von 2,75 Milliarden App-Downloads aus; das wäre ein sattes Plus von 28 Prozent gegenüber vorigem Jahr. Mit 72 Prozent entfallen fast drei Viertel der App-Downloads auf den Google Play Store; auf den AppStore von Apple entfallen den Prognosen zufolge dieses Jahr 28 Prozent der App-Downloads. Google hat derzeit 3,4 Millionen, Apple 1,8 Millionen Apps im Angebot.
Gebt Ihr Geld für Apps aus – oder in Apps? Sind Euch kostenlose Apps mit Werbung lieber?