Kutschen ohne Pferde, die aus eigener Kraft fahren, waren für frühere Genereationen mindestens so schwer vorstellbar wie für heute lebende Menschen Taxis, die am Himmel fliegen – und das ohne eine Art Pferdekutscher, der die Zügel führt, sondern digital vernetzt von einer künstlichen Intelligenz gesteuert. Skepsis gegenüber Neuem ist nicht grundsätzlich verkehrt, aber in Europa – und ganz besonders in Deutschland – hat das Unbehagen ein Maß erreicht, dass es längt ein erheblicher Wettbewerbsnachteil geworden ist, der sich in ganz verschiedenen Lebensbereichen nachteiligt auswirken könnte.
Mobilität im 20. Jahrhundert wurde in hohem Maße von Erfindern und Unternehmen aus Deutschland geprägt. Unwahrscheinlich, dass dies in ähnlichem Maße für das 21. Jahrhundert der Fall sein wird! Auf der Schiene – oder eher knapp darüber – ist der Zug längst abgefahren: Deutschland hätte den Transrapid zum Exportschlager machen und auch innnerhalb Deutschlands bzw. in Europa eine echte Alternative zu Kurz- und Mittelstreckenflügen etablieren können. Damit sind wir beim Fliegen – denn vorrangig geht es heute um Flugtaxis.
Der Bitkom hatte in einer repräsentativen Befragung die Erwartungen bzw. Einstellungen der Bundesbürger beim Thema Flugtaxis ermittelt. Demnach rechnen zwar 49 Prozent damit, dass Flugtaxis einmal zum Alltag gehören werden. Stattliche 44 Prozent glauben hingegen, dass diese nie funkionieren werden.
Es liegt nicht mehr an der Technik
Dabei ist die Technik längst so weit: „Technisch sind wir bereits in der Lage, autonome Fluggeräte zu bauen, die auch Menschen transportieren können. Ob daraus wirklich Flugtaxis werden, hängt weniger von technischen als vielmehr von rechtlichen Fragen ab – etwa der Benutzung des Luftraums in dicht besiedelten Gebieten“, erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Mobilitätsunternehmen sollten die Entwicklung genau verfolgen.“
Mit 46 Prozent sieht weniger als jeder Zweite Flugtaxis als gute Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr, mit 54 Prozent ist die Haltung in der Altersgruppe von 16 bis 29 Jahren ein wenig positiver. Eine Mehrheit von 57 Prozent rechnet mit dem Einsatz vor allem auf sehr speziellen Routen wie beim Transport zwischen Flughäfen und Bahnhöfen. Bei den 16- bis 29-Jährigen ist diese Fokussierung mit 61 Prozent stärker ausgeprägt.
Ehrlich gesagt fällt mir spontan keine unsinnigere „Route“ ein. Dort, wo auf festen Strecken jeden Tag eine große Zahl Menschen transportiert wird, können fliegende Taxis gerade nicht ihre Stärken ausspielen. Spezielle Shuttle-Züge – mit wenigen Haltepunkten und sinnvollen Extras für den Gepäcktransport – erscheinen hier weitaus sinnvoller.
Verbieten lassen statt ausprobieren
Mit 49 Prozent sieht fast die Hälfte Flugtaxis als exklusives Angebot für Reiche. Unter den Senioren haben sogar 58 Prozent eine solche Erwartungshaltung. Ebenfalls 58 Prozent der Senioren wünschen sich ein Verbot von Flugtaxis, im Durchschnitt aller Altersgruppen spricht sich mit 48 Prozent nahezu jeder Zweite für ein Flugtaxi-Verbot aus. Sogar bei den jungen Menschen gibt es einen hohen Anteil an Flugtaxi-Gegnern: 38 Prozent der Personen zwischen 16 und 29 Jahren sind für ein Verbot von fliegenden Taxis.
Damit ist die Zahl derer, die Flugtaxis verbieten lassen wollen, größer als die Zahl derer, die selbst ein Flugtaxi ausprobieren möchten. Selbst einsteigen würden nämlich nur 38 Prozent der Deutschen. Von den Senioren würde nur rund jeder Vierte (26 Prozent) in ein Flugtaxi steigen. Bei den 16- bis 29-Jähren liegt der Anteil zwar höher; dennoch sind diejenigen, die ein Flugtaxi ausprobieren würden, mit 48 Prozent in der Minderheit.
Welche Zukunftschancen seht Ihr für Flugtaxis?