Vor einigen Jahren war es noch recht ungewöhnlich, Mitarbeiter ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Laut aktueller Bitkom-Daten ist ein Arbeiten im Homeoffice in Deutschland mittlerweile in mehr als einem Drittel der Unternehmen üblich.
Mit ein wenig mehr Gefühl für Timing hätte der Bitkom nicht gestern, sondern erst am Montag die Ergebnisse seiner Homeoffice-Umfrage veröffentlicht, denn am 21. Januar ist Internationaler Tag der Jogginghose. Das hätte gepasst! 855 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von Unternehmen ab drei Beschäftigten wurden verschiedene Fragen zum Thema Homeoffice gestellt. Eindeutig lässt sich aus den Daten ein anhaltender Trend zum Arbeiten von zu Hause aus ablesen.
39 Prozent der befragten Arbeitgeber ermöglichten 2018 ihren Angestellten das Arbeiten außerhalb des Unternehmens. Das ist deutlich mehr als 2016, wo dies nur in 31 Prozent der Unternehmen möglich war. 2014 lag dieser Wert sogar erst bei 22 Prozent.
In 46 Prozent der befragten Unternehmen geht man von einer weiteren Steigerung in den kommenden fünf Jahren aus, in 50 Prozent erwartet man einen gleichbleibenden Anteil. „Digitale Technologien ermöglichen es, unabhängig von Zeit und Ort zu arbeiten. Homeoffice wird für immer mehr Beschäftigte zum Alltag“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Unternehmen wollen es genau regeln
Üblicherweise haben die Unternehmen genaue Regeln dafür aufgestellt. So haben 74 Prozent der Unternehmen, in denen das Arbeiten zu Hause möglich ist, bestimmte Tage festgelegt, an denen es gerade nicht möglich ist. Dadurch soll gewährleistet werden, dass Mitarbeiter für gemeinsame Termine zur Verfügung stehen. Bei 61 Prozent ist Präsenz die Regel und Homeoffice die Ausnahme – beispielsweise bleiben Mitarbeiter an nur einem Arbeitstag daheim. In 46 Prozent der Unternehmen gibt es keine allgemeine Erlaubnis, sondern es wird jeweils individuell genehmigt bzw. abgelehnt.
Regeln sind wichtig, reichen aber nicht: „Die flexible Heimarbeit erfordert klare Regeln. Auf Seiten der Unternehmen setzt es Vertrauen voraus, auf Seiten der Mitarbeiter Selbstorganisation und Selbstdisziplin„, weiß Rohleder.
Gründe gegen Homeoffice
In 65 Prozent der Unternehmen, wo das Arbeiten zu Hause nicht möglich ist, begründen die Verantwortlichen dies damit, dass Homeoffice nicht für alle Angestellten möglich sei und man eine Ungleichbehandlung vermeiden wolle. 58 Prozent begründen ihre Ablehnung mit der Befürchtung, ohne den direkten Austausch untereinander würde die Produktivität sinken. 55 Prozent gaben an, dass Homeoffice generell nicht vorgesehen sei.
Als weitere Argumente gegen Homeoffice wurden genannt: Mitarbeiter seien nicht mehr ständig ansprechbar (33 Prozent), Arbeitszeit könne nicht kontrolliert werden (29 Prozent), gesetzliche Arbeitsschutzregeln (27 Prozent), Sorgen um Datensicherheit (22 Prozent), Kosten der technischen Ausstattung (16 Prozent), Furcht vor abnehmender Identifikation mit dem Unternehmen (9 Prozent).
Der Bitkom spricht sich für eine Modernisierung gesetzlicher Vorgaben aus: „Der selbstbestimmten Arbeitszeitgestaltung stehen gesetzliche Hürden wie der starre Acht-Stunden-Arbeitstag und die elfstündige Mindestruhezeit entgegen. Wer spätabends noch mal die Dienstmails checkt und am nächsten Morgen wieder am Arbeitsplatz ist, verstößt gegen die Gesetze“, sagt Rohleder. „Das Arbeitsrecht ist in diesen Punkten nicht mehr zeitgemäß und setzt Arbeitnehmer massenhaft ins Unrecht. Es ist höchste Zeit, diese aus der Zeit gefallenen Regeln zu ändern.“