Die anhaltende Digitalisierung verändert nahezu alle Branchen. Besonders die Automobilbranche ist betroffen, Autos haben sich längst zu fahrenden Computern weiterentwickelt. In der Werbung halten sich die Hersteller nicht zurück. Im Gegenteil, sie stellen ganze neue Formen der Mobilität in Aussicht, wie z.B. das selbstfahrende Auto. Ebenso sollten elektronische Systeme zu mehr Sicherheit beitragen.
Doch Computer werden in Fahrzeugen noch zu ganz anderen Zwecken eingesetzt – auch zu solchen, welche die Hersteller niemals in der Werbung anpreisen würden. Denn inzwischen hilft die Digitalisierung den Autoherstellern und ihren Werkstattpartnern dabei, Reparaturen in Eigenregie zu erschweren. Fahrzeugbesitzer sollen ihre Pkws nicht mehr selbst warten oder reparieren, sondern in die Vertragswerkstätten kommen.
Die Sache mit dem Steuergerät
Der größte Helfer ist im Fahrzeug verbaut und nennt sich Steuergerät. Vor Jahrzehnten diente es primär der Motorsteuerung, heute überwacht es hingegen das gesamte Fahrzeug und kann sogar bestimmte Vorgänge blockieren.
Ein Paradebeispiel ist der Batteriewechsel. Wer früher eine schlappe Autobatterie ersetzen wollte, hatte es leicht. Eine Batterie war für wenig Geld angeschafft und innerhalb weniger Minuten getauscht. Heute geht es bereits damit los, dass die bestehende Batterie nicht einfach vom Bordnetz abgeklemmt werden darf. Dann würden überwachsende Systeme nicht mehr mit Strom versorgt werden. Wer diesen Schritt trotzdem wagt, wird im Anschluss mit einer Vielzahl an Warnmeldungen und Fehlerhinweisen bestraft. Oft bleibt keine andere Möglichkeit, als eine Vertragswerkstatt aufzusuchen und das System wieder einstellen zu lassen – was natürlich entsprechende Kosten verursacht.
Doch selbst wenn jemand die alte Batterie überbrückt, so ist ein Batterietausch längst nicht ohne weiteres möglich. Zunehmend mehr moderne Fahrzeuge verlangen eine Anmeldung der neuen Batterie beim Steuergerät. Geschieht dies nicht, drohen ebenfalls Warnmeldungen oder die Batterie wird falsch geladen, was zu einer drastisch kürzeren ihrer Nutzungsdauer führen kann. Somit führt am Werkstattbesuch kein Weg vorbei.
Letztlich ist der Batteriewechsel nur eines von zahlreichen Beispielen. Selbst der Wechsel von Bremsbelägen und ähnlichen Maßnahmen kann vom Steuergerät bestraft werden. Im schlimmsten Fall sogar in der Form, dass der Motor nicht mehr angelassen werden kann.
Es geht um das Geld
Wie schon angedeutet, verfolgen die Autohersteller damit ein konkretes Ziel. Auch sie wenn es nicht offen kommuniziert, sondern stattdessen auf Sicherheit und ähnliche Aspekte verweisen, so ist ziemlich klar, dass es letztlich um das Geld geht. Fahrzeugbesitzer sollen Vertragswerkstätten besuchen, um im Anschluss hohe Beträge zu entrichten.
Übrigens sind Fahrzeugbesitzer nicht die einzigen Leidtragenden. Auch die Betreiber freier Kfz-Werkstätten klagen mittlerweile vermehrt darüber, dass sie immer weniger Arbeiten durchführen können, weil ihnen schlichtweg der Zugriff auf entsprechende Systeme fehlt.
Diese Entwicklung aufzuhalten, dürfte jedoch schwierig sein. Autofahrer sollten sich darauf einstellen, dass sie in Zukunft auch wegen Kleinigkeiten dazu angehalten sind, Vertragswerkstätten aufzusuchen. Die damit verbundenen Mehrkosten sollten bereits beim Autokauf entsprechend eingeplant werden.