Obwohl die Anzahl der verfügbaren Elektroautomodelle in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt hat, nimmt die E-Mobilität nur äußerst langsam Fahrt auf. Den Automobilherstellern ist es bisher nicht gelungen, ihre Kundschaft zum Umstieg zu motivieren. Zwar kommt der Markt allmählich in Bewegung, aber private Autokäufer zeigen sich hierfür nicht verantwortlich.
Die bisherige Entwicklung im Segment der privat genutzten Elektrofahrzeuge ist erschreckend. Kaum ein Verbraucher traut sich den Kauf eines elektrifizierten Autos zu. Hohe Anschaffungskosten und Verunsicherung halten viele Interessenten ab. Zwar mag man ab und an das eine oder andere Tesla Fahrzeug im Straßenverkehr sichten. Doch deren Anzahl ist gering und zugleich nehmen deren Besitzer häufig eine Sonderrolle ein, da sie über ein vergleichsweise großes Budget für den Autokauf verfügen. Außerdem sind die Teslas oftmals nur Zweitfahrzeuge, d.h. viele der Fahrer können jederzeit auf eine Limousine, einen Sportwagen oder ein SUV mit konventionellem Antrieb zurückgreifen.
Einzelne Wirtschaftszweige entdecken Elektrofahrzeuge
Am stärksten wird die E-Mobilität in Deutschland von ganz anderer Stelle vorangetrieben. Es sind Logistikunternehmen, die den Vorteil elektrischer Lieferfahrzeuge erkannt haben. Am stärksten prescht die Post voran. Mit dem Streetscooter hat sie ein Fahrzeug im Einsatz, das von vielen Seiten zunächst belächelt wurde. Doch in der Praxis scheinen sich die kompakten Elektrotransporter hervorragend zu schlagen. Überraschend ist dies nicht, denn aus Sicht eines gewerblichen Kunden im Logistikumfeld bieten die Elektrotransporter gegenüber konventionellen Transportern erhebliche Vorteile.
Dies trifft ganz besonders für die Unterhaltskosten zu. Gerade im Stadtverkehr weisen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor einen hohen Verbrauch auf. Elektrofahrzeuge schneiden effizienter ab, weil der Strom günstiger ist. Ständiges Anfahren und Abbremsen kostet aber nicht nur Kraftstoff, sondern erhöht auch den Verschleiß, insbesondere am Anlasser und den Bremsen. Auch hier punkten Elektrofahrzeuge, die Wartungsintervalle sind größer und die Kosten liegen niedriger. Außerdem locken Steuervorteile, die ebenfalls nicht zu verachten sind.
Die gebotenen Vorteile scheinen im Fall der Post so groß zu sein, dass sie den Hersteller der Fahrzeuge, die Streetscooter GmbH längst übernommen hat. Zugleich wurden die Fertigungskapazitäten erhöht. Laut aktuellem Wikipedia-Eintrag werden derzeit Kapazitäten geschaffen, um ca. 20.000 Einheiten pro Jahr produzieren zu können. Diese sollen nicht nur in den Dienst der Post treten, sondern auch andern Unternehmen zur Verfügung stehen.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass der Konkurrent UPS auf seinem Heimatmarkt einen ähnlichen Weg wählt. Bis vor kurzem hatte das Logistikunternehmen eine kleinere Anzahl an Elektrotransportern vom Typ „Workhorse“ im Einsatz. Laut einer aktuellen Mitteilung sollen demnächst 1.000 Einheiten den Betrieb aufnehmen, ebenfalls im Stadtverkehr.
Vorreiter für andere Käufergruppen
Angesichts dieser Entwicklung dürfte es nicht überraschen, wenn weitere Logistikunternehmen verstärkt auf die E-Mobilität setzen und ihre Fuhrparks entsprechend anpassen. Aber auch andere Unternehmen, die z.B. schlichtweg Waren zwischen ihren eigenen Standorten bewegen, könnten schon bald die Vorzüge der E-Mobilität zu schätzen lernen. Diese Entwicklung wird sicherlich nicht ohne Einfluss auf die privaten Kraftfahrer bleiben, d.h. auch hier stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen in den kommenden Jahren steigt.