Die großen IT-Konzerne aus dem Silicon Valley befinden sich in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite verdienen sie Milliarden. Auf der anderen Seite wissen sie genau, wie schnell sich Märkte verändern können und sie als Unternehmen womöglich in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Da überrascht es nicht, dass Amazon, Apple, Facebook und Google so viele Startups aufkaufen. Bevor gute Unternehmen zu einer Gefahr werden, übernimmt man sie lieber.
Doch damit nicht genug. Gleichzeitig wird Ausschau nach neuen Märkten und Geschäftsmodellen gehalten. Vor einigen Jahren schien es für die Managergrößen des Silicon Valley festzustehen nichts Größeres zu geben, als in den Automobilsektor einzutreten. Es wurde viel Geld investiert, um selbstfahrende Autos zu entwickeln. Vor allem Apple und Google heizten regelmäßig die Gerüchteküche an.
Inzwischen ist es um die automobilen Ambitionen der Tech-Konzerne deutlich ruhiger geworden. Kein Wunder, denn sie wollten in die Königsklasse der Wirtschaft vordringen. Doch es ist schwierig, gute Automobile zu bauen und zugleich mit entsprechender Marge zu verkaufen. Hinzu kommen unzählige Stolpersteine. Kurzum: Wer im Automarkt erfolgreich sein möchte, benötigt viel Knowhow, eine Menge Kapital und vor allem Zeit. So manchem Manager dürfte klar geworden sein, dass viele Jahre und vermutlich etliche Milliarden US-Dollar erforderlich sind, um sich erfolgreich zu etablieren. Die Konzerne haben sicherlich viel Geld verbrannt und zugleich besteht keine Aussicht, es sobald wieder einzunehmen.
Dennoch scheinen die Konzernen an ihren automobilen Ambitionen festhalten zu wollen. Allerdings haben sie neue Wege eingeschlagen. Wie einzelnen Medienberichten zu entnehmen ist, soll Apple nun das Ziel verfolgen, seine Technologien, die rund um das autonome Fahren entwickelt wurden, im kleinen Rahmen einzusetzen. VW Busse sollen mit der Technologie ausgerüstet werden, um an eigenen Standorten als Transportmittel für Mitarbeiter zur Verfügung zu stehen.
Darüber, was bei Google los ist, kann nur spekuliert werden. Doch wie es aussieht, wurden die Pläne für ein eigenes Google-Auto erst einmal auf Eis gelegt. Inzwischen dürfte sich der Konzern wieder verstärkt auf den Software-Bereich verlagert haben, denn hier lauern große Potenziale, die wesentlich einfacher und schneller zu erschließen sind.
Auch wenn Apple und Google vermutlich keine eigenen Autos mehr an den Start bringen möchten, dürften sie trotzdem das ehrgeizige Ziel verfolgen, ihre Präsenz in den Autos anderer Hersteller zu intensivieren. Dass beide Konzerne tiefer ins Auto vordringen möchten, ist nur allzu verständlich. Denn Auto und Smartphone verschmelzen immer mehr miteinander. Die früheren Schnittstellen glichen eher einer Spielerei, es standen kaum Funktionen zur Verfügung. Doch die Bedürfnisse der Autokäufer verändern sich. Heute sind neue Pkw immer häufiger mit riesigen Displays ausgestattet – weshalb also noch zum Smartphone greifen, wenn sich Informationen auch auf dem Pkw-Display darstellen lassen?
Deshalb ist es für beide Konzerne auch so wichtig, hier präsent zu sein. Mit Android und iOS kontrollieren beide die mittlerweile bedeutsamsten Schnittstellen zum Internet. Da erscheint es umso wichtiger, diese Macht auch im Auto beizubehalten.