Wenn sich in Deutschland Berufstätige mit ihren Familien um den Weihnachtsbaum versammeln, sind ihre Vorgesetzten dabei. So könnte man das Ergebnis einer repräsentativen Bitkom-Erhebung mit den Fragen „Sind Sie an Weihnachten, zwischen den Jahren und Neujahr beruflich per E-Mail, telefonisch oder per Kurznachricht erreichbar, sofern Sie Urlaub haben?“ und „Warum sind Sie im Urlaub erreichbar?“ zuspitzen.
Die Realität ist allerdings vielschichtiger. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl derjenigen, die trotz Urlaubs in der Weihnachtszeit erreichbar bleiben zwar deutlich zugenommen: Sie stieg von 65 Prozent auf 73 Prozent. Dieser Wert wurde allerdings auch 2015 erreicht.
Nur wenige Arbeitnehmer müssen erreichbar sein
Nicht nur das Arbeitszeitgesetz schützt Arbeitnehmer (von Ausnahmen abgesehen) davor, außerhalb ihrer Arbeitszeiten erreichbar sein zu müssen. In den Führungsetagen deutscher Unternehmen ist man sich allgemein bewusst, dass dieser Arbeitnehmerschutz auch im Unternehmensinteresse ist.
„Gerade zum Jahresabschluss ist es für viele Menschen wichtig, zur Ruhe zu kommen und durchzuatmen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder und mahnt: „Zu verantwortungsvoller Führung gehört neben der Rechtslage auch dieses Bedürfnis anzuerkennen.“ Sofern in bestimmten Fällen eine Erreichbarkeit notwendig sei, sollten dafür einvernehmlich klare Regeln aufgestellt werden. Besonders kritisiert Rohleder Situationen, in denen permanente Erreichbarkeit nur stillschweigend vorausgesetzt und deshalb nicht kompensiert werde.
62 Prozent der Erreichbaren unter den Befragten gaben in der Bitkom-Umfrage an, mit ihrer Erreichbarkeit die Erwartungen ihrer Vorgesetzten zu erfüllen. Allerdings nannten immerhin 38 Prozent und somit mehr als jeder dritte eine entsprechende Erwartungshaltung ihrer Kollegen und 25 Prozent gaben an, ihre Kunden würden Erreichbarkeit erwarten. Es sind also nicht nur die Chefs, deren tatsächliche oder vermeintliche Ansprüche der Erholung im Wege stehen. Außerdem wollen 23 Prozent aus eigenem Entschluss über die Weihnachtszeit in ihrem Urlaub erreichbar sein.
E-Mail, Kurznachricht, Anruf
Nicht außer Acht lassen sollte man außerdem, dass nicht jeder offene Kommunikationsweg in gleicher Weise die Erholung beeinträchtigt. Ungeachtet individueller Gesichtspunkte lässt sich wohl verallgemeinern, dass telefonische Erreichbarkeit und das mehr oder weniger regelmäßige Abrufen von E-Mails insoweit unterschiedliche Qualitäten aufweisen.
Deshalb ist es von Bedeutung, dass 66 Prozent der Befragten telefonisch erreichbar bleiben, 65 Prozent per SMS oder Instant Messaging und 55 Prozent per E-Mail. Leider wurde hier nicht gesondert erhoben, ob die Berufstätigen nur vorhaben, ab und zu ihren PC einzuschalten und aus Neugier nach frischen Firmen-E-Mails zu suchen oder ob Firmen-E-Mails jederzeit auf dem Smartphone aufpoppen können.
Wie haltet Ihr es mit der Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub?