Trotz deutlich verbesserter Rahmenbedingungen gibt es keinen E-Book-Boom in Deutschland. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Bitkom aus einer repräsentativem Umfrage. Es gibt allerdings auch Zahlen, die von einem gewissen Fortschritt zeugen.
Lediglich 23 Prozent der Bürger in Deutschland lesen digitale Bücher. (17 Prozent lesen übrigens gar keine Bücher.) Im Vergleich zu 2014, 2015 und 2016 ist sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen, denn zuvor lagen diese Werte bei 24 bis 25 Prozent. Verbuchen wir den minimalen Rückgang als statistische Ungenauigkeit, gab es zumindest seit Jahren keinen Zuwachs an E-Book-Lesern.
Den größten Zuspruch finden elektronische Bücher in der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren, wo 35 Prozent derjenigen, welche überhaupt gelegentlich Bücher lesen, E-Book-User ist. Bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 27 Prozent, bei den 50 – bis 64-jährigen 24 Prozent und bei den Senioren 8 Prozent.
Kaum billiger als gedruckte Bücher
Angesichts deutlich besserer Hardware und eines gewachsenen Inhalteangebots sowie eines anhaltenden Trends zu einer Nutzung digitaler Medienangebote überrascht das ausbleibende Wachstum. Ein Grund dürften die hohen E-Book-Preise in Deutschland sein. Der Vorteil bei anderen Medien, diese in digitaler Form in der Regel deutlich billiger zu bekommen, kommt hier nicht zum Tragen. E-Books kosten meistens nur geringfügig weniger als gedruckte Ausgaben.
Der Bitkom hatte zwar gefragt, wie die Umfrageteilnehmer zum höheren (regulären) Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent für E-Books stehen. Dabei sprachen sich 71 Prozent für eine Absenkung auf 7 Prozent (wie bei gedruckten Büchern) aus, 7 Prozent für eine Anhebung der Mehrwertsteuersatzes für E-Book auf 19 Prozent und 16 Prozent für eine weitere Ungleichbehandlung. Eine größere Hürde dürfte indes die Buchpreisbindung darstellen, meine ich.
Bei den häufigsten genannten Kritikpunkten bei digitalen Büchern liegt unter den Nicht-Nutzern das fehlende haptische Erlebnis gedruckter Bücher mit 63 Prozent an erster Stelle. 42 Prozent sind die Lesegeräte zu teuer, 38 Prozent möchten nicht auf einem Bildschirm lesen, 23 Prozent sind die Endgeräte zu kompliziert und 21 Prozent stört, dass sich E-Books nicht wie gedruckte Ausgaben verleihen und verschenken lassen. Mich wundert, dass der letzte Punkt nicht öfter angeführt wurde, denn das ist ein schwerwiegendes, objektiv bestehendes Problem.
Die User elektronischer Bücher loben dagegen vor allem die jederzeitige Verfügbarkeit (86 Prozent), den geringen Platzbedarf (69 Prozent), das geringe Gewicht (67 Prozent) sowie die Möglichkeit, schnell neuen Lesestoff zu erhalten (60 Prozent).
E-Book-Reader setzen sich bei E-Book-Usern durch
Ein Hoffnungsschimmer ist die wachsende Verbreitung geeigneter Endgeräte zum elektronischen Lesen bzw. deren steigende Nutzung als Lesegerät. Letztes Jahr verwendeten lediglich 46 Prozent der E-Book-User spezielle E-Reader, dieses Jahr sind es mit 67 Prozent sehr viel mehr. Bei Tablets gab es insoweit einen Anstieg von 24 auf 29 Prozent. Die Nutzung von Desktop-Computern, Notebooks und Smartphones zum Lesen von Büchern ist dagegen rückläufig.
Lest Ihr noch Bücher aus Papier? Wenn es geht, vermeide ich das, denn E-Books lesen sich sehr viel angenehmer. Einen langen Text zu lesen, bei dem ich die Schriftgröße nicht anpassen kann, empfinde ich als Zumutung. Zudem sind E-Book-Reader und viele Tablets deutlich leichter als Bücher – auch als so manches Taschenbuch! Das erhöht den Lesekomfort deutlich. Zudem sehe ich es als erheblichen Vorteil, keine helle Lampe einschalten zu müssen. Bei gedämpftem Licht liest es sich entspannter.