Im Sommerurlaub komplett abzuschalten ist für Berufstätige in Deutschland nicht der Normalfall. Einer neuen repräsentativen Bitkom-Umfrage zufolge bleiben sieben von zehn Berufstätigen, die im Sommer 2017 tatsächlich Urlaub haben, während ihrer Urlaubszeit erreichbar.
Die ganz große Mehrheit der Beschäftigten hält hierzulande mindestens einen Kommunikationskanal offen, wenn sie ihren Sommerurlaub antritt. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage in 2015 ist hat sich daran kaum etwas geändert. Während dieses Jahr 71 Prozent beruflich erreichbar bleiben, waren es vor zwei Jahen 72 Prozent, voriges Jahr allerdings nur 67 Prozent.
Seltener per E-Mail
Am weitesten verbreitet ist die Erreichbarkeit über Kurznachrichten, sei es via Instant Messaging Services oder den klassischen SMS-Dienst: 59 Prozent halten diesen Kanal offen, 2015 waren es 58 Prozent. Ein offenes Ohr für Anrufe behalten dieses Jahr 58 Prozent; vor zwei Jahren waren 66 Prozent bereit, Anrufe von Kollegen und Chefs anzunehmen. Auf E-Mails reagieren dieses Jahr nur noch 38 Prozent, vor zwei Jahren lag dieser Wert mit 48 Prozent signifikant höher. Letzteres könnte am inzwischen deutlich höheren Stellenwert von Instant Messaging liegen, was denkt Ihr?
Gänzlich unerreichbar bleiben dieses Jahr 25 Prozent der Berufstätigen, 2015 waren dies 28 Prozent. In der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren ist Unerreichbarkeit mit 37 Prozent überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Das erkläre ich mir allerdings in erster Linie damit, dass junge Menschen beruflich in der Regel weniger Verantwortung tragen bzw. seltener in Entscheidungsprozesse eingebunden sind. Salopp gesagt: Taucht ein unerwartetes Problem auf und muss eine wichtige Entscheidung getroffen werden, ruft man nicht den Praktikanten an, sondern den Chef.
Neue Freiheiten stellen Führungskräfte und ihre Mitarbeiter vor neue Herausforderungen, weiß man beim Bitkom, gerade in der Urlaubszeit. „Digitale Technologien ermöglichen ein flexibles und selbstbestimmtes Arbeiten – zu jeder Zeit und an jedem Ort“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Unternehmen, ihre Mitarbeiter und jeweiligen Aufgaben sind sehr unterschiedlich. Mit einer Standardregelung nach Schema F wird man allerdings nicht jedem Einzelfall gerecht. Zur Erreichbarkeit während des Urlaubs sollten individuelle Absprachen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern getroffen werden, die der jeweiligen Situation bestmöglich entsprechen. Im Mittelpunkt muss dabei die Erholung des Mitarbeiters stehen.“ Gut zu wissen: Eine Verpflichtung dazu, im Urlaub ansprechbar zu bleiben, existiert nur in seltenen Fällen.
Mit 61 Prozent am häufigsten sind es die Kollegen, die sich bei einem Mitarbeiter in dessen Urlaub melden. Nur bei 23 Prozent der erreichbaren Berufstätigen meldet sich der Chef, bei 13 Prozent sind es Kunden. Hier dürfte eine Rolle spielen, dass ein Berufstätiger meist mehr Kollegen als Vorgesetzte hat und viele wenig oder gar keinen Kontakt mit Kunden.
Nicht nur theoretisch: Erreichbarkeit wird genutzt
Interessant: Jeder vierte (24 Prozent) derjenigen, die in ihrem Urlaub erreichbar bleiben, wird erfahrungsgemäß in dieser Zeit überhaupt nicht kontaktiert. Einerseits bedeutet dies, dass die große Mehrheit derjenigen, die bereit sind, sich im Urlaub stören zu lassen, tatsächlich kontaktiert wird. Andererseits wird die Bereitschaft, ansprechbar zu bleiben, nicht dermaßen ausgenutzt, dass sich niemand mehr erholen könnte.
Wie haltet Ihr es in Eurem Sommerurlaub? Vierte (25 Prozent).