Etwas im Internet zu kaufen ist innerhalb kurzer Zeit von einer Ausnahme zu einer alltäglichen Handlung geworden. Noch ist der Offline-Handel zwar weitaus wichtiger, doch beim E-Commerce ist ein Ende des Wachstums nicht abzusehen. Gar nicht so wenige Onliner in Deutschland kaufen bereits täglich oder zumindest einmal pro Woche online ein.
Frische Umfrageergebnisse aus dem Dezember zum Onlineshopping hat heute der Bitkom veröffentlicht. Die Zahlen verdeutlichen, dass der Onlinehandel gegenüber dem stationären Handel weiterhin großes Aufholpotenzial besitzt, womit wir für die kommenden Jahre mit anhaltendem Wachstum im E-Commerce rechnen können.
Ein Blick auf die Details
Der durchschnittliche Online-Käufer gab dieses Jahr 1.280 Euro im Netz aus. Dazu gibt es weitere Details: 16 Prozent der Online-Käufer gaben 2016 mehr als 2.500 Euro aus, 29 Prozent zwischen 1.000 Euro und 2.500 Euro. Mit 22 Prozent etwas mehr als jeder fünfte Onlineshopper bestellte nur für 500 Euro bis 1.000 Euro. „Auch für 2017 stehen die Zeichen im E-Commerce auf Wachstum“, kommentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder die Daten.
Es gibt in Deutschland zwar immer noch Menschen, welche noch nie das Internet genutzt haben, doch von den Internetusern haben mit 96 Prozent dieses Jahr fast alle wenigstens irgendetwas online gekauft bzw. gebucht. „Online-Shopping wird vom Einzel- zum Regelfall“, schreibt der Bitkom hierzu. Allerdings kaufen erst 5 Prozent der Internetnutzer täglich im Netz ein, 15 Prozent einmal oder mehrmals pro Woche.
Viele haben im im Ausland bestellt
Eine große Mehrheit von 72 Prozent der Online-Käufer hat bereits bei einem Anbieter im Ausland bestellt. 8 Prozent bestellen regelmäßig bei ausländischen Shops, 54 Prozent gelegentlich. 74 Prozent derjenigen, welche bereits bei einem Shop im Ausland online etwas gekauft haben, taten dies bei einem Anbieter im europäischen Ausland. Für asiatische und nordamerikanische Onlineshops sind diese Werte mit 49 Prozent bzw. 40 Prozent ein gutes Stück kleiner. Jeder vierter Onlineshopper (25 Prozent) hat noch nie etwas online im Ausland bestellt.
Wie intensiv nutzt Ihr Onlineshopping? Bei mir geht die nächste Bestellung gleich nach Beeindigung dieses Artikels raus, denn ich möchte zum Abendessen ein Rezept probieren, was ich letzte Nacht in einem YouTube-Video gesehen habe. Dafür extra zum Einkaufen nach draußen zu gehen, das wäre so 20. Jahrhundert! Lassen wir die Einkäufe im Supermarkt mal außen vor – Lebensmittel etc. online zu kaufen funktioniert zwar, aber das muss noch besser werden! – hat sich der Offline-Einkauf bei mir zum Ausnamefall entwickelt.
Wir dürfen das Thema nicht aufschieben!
Jeder, dem etwas am Lebensraum Stadt liegt, sollte sich über Alternativen zu Einkaufsgebieten als Stadtzentren machen, denn dieses Geschäftsmodell ist überholt. Kleine Convenience Stores im Wohnumfeld oder an Knotenpunkten im öffentlichen Nahverkehr (der allerdings selbst durch autonome Fahrzeuge im heutigen Umfang infragegestellt wird) mögen langfristig auf genug Nachfrage treffen. Und für Läden, die mehr Showroom zum Ausprobieren und Erleben sind als Verkaufsräume, kann ich mir eine Nachfrage im Markt gut vorstellen. Doch überall dort, wo es primär um Bedarfsdeckung geht, nicht um Entdecken, Ausprobieren, Freizeitgestaltung etc. wird in Zukunft der Online-Einkauf absolut dominieren.
Auf der Basis von einem durchschnittlichen Online-Einkaufs-Betrag von 1.280 Euro mag es so aussehen, als ob das – falls es jemals so weit kommt – erst in sehr ferner Zukunft eintreten könnte. Das verleitet zu einem Gedanken nach dem Muster „Das werden wir nicht mehr erleben“, doch das dürfte ein gefährlicher Irrtum sein. Gefährlich deshalb, weil es dem Thema die Dringlichkeit abnimmt. Kommt es zu der angesprochenen Verschiebung vom Offline- zum Onlinehandel, hat das enorme gesellschaftliche Auswirkungen.
Je früher sich jeder Einzelne damit beschäftigt, desto eher ist er für die Anforderungen der Zukunft gewappnet. Die Veränderungen im Einzelhandel sind zwar nur ein Bereich von vielen, die sich in einer großen Transformation befinden; doch wenn man sich vergegenwärtigt, wie viele Jobs direkt und indirekt von den angesprochenen Entwicklungen verändert oder verdrängt oder im positiven Fall durch neue Jobs ersetzt werden, sollte einem die gesellschaftliche Sprengkraft, welche dabei freigesetzt werden könnte, zum Handeln motivieren.