Mit dem bevorstehenden Verkaufsstart vom Amazon Echo in Deutschland und der Einführung von Google Home in den USA erfahren digitale Assistenzsysteme hierzulande erhöhte Aufmerksamkeit. In Smartphones, Tablets und teilweise auch Notebooks und Desktop-Computern sind die Systeme bereits seit einiger Zeit im Alltag verfügbar. Eine in diesem Monat durchgeführte repräsentative Befragung im Auftrag des Bitkom sollte klären, für welche Zwecke sich die Bundesbürger den Einsatz der digitalen Assistenten mit „stationären“ Geräten wie Amazon Echo und Google Home vorstellen können.
39 Prozent der Befragten können sich vorstellen, überhaupt eine solche Lösung zu verwenden, wobei 12 Prozent dies auf jeden Fall tun möchten. „Digitale Sprachassistenten erlauben es von überall im Raum freihändig per Zuruf Befehle geben und Fragen stellen zu können“, sagt Timm Lutter, Bitkom-Experte für Consumer Electronics und Digital Media. „Erste Hersteller haben ihre Geräte schon auf den Markt gebracht, weitere folgen in Kürze. Die Technologie hat das Potenzial, die Haushalte zu erobern und den Alltag in den eigenen vier Wänden zu vereinfachen.“
Steuerung von Haushaltsgeräten
Aus den Antworten hat der Bitkom eine Top-10-Liste mit Aufgaben für die Geräte zusammengestellt. Mit weitem Abstand vorne liegt das Steuern von Geräten im Haushalt. 63 Prozent derjenigen, die sich die Nutzung dieser Geräte vorstellen können, denken an dieses Nutzungsszenario für ihr Zuhause. An zweiter Stelle mit 37 Prozent liegt das Abrufen von Informationen aus Suchmaschinen.
Alle anderen Einsatzmöglichkeiten stoßen auf signifikant geringeres Interesse. Auf Platz drei befindet sich der Abruf von Verkehrsnachrichten, was sich knapp jeder vierte Umfrageteilnehmer (24 Prozent) für sich vorstellen kann. Es folgen Lesen oder Verfassen von E-Mails oder Kurznachrichten (23 Prozent), Sportergebnisse abfragen (20 Prozent), Musiktitel spielen oder Radio hören (18 Prozent), Waren bestellen (14 Prozent), Taxi rufen (9 Prozent), Wettervorhersage abrufen (7 Prozent), Erinnerung an persönliche Termine (7 Prozent).
„Die Assistenten stellen eine neue Schnittstelle zwischen Mensch und Internet dar. Mit den smarten Lautsprechern können kompatible, WLAN-fähige Geräte gesteuert und Web-Anwendungen bedient werden“, so Lutter.
Bei Männern und Frauen gibt es unterschiedliche Präferenzen bezüglich der geschlechtlichen Zuordnung der Stimme ihres Assistenten. 42 Prozent der Frauen wünschen sich eine männliche Stimme, 32 Prozent eine weibliche. Demgegenüber bevorzugen 53 Prozent der Männer eine weibliche und 21 Prozent eine männliche Stimme.
Die Mehrheit ist nicht bereit
Die vielleicht wichtigste Information der ganzen Umfrage ist oben eventuell untergegangen: Weniger als die Hälfte aller Befragten kann sich vorstellen, ein Gerät mit eingebautem digitalem und sprachgesteuertem virtuellen Assistenten zu Hause aufzustellen. Hauptgrund bei denen, welche dies ablehnen, ist mit einem Wert von 73 Prozent die Weitergabe von Daten an die beteiligten Unternehmen.
61 Prozent fürchten eine Manipulation von Geräten bzw. ein Abhören durch Hacker. 41 Prozent gaben an, keinen Bedarf zu haben, für 16 Prozent kommt die digitale Sprachsteuerung generell nicht infrage und 12 Prozent genügt der Umfang der Funktionen der digitalen Assistenten auf Smartphones.
Ob es klug ist, den Unternehmen die eigenen Daten vorenthalten zu wollen, kann mit dem heutigen Erkennisstand niemand abschließend beurteilen. Wer so argumentiert sollte allerdings prüfen, ob er damit nicht genau die Unternehmen meint, denen er bereits seine E-Mails, Kurznachrichten bei Instant Messaging, seine Familienfotos, sein Bewegungsprofil, seine Konsumgewohnheiten bei Büchern, Musik und Video sowie beispielsweise seine Interessen beim Ansehen von Nachrichten und Erwachsenen-Unterhaltung anvertraut. Wer bei den angesprochenen Themen Totalverzicht übt oder zumindest keinen Dienst eines Konzerns, der sprachgesteuerte digitale Assistenten anbietet, nutzt, ist hier außen vor. Doch das ist ganz sicher nicht die Mehrheit.
In der eigenen Wohnung abgehört werden
Die Sorge, abgehört zu werden – von wem auch immer – ist durchaus begründet, allein schon angesichts der zahlreichen Sicherheitslücken im Internet of Things. Aber diejenigen, die deshalb auf stationäre Geräte der hier besprochenen Art in ihrer Wohnung verzichten, sollten über einen Abschied von ihrem Mobiltelefon nachdenken oder zumindest jedesmal den Akku herausnehmen, wenn sie es gerade nicht nutzen.
Kurz gesagt: Das bringt nicht viel, wenn man in seiner Ablehnung jeweils nicht konsequent handelt. Der Fortschritt lässt sich zwar nicht aufhalten, aber mitgestalten.
Wie steht Ihr zu sprachgesteuerten digitalen Assistenten und der dafür angebotenen Hardware? Ich freue mich sehr auf Amazon Echo und bin enttäuscht, dass es für Deutschland noch keinen Einführungstermin für Google Home gibt.