So langweilig der klassische Wocheneinkauf von Lebensmittel und Produkten zur Körperpflege vielen Menschen auch erscheinen mag, er ist ein riesiges Business. Die großen Player, d.h. Discounter und Handelsketten, tätigen gewaltige Umsätze und fahren mit den Fast Moving Consumer Goods (FMCG) satte Milliardengewinne ein.
Zugleich steht das Handelssegment für eine der letzten Bastionen, die im Wettkampf zwischen stationärem Handel und Online-Handel noch nicht gefallen ist. Schon mehrere Online-Händler haben sich daran versucht, doch der große Durchbruch ist bislang keinem gelungen. Gründe gibt es dafür viele, wie z.B. die schwierigen Einkaufsbedingungen für Neulinge. Zudem scheint das Verhalten der Konsumenten nicht so leicht zu ändern sein.
Amazon will FMCG Segment besser erschließen
Amazon steht für eine der größten Erfolgsgeschichten im E-Commerce. Nun wagt sich das Unternehmen an das FMCG Segment heran. Die große Waffe des E-Commerce Riesen: Der Dashbutton. Die Idee dahinter ist ganz einfach. Dem Kunden wird die Möglichkeit eingeräumt, Produkte nur einem Knopfdruck nachzubestellen. Zugegeben: Die eigentliche Idee ist nicht neu, doch bisher ist es niemand gelungen, sie richtig gut umzusetzen.
Doch Amazon setzt auf moderne Technik. „Per Knopfdruck bestellen“ heißt nicht mehr, sich erst an einen Computer oder an ein Smartphone begeben zu müssen. Der Dashbutton ist ein physischer Button, der irgendwo in der Wohnung hinterlegt wird. Ein kurzer Griff dorthin mit anschließendem Knopfdruck genügt, damit Amazon das jeweilige Produkt direkt nachliefert. In der ZDF Mediathek kann man sich das in diesem Video ansehen.
Amazon hat das Projekt Dashbutton gut vorbereitet und sich einige etablierte Markenpartner mit ins Boot geholt. Der Dashbutton ist in Verbindung mit typischen Produkten erhältlich, die auch sonst regelmäßig nachgekauft werden. Hierzu zählen beispielsweise Katzenfutter oder Waschmittel.
Die technische Umsetzung wurde von Amazon ganz charmant gelöscht. So simpel der Dashbutton auch aussehen mag, schlussendlich wird er in das WLAN eingeklinkt. Die Konfiguration soll laut Amazon denkbar einfach sein. Sie erfolgt über das Smartphone und ist rasch erledigt.
Meine Zweifel am Erfolg des Dashbuttons
Ich persönlich bin gespannt, wie der Dashbutton bei den Verbrauchern ankommt und ob er sich mittelfristig halten kann. Keine Frage, einige Menschen dürften fasziniert sein und den Button für eine tolle Idee halten. Doch bleiben sie am Ball und drücken den Button jedes Mal, wenn sie nachbestellen möchten – oder ist der Dashbutton doch nur eine Spielerei, die mit der Zeit ihren Reiz verliert?
In den meisten Fällen ist es leicht, neue Ideen schlecht zu reden. Dennoch fallen mir einige Argumente ein, die mich an einem größeren Erfolg des Buttons zweifeln lassen. Da wäre zunäcsht die Tatsache, dass der Dashbutton der klassischen „Wocheneinkauf“ nicht ersetzen kann. Wegen zahlreicher anderer FMCGs werden die Verbraucher weiterhin örtliche Handelsgeschäfte aufsuchen und dort einkaufen – und dort können sie diese Produkte ebenfalls erwerben.
Ein weiterer Grund ist der Preis. Amazon ist nicht unbedingt für seine Kampfpreise bekannt, sondern vielmehr für ein großes Angebot und schnelle Lieferungen. Zugleich ist fraglich, ob Amazon mithalten kann, wenn die großen Player wirklich in den Preiskampf gehen. Man denke nur an den Versuch von Waltmart, Fuß auf dem deutschen Markt zu fassen. Besonders Aldi wird nachgesagt, die Amerikaner ganz schnell verdrängt zu haben. Während Walmart heftige Verluste einfuhr, soll Aldi immer noch satte Gewinne erzielt haben.
Außerdem wäre da noch das Thema Abwechslung. Viele Menschen möchten nicht ständig dieselben Produkte kaufen. Täglich kommen neue Produkte in den Handel, was wiederum den Reiz mit sich bringt, auszuprobieren. Besonders diese Komponente könnte dazu führen, dass so mancher Amazon Kunde seine Dashbuttons im Lauf der Zeit immer seltener drückt.