Anders als noch im Frühjahr erwartet schwächt sich der deutsche Markt für Tablet-Computer dieses Jahr anscheinend nicht ab. Im Gegenteil: Dank Geräten mit abnehmbarer bzw. ansteckbarer Tastatur werden die Verkaufszahlen und Umsätze dieses Jahr voraussichtlich steigen.
Der Bitkom verkündet die Trendwende auf dem deutschen Tablet-Markt. Auf Basis der Untersuchungen des European Information Technology Observatory (EITO) prognostiziert der Digitalverband für 2016 eine Steigerung der Verkaufszahlen um 4 Prozent auf 7,7 Millionen Geräte; die Umsätze sollen sogar um 11 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro steigen.
„Treiber für dieses starke Wachstum sind die sogenannten Detachables, also Tablet Computer, die fest mit einer Tastatur verbunden werden können und dann für die gleichen Aufgaben eingesetzt werden wie ein vollwertiges Notebook oder ein PC“, erklärt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Dabei ist das Interesse von Privatanwendern und von Geschäftskunden gleichermaßen hoch. Ein Grund dafür: Je nach Betriebssystem sind Detachables sehr einfach in die bestehende IT-Infrastruktur zu integrieren.“
Geräte mit Tastatur sind teurer
Aufgrund der höheren Preise von Detachables wirkt sich das Nachfrageplus in diesem Segment stark auf den Gesamtmarkt aus. Zuletzt gaben Tablet-Käufer durchschnittlich 280 Euro für ein Neugerät aus, für 2016 erwartet der Bitkom einen Anstieg auf 300 Euro.
Die in letzter Zeit verzeichnete Nachfrageschwäche wird oft mit einem nachlassenden Interesse an Tablet-Computern an sich gleichgesetzt. Vor allem der Trend zu Smartphones mit großen Displays wird immer wieder als Erklärung dafür herangezogen. Ähnlich wie beim schwächelnden PC-Markt wird ein nachlassendes Interesse an Neukäufen mit einem nachlassenden Interesse an der Gerätekategorie gleichgesetzt. Wer sich gerade ein Smartphone mit fast sechs Zoll großem Display zugelegt hat, mag sich nicht mehr für Tablets aus der 7-Zoll-Klasse interessieren.
Deutliche mehr Tablet-Verwender
Die Verbreitung von Tablets hat allerdings stark zugenommen. Verwendeten vor zwei Jahren erst 28 Prozent der Deutschen ein Tablet, sind es inzwischen 41 Prozent. Wer keine aufwendigen neuen Spiele auf seinem Tablet nutzen möchte, hat als durchschnittlicher Nutzer allerdings kaum einen Grund, ein zwei bis drei Jahre altes Gerät durch ein neues zu ersetzen. Wie bei PCs gibt es nach dieser relativ kurzen Zeitspanne kaum relevante Einschränkungen im Vergleich zur Nutzung von Neugeräten. Die anhaltende Zufriedenheit der Kunden mit ihren früher gekauften Tablets sollte nicht als Desinteresse an der Geräteklasse verstanden werden!
Ich nutze meine beiden Tablets deutlich intensiver als meine beiden Smartphones. Die beiden Smartphones habe ich allerings erst im Frühling gekauft, die beiden Tablets sind bei mir seit 2013 im Einsatz.
Das steigende Interesse an Tablets mit physischer Tastatur überrascht mich nicht. Vielmehr sehe ich diesen Trend als Bestätigung dafür, dass Touchscreens zwar für den Medienkonsum gut geeignet sind, aber zu viele Aufgaben bleiben, in denen eine physische Tastatur die eindeutig bessere Wahl darstellt, nicht nur bei „produktiven Tätigkeiten“. Selbst ein Facebook-Kommentar mit lediglich zwei kurzen Sätzen lässt sich auf einer virtuellen Tastatur nur mit vergleichsweise viel Anstrengung eingeben.
Microsoft ist noch im Spiel
Übrigens: Das Interesse an Tastatur-Tablets stärkt nicht zuletzt die Stellung von Windows als Betriebssystem für mobile Endgeräte. Wobei: Mit Windows 10 hat Microsoft die Trennung zwischen der Welt der PCs und der mobilen Endgeräte weitgehend aufgehoben. Nicht zuletzt deshalb sind ansteckbare bzw. abnehmbare Tastaturen für Tablets so attraktiv. Man kann dasselbe Gerät wie ein Notebook und wie ein Tablet bedienen und dabei (Stichwort: Universal Windows Platform) sogar dieselben Applikationen verwenden.
Vor diesem Hintergrund sehe ich eine gute Chance für Microsoft, über einen Erfolg im Tablet-Markt wieder im Smartphone-Bereich Marktanteile für sein Betriebssystem zu gewinnen. Das Continuum-Feature ist hier eine weitere Stärke, die bislang noch nicht richtig ausgespielt werden konnte, die bei künftigen Surface-Phones (oder wie sie tatsächlich mal heißen werden) aber das beste Kaufargument sein könnten.
Wie intensiv nutzt Ihr Tablets? Habt Ihr dafür eine Tastatur und wenn ja, wann kommt diese zum Einsatz?