Gebt es ruhig zu: Ihr habt schon früher mit Eurem Computer gesprochen. So wie man es beispielsweise mit Haustieren macht, obwohl man weiß, dass sie einen nicht verstehen. Im Gegensatz zu Haustieren haben sich Computer so stark weiterentwickelt, dass Sprachbefehle heute kein bloßes Gimmick für einen kurzzeitigen Wow-Effekt mehr sind.
Interessanter finde ich indes die parallele Weiterentwicklung bei den Menschen, denn während ich nie Zweifel daran hatte, dass Maschinen eines Tages gesprochene Kommandos annehmen würden, ist Begeisterung für den technischen Fortschritt kein typisches Merkmal für die Bevölkerung in Deutschland. Wie eine vom Bitkom beauftragte Untersuchung ergab, greift mittlerweile eine knappe Mehrheit der Smartphone-Besitzer auf Sprachbefehle zurück.
Senioren würden am meisten profitieren
Am weitesten verbreitet ist die Spracheingabe unter den 14- bis 29-jährigen Smartphone-Usern, doch ihr Abstand zu den 30- bis 49-jährigen ist gering. Von denen verwenden 54 Prozent Sprachbefehle, bei den 50- bis 64-jährigen Usern sind es mit 52 Prozent kaum weniger. Bei den Senioren unter den Smartphone-Usern nutzt indes nur jeder vierte (25 Prozent) diesen Eingabeweg. Dabei profitieren alte Menschen in besonderem Maße davon, nicht alles über kleine virtuelle Tastaturen eingeben zu müssen. Da Smartphones unter Senioren weniger verbreitet sind als unter jüngeren Menschen liegt der Prozentsatz der Sprachbefehle nutzenden Senioren letztlich noch deutlich unter 25 Prozent.
„Die Spracherkennungssoftware ist inzwischen so weit ausgereift, dass selbst komplexe Befehle oder Fragen gut verstanden und ausgeführt bzw. beantwortet werden“, lobt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Sprachsteuerung macht die Bedienung des Smartphones noch intuitiver und komfortabler. Auch für ältere oder körperlich eingeschränkte Menschen kann dies eine enorme Erleichterung sein.“
Welchen Arten von Sprachbefehlen werden genutzt?
Von denen, welche die Spracheingabe am Smartphone einsetzen, nutzen 80 Prozent die Möglichkeit, per Sprachbefehl einen Anruf zu starten, 49 Prozent verfassen Textnachrichten und 33 Prozent fragen aktuelle Informationen ab, beispielsweise zu Wetter oder Spielergebnissen im Sport. Deutlich seltener kommen mit einem Wert von 16 Prozent die Spracheingabe zu Navigationszwecken und mit einem Wert von lediglich 12 Prozent das Starten von Apps per Sprachkommando zum Einsatz. Während nicht jeder regelmäßig Navigationsdienste benötigt, muss jeder immer wieder verschiedene Apps starten – warum nutzen dafür so wenige Smartphone-Besitzer Sprachkommandos?
Mit Verweis auf die weitere Vernetzung prognostiziert der Bitkom der Sprachsteuerung eine große Zukunft, nicht nur im Zusammenhang mit Mobiltelefonen. „Im Smart Home kann intelligente Sprachsoftware zum Beispiel eingesetzt werden, um das Licht auszuschalten oder die Rollläden herunterzulassen.“ Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit sich hier die Steuerung mittels Gesten und Berührungen durchsetzen wird.
Es wird besser
Was für Erfahrungen habt Ihr mit Spracheingabe und Sprachbefehlen gemacht? Bevor es Smartphones, wie wir sie heute kennen, gab, habe ich habe ich beispielsweise für die Erstellung von redaktionellen Texten Spracherkennungssoftware am PC verwendet. Das hat damals allerdings nicht so toll funktioniert. Die Worterkennung beeindruckte zwar, doch bei Groß- und Kleinschreibung sowie Getrennt- und Zusammenschreibung fehlte dem System das richtige Gespür. Über Befehle wie „Schreib das groß!“ konnte man zwar nacharbeiten, ohne auf die Tastatur zurückgreifen zu müssen, aber das war aus Nutzersicht auf Dauer sehr anstrengend. Mit etwas Übung konnte man bereits beim Diktieren solche Fehler vermeiden, doch das ging auf Kosten der Konzentration auf den Inhalt.
Spracheingabe auf Smartphones sorgt heute immerhin nicht dafür, dass das Gerät fast stehenbleibt. Die Verarbeitung erfolgt schließlich in der Cloud, was allerdings bedeutet, dass eine ausreichend schnelle Verbindung ins Internet bestehen muss. Zudem wird so mehr Traffic benötigt. In ein paar Jahren sind das im Alltag hoffentlich keine limitierenden Faktoren mehr.