Das nächste große Ding gibt’s auf die Nase! Smart Glasses haben das Potenzial, Kommunikation, Mediennutzung und Abläufe im Berufsalltag nachhaltig zu verändern. Noch können die meisten Menschen dieses enorme Potenzial kaum erkennen, selbst wenn sie es gewissermaßen auf ihre Nase setzen.
Die neueste BITKOM-Umfrage zu Anwendungsszenarien von Smart Glasses ist insoweit wenig erhellend, aber eine Überraschung gibt es dennoch: 38 Prozent der Deutschen (ab 14 Jahren) können sich bereits vorstellen, ein Gerät wie Sony Smart Eyeglass, Epson Moverio oder Google Glass zu tragen. Gegenüber einer Umfrage vor zwei Jahren ist das ein starker Antieg, denn damals konnten sich erst 19 Prozent mit diesem Gedanken anfreunden. Heute sind sich 17 Prozent sogar sicher, dass er eine Datenbrille nutzen wird. Voriges Jahr zeigten sich 31 Prozent interessiert und 13 Prozent waren sich hinsichtlich eines Einsatzes sicher.
Junge Menschen sind interessierter
Bedenkt man, dass noch fast niemand eine Datenbrille dieser Art ausprobieren konnte, sind das in meinen Augen überraschend hohe Werte. Alte Menschen sind das Tragen einer Brille (als Sehhilfe) zwar weit stärker gewohnt als junge, trotzdem können sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene vorstellen, zum Datenbrillenträger zu werden. In der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen ist es mit 57 Prozent die Mehrheit. In der Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahre zeigen sich 40 Prozent an den Funktionen von Smart Glasses interessiert, in der Altersgruppe von 50 bis 64 Jahren 35 Prozent. Unter den Personen ab 65 Jahren sind ledigloch 23 Prozent an einer Datenbrille interessiert.
„Durch das Einblenden von Zusatzinformationen in das Sichtfeld der Nutzer dienen Smart Glasses als Eingangstor in eine erweiterte Realität, eine Augmented Reality“, sagt Bitkom-Experte Timm Lutter. Das klingt reichlich unspektakulär. Und das kann es auch sein. Die in der Umfrage vorkommenden Einsatzzwecke lassen kaum erahnen, wie sehr sich unser Blick auf die Welt durch Smart Glasses ändern wird.
Denkbare Einsatzzwecke
63 Prozent wollen ihre smarte Brille unterwegs einsetzen, um Zusatzinformationen zu Sehenswürdigkeiten zu erhalten. Jeder Zweite möchte sie als Navigationsgerät einsetzen. Ein wesnetlicher Vorteil dabei ist, den Blick nicht abwende zu müssen. Während des Autofahrens Informationen (Streckenführung, Verkehrslage, erlaubte Höchstgeschwindigkeit) ins Sichtfeld eingeblendet zu bekommen ist für 41 Prozent von Interesse.
Fast jeder Dritte (31 Prozent) kann sich vorstellen, via Smart Glasses SMS oder E-Mails angezeigt zu bekommen. Während des Einkaufens im Geschäft Zusatzinformationen zu Produkten zu erhalten, ist für jeden Vierten (25 Prozent) vorstellbar. 17 Prozent würden in in manchen Situationen wie beim Kochen gerne beide Hände freihaben und die Datenbrille könnte das Kochbuch bzw. sonstige Gebrauchsanweisungen ersetzen. Nur 12 Prozent interessieren sich für Möglichkeiten, zu Personen automatisch erkannten Personen Informationen aus Quellen wie Sozialen Netzwerken einblendet zu erhalten.
Diese letzte Einsatzmöglichkeit ist von allen genannten die einzige mit gewisser Sprengkraft. Nicht allein weil das Ganze als Aufregerthema zum kultivieren von Feind- und Weltbildern perfekt geeignet ist, sondern mehr noch weil es die Art und Weise, wie wir Menschen wahrnehmen massiv beeinflussen würde. Das wiederum würde sich in erheblichem Umfang darauf auswirken, welche Informationen Menschen überhaupt veröffentlichen wollen.
Die Zukunft wird anders!
Die anderen angesprochenen Einsatzzwecke spiegeln dagegen eine recht konservative Sicht auf die Zukunft wieder. Wozu braucht man etwa Navi-Funktionen für Autofahrer, wenn die Autos in Zukunft selbst fahren? Im Geschäft Zusatzinformationen zu den im Verkauf angeboteten Waren angeboten zu bekommen mag eine Zeit lang sehr nützlich sein, aber welche Zukunft haben Offline-Geschäfte? (Das spricht natürlich nicht dagegen, beim Besuch von Showrooms solche Informationen via Datenbrille zu erhalten – solange Showrooms nicht komplett virtualisiert werden.
Das wäre dann aber kein Fall für Smart Glasses mit Augemented Reality-Funktionen, sondern für eine Virtual Reality-Brille. Wenn diese VR-Brillen, die sich vermutlich schneller durchsetzen werden, ihr Potenzial entfalten, wird sich das Leben weiter ins Virtuelle verlagern. Denkbar ist, das Augemented Reality dadurch an Relevanz verliert. Andererseits glaube ich eher, dass das Gegenteil der Fall ist: Durch VR-Erfahrungen geprägt wird man auf die Verbindung mit dem Virtuellen gerade nicht mehr verzichten wollen, wenn man sich in der analogen Welt bewegt.
Wie steht Ihr zu Smart Glasses, welche Erwartungen habt Ihr dabei an die Zukunft?