Während ihrer Arbeitszeit beschäftigen sich viele Berufstätige mit berufsfremden Dingen. Smartphones machen es möglich, sogar während geschäftlicher Meetings andere Dinge erledigen zu können. Andererseits bleiben so unzählige Berufstätige auch in der Freizeit mental am Arbeitsplatz bzw. kümmern sich in Freizeitsituationen um Aufgaben aus ihrem Job.
Die Digitalisierung sorgt für eine fortschreitende Entkoppelung von Arbeit und physischer Anwesenheit am Arbeitsplatz. Eine neue Entwicklung ist die Vermischung von Arbeits- und Freizeit nicht. Computer mit Internetanschluss sorgen seit den 90ern dafür, dass sich Berufstätige am Büroschreibtisch mit allen möglichen dienstfremden Aktivitäten beschäftigen und zu Hause Berufliches erledigen.
Dennoch kommt dem Smartphone eine besondere Stellung zu, denn erstmals haben die User ein Gerät, was diese Vermengung ermöglicht, rund um die Uhr in fast jeder Situation zur Hand. Aktuelle Zahlen des BITKOM aus einer repräsentativen Befragung (1.016 Personen ab 14 Jahren, davon 575 berufstätig) zeigen, wie weit verbreitet diese Vermischung hierzulande ist.
In Freizeit nicht freihaben
48 Prozent, also etwa jeder zweite Smartphone-Besitzer, erledigt mit seinem Gerät Berufliches während privater Treffen mit der Familie oder Freunden. 28 Prozent machen das zumindest ab und zu, 20 Prozent regelmäßig. Bei jungen Menschen kommt es allerdings seltener als bei älteren vor.
Nur 35 Prozent der Berufstätigen bis 29 Jahre kümmert sich via Smartphone bei Freizeittreffen um Berufsbelange; in der Altersgruppe zwischen 30 und 49-Jahren verfahren 47 Prozent so, bei den Berufstätigen über 50 Jahren sogar 61 Prozent. „Die Digitalisierung führt dazu, dass das Berufsleben flexibler wird. Während man früher wenig produktiv auf eine wichtige Nachricht im Büro warten musste, nimmt man heute mit dem Smartphone sein Büro einfach mit“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.
Weitverbreitet, aber unbeliebt
Interessant: Dieses Verhalten ist weit verbreitet, aber deshalb nicht allgemein akzeptiert. 67 Prozent bewerten es als unhöflich, nur 28 Prozent finden es normal. Am wenigsten akzeptiert wird es von Personen ab 65 Jahren: 12 Prozent akzeptieren es, 83 Prozent stufen es als unhöflich ein.
Für einen gewissen Ausgleich sorgt die Beschäftigung mit Privatem am Arbeitsplatz. Der Umfrage zufolge erledigen satte 41 Prozent der Smartphone-Inhaber während dienstlicher Besprechungen mittels Smartphone private Dinge. Am häufigsten (67 Prozent) wenden sich die Beschäftigten in Meetings privater Kommunikation (E-Mails, SMS, Instant Messaging) zu.
„Rund jeder Dritte (29 Prozent) nutzt Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter, rund jeder Vierte (27 Prozent) spielt oder liest aktuelle Nachrichten im Netz (23 Prozent)“, nennt der Verband in einer Presseinfo weitere Zahlen. 15 Prozent informieren sich über Sportergebnisse und immerhin 6 Prozent betreiben Mobile Shopping.
Mentale Abwesenheit in neuer Qualität
Wer seine Angestellten dazu „zwingen“ kann, an Meetings teilzunehmen, stand dabei immer schon vor der Aufgabe, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Mitarbeiter nicht lediglich körperlich anwesend waren. Mentale Abwesenheit ist nicht erst durch Smartphones und mobiles Internet zum Problem geworden. Dennoch hat das heute eine ganz andere Qualität.
Rohleder: „Die große Herausforderung ist dafür zu sorgen, dass diese neue Flexibilität weder zu Lasten der Beschäftigten noch zu Lasten der Unternehmen geht, sondern dass beide Seiten gleichermaßen davon profitieren.“ Das lässt sich unterschreiben.
Dabei dürfte die größte Schwierigkeit nicht bei einem angemessenen zeitlichen Ausgleich liegen, sondern darin, dass diese Gleichzeitigkeit beider Welten sowohl kurz- als auch langfristig zur Belastung werden kann. Ungestörte Konzentration sowohl beim Arbeiten als auch beim Erholen ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor und wichtig für die psychische und physische Gesundheit. Hier ist sowohl der jeweilige Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer in der Verantwortung, für gesunde Rahmenbedingungen zu sorgen.
Inwieweit verwendet Ihr Euer Smartphone dazu, Arbeits- und Freizeit miteinander zu vermengen?