Deutsche Schüler verbringen viel Zeit online und mit digitalen Geräten, aber gute Computerkenntnisse garantiert das nicht. Das zeigen die Ergebnisse einer Sonderauswertung der Studie D21-Digital-Index, die nun vorliegen.
Die Schüler von heute wachsen mit digitalen Geräten und digitalen Medien auf und nutzen das Internet intensiv: rund 4 Stunden pro Tag. Gegenüber neuen Technologien und digitalen Innovationen sind sie offen, sie nutzen aktiv verschiedene mobile Endgeräte, 93 Prozent haben ein eigenes Smartphone.
Eine jetzt veröffentliche Sonderauswertung der Studie D21-Digital-Index (Weiterentwicklung des (N)ONLINER Atlas) kommt zu dem Schluss, dass Schüler trotzdem nicht mehr digitale Kompetenz als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung vorweisen können.
Kenntnisse fehlen
Mit einem Textverarbeitungsprogramm wie Word Texte schreiben können nach eigenen Angaben zufolge 82 Prozent der Schüler, in der Gesamtbevölkerung sind es 80 Prozent. Mit einem Tabellenkalkulationsprogramm wie Excel Berechnungen durchzuführen, trauen sich 59 Prozent der Schüler zu, womit sie nur 2 Prozentpunkte vor der Gesamtbevölkerung liegen.
Das sei Grund zur Beunruhigung, macht man sich bei der Initiative D21 Sorgen, schließlich seien solche Kenntnisse für einen Großteil der Berufe unverzichtbar. Stephan Griebel, Leiter der AG Bildung der Initiative D21 sagt: „Umfangreiche Digitalkompetenzen sind eine wichtige Voraussetzung für den Berufseinstieg. Sogar 45 Prozent der Befragten, die das Internet und digitale Medien selbst nicht nutzen, sagen, dass digitale Medien heutzutage ein grundlegender Bestandteil aller Schulfächer sein müssten. Es ist höchste Zeit, dass Schulunterricht auch auf die praktischen Seiten des zukünftigen Berufslebens vorbereitet.“
Zu wenig Angst
Außerdem fehlen den meisten Schülern ein angemessenes Risikobewusstsein beim Umgang mit ihren persönlichen Daten, glaubt man bei der Initiative D21. Ihre Risikowahrnehmung sei deutlich weniger als im Bevölkerungsdurchschnitt ausgeprägt, während diese bei älteren Usern weitgehend dem bundesweiten Durchschnitt entspreche. „Schüler schätzen insbesondere das Risiko für Datendiebstahl mit 23 Prozent (vgl. 36 Prozent in der Gesamtbevölkerung), Phishing mit 26 Prozent (vgl. 39 Prozent in der Gesamtbevölkerung) und Backdoors mit 28 Prozent (vgl. 40 Prozent in der Gesamtbevölkerung) deutlich niedriger ein“, heißt es in der Pressemitteilung.
Lassen wir außen vor, dass es weit schwieriger sein dürfte, Risikobewusstsein als konkrete Kenntnisse in einer solchen Untersuchung adäquat zu ermitteln – was schließt Ihr aus diesen Ergebnissen? Wer über 40 ist, muss sich keine großen Sorgen machen, von Jüngeren digital abgehängt zu werden, könnte eine Schlussfolgerung sein. Und Arbeitgeber sollten diesbezügliche Altersdiskriminierung bei der Suche nach Arbeitskräften lieber heute als morgen tatsächlich aufgeben.
Keine Ahnung? Na und!
Was fehlende Kompetenzen im Umgang mit Computern angeht, verweise ich auf meinen Blogpost aus dem Sommer 2012. PC-Kenntnisse, so meine These, sind möglicherweise bald eine Kulturtechnik von gestern. Der technische Fortschritt mache sie für den Durchschnittsbürger überflüssig.
In Bezug auf mangelndes Risikobewusstsein lässt sich ebenfalls argumentieren, dass der normale User künftig immer weniger Schaden anrichten kann, weil ihm – mit einer gehörigen Portion Bevormundung – immer weniger risikobehaftete Optionen verbleiben. Daraus ergeben sich natürlich andere, sehr viel größere Risiken, nicht nur für den einzelnen User, sondern für die Gesellschaft insgesamt.