Fernsehzuschauer geben sich nicht mehr mit einem Bildschirm zufrieden. In einer Online-Befragung gaben drei von vier Teilnehmern zu, während des TV-Konsums einen zweiten Bildschirm zu nutzen, sich also beispielsweise mit dem Smartphone zu beschäftigen.
Die zweite Auflage der Studie „My Screens“ der Mediaagentur Initiative bestätigt, was Ihr bestimmt bei Euch selbst und den Personen in Eurem Umfeld längst bemerkt habt: Während des Fernsehens wird immer häufiger ein weiteres Gerät mit Bildschirm genutzt. Im Herbst wurden 1.055 Personen in Online-Interviews befragt, 74 Prozent gaben an, zu den Parallelnutzern zu gehören. Das ist ein Plus von 6 Prozentpunkten im Vergleich zur ersten Erhebung Anfang 2014.
Innerhalb von vier Wochen
Abgesehen davon, dass nur Personen im Alter zwischen 14 und 59 Jahren befragt wurden, relativiert sich der hohe Anteil von Parallelnutzern aus einem weiteren Grund: Gefragt wurde nach der Nutzung eines zweites Bildschirms innerhalb der letzten vier Wochen. Nicht, dass dieser Wert nicht interessant wäre. Zu wissen, wie viele TV-Zuschauer sich überhaupt auf einen zweiten Bildschirm einlassen, während sie fernsehen, ist durchaus nützlich. Aussagekräftig ist er aber nicht, denn für sich genommen könnte die kurze Beschäftigung mit Tablet, Smartphone oder Notebook die große Ausnahme darstellen.
So ist es allerdings nicht, denn Meike Schnoor, Head of Initiative Research, fasst das Studienergebnis wie folgt zusammen: „Die Nutzung weiterer Bildschirme parallel zum TV ist mittlerweile zur Normalität geworden. Wir sind allerdings von der Dynamik überrascht. Im Vergleich zur letzten Studie, die nicht lange zurückliegt, ist sowohl die Anzahl der Parallelnutzer als auch die Nutzungsintensität deutlich gestiegen. Das liegt vor allem an der zunehmenden Verbreitung von Tablets und Smartphones. Auch inhaltlich hat sich einiges verändert. Der zweite Bildschirm wird nicht mehr überwiegend zur Kommunikation mit anderen genutzt. Häufiger kommen die Zweitgeräte mittlerweile zur Recherche nach TV-Inhalten oder für Online-Shopping zum Einsatz. Das eröffnet neue Perspektiven für die Werbungtreibenden.“
Smartphone statt Notebook
Vor nicht langer Zeit war das Notebook das typische Zweitgerät beim Fernsehen, doch 47 Prozent der Parallelnutzer verwenden inzwischen ein Smartphone, das ist ein Anstieg von 6 Prozentpunkten. Notebooks kommen auf nur noch 38 Prozent, Tablets und Desktop-Computer liegen mit je 20 Prozent gleichauf.
Am weitesten verbreitet ist die Parallelnutzung bei den 14- bis 29-Jährigen. Gegenüber der ersten „My Screens“-Befragung legten sie um 13 Prozentpunkte zu, sodass der Anteil in dieser Altersgruppe 87 Prozent erreicht. Mit einem Anteil von 81 Prozent (plus 6 Prozentpunkte) ist die Verwendung eines zweiten Bildschirmgeräts bei den 30- bis 39-Jährigen fast ebenso verbreitet. 72 Prozent der 40- bis 49-Jährigen und immerhin 61 Prozent der 50- bis 59-Jährigen verwenden beim Fernsehen einen Zweitbildschirm.
Auf das Programm kommt es an
Ob jemand sein Smartphone, Tablet oder ein anderes Gerät in die Hand nimmt, während er eigentlich fernsieht, hängt sehr stark von der Art des TV-Programms ab. Wenn Spielfilme oder Nachrichten laufen, ist der Second Screen nicht so interessant, der Parallelnutzungsanteil erreicht hier bloß 60 Prozent, bei Serien, Talk-Sendungen und Scripted-Reality-Formaten ist er mit 74 bis 80 Prozent signifikant höher. Neun von zehn Parallelnutzern wenden sich dem Zweitbildschirm zu, wenn im Fernsehen Werbung gezeigt wird.
Die Beschäftigung mit dem Second Screen bedeutet nicht zwangsläufig, dass sich die Zuschauer mit etwas anderem als dem Fernsehprogramm befassen. 70 Prozent der Parallelnutzer recherchieren zu den gerade im TV-Programm gezeigten Inhalten. Ihr Interesse am Programm ist also so groß, dass sie mehr erfahren wollen. Am häufigsten wird nach Hintergrundinfos (etwa über Schauspieler) gesucht (69 Prozent), mehr als jeder Dritte (37 Prozent) informiert sich über Produkte aus der Werbung und 26 Prozent wollen sie sogar kaufen.
Kommunikation an dritter Stelle
68 Prozent kaufen online während des Fernsehens ein, das sind 5 Prozentpunkte mehr als bei der ersten Befragung. Erst dahinter folgt die Kommunikation mit anderen Menschen, sei es per E-Mail, SMS, Social Media oder Instant Messaging.
Selbst wenn in der befragten Altersgruppe drei von vier Personen parallel zum Fernsehen ihr Smartphone, Tablet oder Notebook verwenden, bedeutet das also nicht, dass sie sich nicht mehr auf das TV-Programm einlassen würden. Oft trifft sogar das Gegenteil zu und Zuschauer vertiefen online auf dem Second Screen die Beschäftigung mit den jeweiligen Inhalten. Zudem wandert der Blick der Parallelnutzer nicht ständig zwischen ihren Displays hin und her, weil nur ein Teil der Zeit über parallel zum Fernsehprogramm ein Zusatzgerät genutzt wird.
Ich bin zwar täglicher Parallelnutzer, doch kommen Tablet und Smartphone jeweils nur sehr kurz und gezielt zum Einsatz. Wie ist das bei Euch?