Eine Mehrheit von 60 Prozent der Onliner in Deutschland schließt aus, für Online-Journalismus zu bezahlen. Jeder dritte lässt sich Journalismus im Netz allerdings bereits etwas kosten.
Mit der Frage, ob und wenn ja unter welchen Bedingungen Internetuser bereit sind, für journalistische Inhalte Geld auszugeben, haben wir uns hier im Blog über die Jahre bereits oft befasst. Mit Blick auf die Ergebnisse einer neuen BITKOM-Umfrage zu diesem Thema ist verhaltener Optimismus nicht übertrieben. In der repräsentativen Umfrage des Verbands gaben 34 Prozent und somit jeder dritte Teilnehmer an, im letzten Jahr für redaktionelle Inhalte bezahlt zu haben. Ein Jahr zuvor hatte erst jeder vierte Geld für Online-Journalismus ausgegeben.
Neben diesem deutlichen Anstieg der Zahl an Zahlenden ist ein leichter Anstieg der Höhe der monatlichen Beträge für redaktionelle Inhalte zu verzeichnen: 2013 lag der Durchschnittsbetrag bei 13,60 Euro, 2014 bei 15,10 Euro. „Immer mehr Menschen lassen sich Online-Journalismus etwas kosten“, stellte BITKOM-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder fest. „Voraussetzung dafür ist, dass die Inhalte benutzerfreundlich aufbereitet werden, nicht zu teuer und einfach abzurechnen sind.“
Junge Menschen überdurchschnittlich zahlungsbereit
Ein Abo hatten sich letztes Jahr 22 Prozent der Befragten gegönnt, 20 Prozent entschieden sich für Einzelabrechnung. Positiv stimmen kann die Medienmacher die überdurchschnittlich hohe Zahlungsbereitschaft junger Menschen: In der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren zahlten 40 Prozent für journalistische Netzinhalte, in der Altersgruppe ab 65 Jahren nur 22 Prozent.
Am besten verkaufte sich Politik: 46 Prozent der für Online-Journalismus zahlenden Umfrageteilnehmer gaben für Inhalte aus dem Bereich Politik Geld aus. Für Wirtschaftsinfos zahlten 37 Prozent, für Sportnachrichten 31 Prozent und für Informationen aus dem Themenfeld Gesundheit, Ernährung und Fitness 20 Prozent. In Inhalte zu Fachthemen investierten 12 Prozent. 27 Prozent der zahlenden Teilnehmer gaben an, mit ihren Zahlungen mehrere Themen abgedeckt zu haben.
Welche Inhalte eignen sich?
Wenn es darum geht, welche Formen der Berichterstattung auf die höchste Zahlungsbereitschaft stoßen, zeigt sich, dass aufwendige und exklusive Inhalte gute Chancen haben: Unter den grundsätzlich zur Zahlung bereiten Teilnehmern zeigten 46 Prozent an Reportagen, Hintergrundberichten und langen Interviews Interesse. Jeder vierte (25 Prozent) würde für investigativ recherchierte Geschichten und Exklusivberichte Geld ausgeben, 12 Prozent können sich vorstellen, für Fachinformationen zu zahlen. Für Meinungsartikel würden nur 10 Prozent und für tagesaktuelle Nachrichten sogar bloß 6 Prozent ihre virtuelle Brieftasche zücken.
„Die Nutzer verlangen auch im Internet nach hochwertigen und exklusiven Inhalten“, deutete Rohleder die Ergebnisse. „Im Web ist Qualitätsjournalismus gefragt.“ Angesichts des seit Jahren hohen Wettbewerbs- und Kostendruck (die Printauflagen und Anzeigenerlöse sinken) ist das für die Zeitungs- und Magazinverlage keine leichte Aufgabe. Um eine für Werbekunden ausreichende Reichweite zu erzielen, müssen sie außerdem dafür sorgen, möglichst viele Leser zu erreichen.
Obwohl sich die Zahlungsbereitschaft zuletzt deutlich verbessert hat, verweigert sich eine Mehrheit von 60 Prozent weiterhin dem Bezahlen für Online-Journalismus. Zwei von drei der Zahlungsverweigerer argumentierten mit einem in ihren Augen ausreichend großen Gratisangebot, 37 Prozent bemängelten die Qualität der kostenpflichtigen Angebote, 31 Prozent waren sie zu teuer und jeder vierte meinte, das Bezahlen für journalistische Inhalte wäre zu kompliziert.
Es muss einfacher werden
Zu kompliziert? Auf digitale Abos trifft das kaum zu, aber für das Bezahlen einzelner Inhalte sollten sich die Anbieter dringend nach besseren Modellen umsehen. Wenn ich an Lösungen wie Laterpay denke, sehe ich zumindest spannende Ansätze dafür. Ich bin eher der Flatliner und für mich war das von Krautreporter umgesetzte Konzept das interessanteste. Was als Produkt dabei herausgekommen ist, fand ich dann eher enttäuschend, nicht zuletzt aufgrund der meinem Empfinden nach leserunfreundlichen Präsentation der Inhalte. Immerhin bewegt sich was in Deutschland.
Mein Grund dafür, letztes Jahr keine Zeitung in digitaler Form zu abonnieren war übrigens, dass es das inzwischen eingestellte Wallstreet Journal Deutschland nicht schaffte, eine auf meinen Tablets funktionierende App bereitzustellen. Da half es auch nichts, mich mehrmals anzurufen und mir ein Abo zum Sonderpreis anzubieten. Wie viel Geld gebt Ihr für Online-Journalismus aus, welche Arten Inhalten lasst Ihr Euch etwas kosten?