Bei mobilen Endgeräten dominieren Android OS und iOS, doch ausgerechnet die TV-Geräte-Branche ist dabei, die Karten neu zu mischen. Samsung, Panasonic und LG bringen Tizen, Firefox OS und WebOS zurück ins Spiel.
Ideen und Ankündigungen gab es zu Tizen, Firefox OS und WebOS bereits viele, umgesetzt wurde enttäuschend wenig. Auf der gerade in Las Vegas stattfindenden Consumer Electronics Show (CES) 2015 zeigen mehrere große asiatische Firmen allerdings, dass es ihnen ernst ist mit dem Einsatz der genannten Betriebssysteme – auf ihren TV-Geräten. Darauf weist das Marktforschungs- und Berarungsunternehmen International Data Corporation (IDC) hin und liefert eine gute Erklärung dafür mit.
Im Smartphone- und Tablet-Markt haben Unternehmen aus Nordamerika die Kontrolle über die Betriebssysteme. Damit bestimmen sie in erheblicher Weise über die Funktionen und Möglichkeiten der Endgeräte mit. Das allein kann den Hardware-Produzenten schon nicht gefallen, doch rund um die Betriebssysteme haben sich digitale Ökosysteme mit Apps und Inhalten wie Musik und Videos entwickelt. Umso größer ist die Macht der Unternehmen, welche die Betriebssysteme kontrollieren. Zudem bestimmt sich so der Wert eines Smartphones nicht nur über die Hardware.
Jetzt gewinnen Smart TVs an Bedeutung und da wollen die überwiegend asiatischen Hersteller nicht den gleichen Fehler wie bei den mobilen Endgeräten machen, deutet man bei IDC das Engagement für die wenig verbreiteten – um nicht zu sagen gescheiterten – Betriebssysteme. LG stattet seine Fernseher mit dem vor knapp zwei Jahren von HP übernommenen und einst von Palm entwickelten WebOS aus, Panasonic setzt auf das Firefox OS von Mozilla und Samsung investiert gemeinsam mit anderen Unternehmen in das offene Betriebssystem Tizen, das zwischendurch immer wieder für Smartphones im Gespräch war.
Ohne Apps, Inhalte und Services geht es nicht
Selbst für Samsung wäre es riskant, bei Smartphones und Tablets im großen Stil auf Tizen zu setzen, ohne genug Apps und damit auch Inhalte und Services anbieten zu können. Der Smart-TV-Markt ist längst nicht so weit entwickelt und die Bedürfnisse der Verbraucher sind hier zu gewissen Teilen andere als beim Einsatz von Smartphones und Tablets. Die wichtigsten Apps schnell bereitzustellen erscheint damit machbar.
Auf Tizen, Firefox OS und WebOS zu setzen, statt eigene Plattformen zu entwickeln, hat klare Vorteile: Die Betriebssysteme sind inzwischen ziemlich ausgereift, was Zeit und Geld sparen hilft. Außerdem gibt es immerhin bereits einige beliebte Apps für diese Systeme, die Unternehmen müssen also nicht bei Null anfangen.
Kurzfristig mag es sich für Sony lohnen, seine Smart TVs mit Android OS auszustatten. Verbraucher entscheiden sich häufig für das, was sie kennen. Und die enorm große Verbreitung des Betriebssystems hat aus Konsumentensicht klare Vorteile. Nicht zuletzt hat Sony hier eine Chance, weil mit Samsung, LG und Panasonic einige seiner größten Konkurrenten gerade nicht Android gewählt haben.
Unabhängigkeit und eine zweite Chance
Auf lange Sicht dürfte es für die großen TV-Hersteller indes sehr vorteilhaft sein, beim Betriebssystem nicht von einem anderen Unternehmen abhängig zu sein. Würden sich die Großen der Branche auf ein bestimmtes Betriebssystem einigen, könnten sie Google, Apple und Microsoft schnell Marktanteile abnehmen, denn eines sollten wir nicht übersehen: Ein auf Smart TVs erfolgreiches Betriebssystem hätte gute Chancen, auf mobilen Endgeräten zum Einsatz zu kommen. Das ist aus meiner Sicht sogar das beste Argument für den Einsatz von Tizen, Firefox OS und WebOS auf Smart TVs. Sie wurden für Smartphones entwickelt, es wäre technisch also wirklich nur ein kleiner Schritt.
Meint Ihr wie ich, dass der mögliche Sprung (zurück) auf Smartphones der entscheidende Grund für den Einsatz von Tizen, Firefox OS und WebOS auf Smart TVs ist?