Für eine digitale Kamera geben die Deutschen dieses Jahr im Durchschnitt deutlich mehr Geld aus als vor zwei Jahren. Dennoch sinken die Umsätze der Branche drastisch.
Viele Menschen haben seit Jahren keinen Fotoapparat mehr in die Hand genommen, obwohl sie mehr Fotos machen als je zuvor. Das liegt daran, dass die in Smartphones eingebauten Kameras inzwischen erstaunlich gute Resultate liefern und das Smartphone eh immer dabei ist. Einen Fotoapparat einzupacken, wenn man aus dem Haus geht, ist dagegen eine bewusste Entscheidung.
Der BITKOM nennt diese Woche anlässlich der Messe Photokina in Köln einige interessante Zahlen zu einem bereits lange anhaltenden Trend: Vor zwei Jahren lag der Durchschnittspreis einer in Deutschland verkauften Digitalkamera erst bei 237 Euro, dieses Jahr bei 276 Euro. Der Trend geht klar zu besser ausgestatteten Geräten. Die Käufer lassen sich ihren neuen Fotoapparat mehr kosten. Das war übrigens bereits vor zwei Jahren zu beobachten.
Das ist für die Branche erfreulich, nur gibt es immer weniger Käufer. Allein gegenüber letztem Jahr sanken die Umsätze um 10 Prozent. Dieses Jahr werden 1,3 Milliarden Euro umgesetzt, prognostiziert der Verband. Die Verkaufszahlen sinken sogar um 16 Prozent auf 4,66 Millionen Geräte. „Immer mehr Verbraucher nutzen statt einer einfachen digitalen Kompaktkamera lieber die Fotofunktion ihres Smartphones“, erläutert BITKOM-Experte Timm Hoffmann. „Digitale Spiegelreflex- und Systemkameras mit großen Bildsensoren und Wechselobjektiven bleiben aber weiterhin gefragt.“
Extra Objektive für bessere Bildqualität
In diesem Bereich können Smartphones wohl auf absehbare Zeit nicht mithalten. Das bedeutet aber nicht, dass anspruchsvollere Fotofans die Kamera ihres Smartphones ignorieren würden. Wie aus einer früheren BITKOM-Umfrage hervorgeht, fotografiert in Deutschland jeder (!) Smartphone-Besitzer ab 14 Jahren mit seinem Gerät. Die verbleibenden Schwächen bei der Bildqualität lassen sich teilweise durch die zahlreich angebotenen Kameraaufsätze für Smartphones ausgleichen. In der Regel wird dann ein spezielles Objektiv mittels einer Klammer auf das mobile Telefon gesteckt.
Ein weiterer Trend: Digitalkameras werden Smartphones ähnlicher. Vor allem Vernetzung ist ein großes Thema. In der ersten Jahreshälfte 2014 erzielte die Branche 39 Prozent ihrer Umsätze mit vernetzbaren Kameras. In der zweiten Jahreshälfte 2013 waren es erst 19 Prozent. Neben der Fotofunktion wird von vielen Smartphone-Usern die Möglichkeit zum Aufnehmen von Videos genutzt. Hoffmann: „Für Schnappschüsse im Alltag oder kurze Videoclips ist das Smartphone mit Abstand das beliebteste Gerät.“
Knappe Mehrheit nimmt Videos mit dem Smartphone auf
Videos nimmt allerdings erst etwas mehr als jeder zweite Smartphone-Besitzer (55 Prozent) auf. In den letzten Jahren haben sich die entsprechenden Fähigkeiten der Telefone deutlich verbessert. „Viele in Smartphones eingebaute Kameras können mittlerweile Filme in HD-Qualität (1280×720 Pixel) aufnehmen, einige bieten sogar Full-HD-Qualität an (1920×1080 Pixel)“, heißt es in der Presseinfo des BITKOM zum aktuellen technischen Stand.
Mein Samsung Galaxy S5 kann sogar in 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) aufzeichnen. Dennoch glaube ich nicht, bald auf einen Camcorder verzichten zu können. Wie ist das bei Euch? Hat das Smartphone Fotoapparat und Camcorder inzwischen ganz verdrängt?