Das Speichern von Daten in der Cloud ist populärer geworden, doch die große Mehrheit der Onliner in Deutschland nutzt bisher gar keinen Speicherplatz im Netz. Cloud-Speicher ist bei jungen Usern weiter verbreitet als bei alten.
Vielleicht liegt es daran, dass ich Online-Festplatten schon verhältnismäßig lange nutze, aber wenn der BITKOM heute auf eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts ARIS verweist, der zufolge 15 Millionen Deutsche Online-Speicher verwenden, ist meine erste Reaktion: Was, so wenige erst? Und das sind nicht etwa die zahlenden User, sondern alle, die überhaupt bei Online-Speicherdiensten Daten ablegen.
Wie verbreitet sind Cloud-Speicher heute?
„Online-Speicherdienste vereinfachen die Dateiverwaltung und -sicherung erheblich“, sagt Andreas Nowottka, Vorstandsvorsitzender des Kompetenzbereichs ECM im BITKOM. „Dokumente und Bilder sind von überall verfügbar und lassen sich einfach teilen.“ Eben, warum verzichtet dann die überwältigende Mehrheit darauf?
Unter den Jüngeren gibt es einen höheren Anteil von Cloud-Speicher-Nutzern, aber dass selbst in der Altersgruppe zwischen 14 und 29 Jahren nur 34 Prozent Daten in der Cloud-Speichern, überrascht mich sogar noch mehr. In der Altersgruppe zwischen 30 und 49 Jahren beträgt der Anteil 28 Prozent, in der Gruppe der 50- bis 64-jährigen Onliner sind bereits 26 Prozent dabei und unter den Usern ab 65 Jahren liegt dieser Wert bei 7 Prozent.
Was wird online gespeichert?
Für das Berufsleben bieten Cloud-Speicher große Vorteile, aber 90 Prozent der Cloud-Speicher-User in Deutschland nutzen solche Anbieter bloß privat. Abgelegt werden vor allem Bilder und Dokumente. Zwei Drittel (65 Prozent) lagern Fotos in der Cloud. „Gut die Hälfte (53 Prozent) speichert Briefe im Web“, nennt der Verband in der Pressemitteilung eine weitere Einzelheit. 42 Prozent speichern Musik in der Cloud, wobei ich mich frage, hier nur die Musik zählt, die selbst hochgeladen wurde. Zum Teil erfolgt das – bei der AutoRip-Funktion von Amazon sogar beim Kauf von CDs – automatisch.
9 Prozent der User von Online-Speicherdiensten legen dort Rechnungen ab. „Wer seine Dokumente in der Cloud speichert, fährt damit sicherer“, sagt Nowottka. „Cloud-Dienste erstellen automatisch Sicherungskopien der gespeicherten Daten und schützen so vor Diebstahl oder Datenverlust der Festplatte.“ Hier lässt sich ergänzen, dass man zugunsten des Speicherns in der Cloud nicht auf eine lokale Speicherung verzichten muss – was wohl auch die wenigsten tun. Insofern besteht das Plus an Sicherheit nicht zuletzt darin, dass es überhaupt eine zusätzliche Kopie einer Datei gibt.
Rechnungen als PDFs und Word-Dokumente beispielsweise benötigen relativ wenig Speicherplatz, sodass man dafür nicht zwingend einen kostenpflichtigen Tarif buchen muss. Fast alle Cloud-Speicherdienste stellen ja in geringem Umfang Gratis-Speicherplatz zur Verfügung. Oft sind es nur 5 GB oder sogar weniger, aber einige Dienste sind deutlich großzügiger. Im „Mediencenter“ genannten Angebot der Telekom etwa stehen 25 GB kostenloser Speicherplatz bereit.
Nicht mehr teuer – aber große Preisunterschiede
Obwohl es bei der Wahl des Anbieters entscheidend ist, wie viel Platz man für sein Geld erhält, sollten andere wichtige Eigenschaften nicht vernachlässigt werden. Für welche Betriebssysteme Apps zur Verfügung stehen, wie zuverlässig Up- und Downloads erfolgen, wie komfortabel die Bedienung ist und welche Zusatzfunktionen über das reine Abspeichern geboten werden, sollte geprüft werden, bevor man Geld für einen Dienst zahlt. Manch einem kommt es auf Funktionen zur Zusammenarbeit mit anderen Usern an oder darauf, dass ein einfaches Teilen möglich ist.
Bis vor nicht langer Zeit war Online-Speicher teuer, aber insbesondere in den letzten Monaten hat sich der Preisverfall beschleunigt. Bei Google Drive beispielsweise kosten 100 GB nur noch 1,99 Dollar pro Monat, 1 TB ist für 9,99 Dollar/Monat zu haben. Wenn das so weitergeht, bin ich gespannt, ob die User dazu übergehen, so gut wie alle ihre Daten einem Cloud-Speicher-Anbieter anzuvertrauen. Von allen anderen möglichen Bedenken abgesehen sind es schließlich die laufenden Kosten, welche dafür sorgen, dass das Potenzial von Cloud-Speichern nicht ausgenutzt wird.
Wofür nutzt Ihr Cloud-Speicher-Dienste?