Eines ist sicher: Einkaufen werden die Menschen in Zukunft immer noch. Beim Onlineshopping sehen sich viele in Zukunft aber nicht mehr vor dem PC-Monitor sitzen. Laut einer aktuellen Umfrage sehen drei von vier Internetusern in Fernsehern Geräte, die zukünftig zum Einkaufen verwendet werden.
Vor dem TV-Bildschirm sitzen und einkaufen. Wenn ich das höre, kommen mir zuerst Zukunftsvisionen der 80er und 90er in den Sinn. Von der Fernsehcouch aus einkaufen zu können, wurde bereits als Möglichkeit für die Zukunft angepriesen, als wir das Web noch gar nicht hatten.
Die Zukunft ist nicht mehr fern
Um sich vorzustellen, wie das aussehen könnte, brauchte man damals viel Phantasie. Heute ist nicht mehr viel Fantasie nötig, zumindest nicht, falls man bereits Smart-TV-Funktionen nutzt. Der vernetzte Fernseher ist heute schließlich Realität, wenngleich über 40 Prozent der Smart-TV-Käufer ihren Fernsehapparat nicht einmal mit dem Internet verbinden. Doch das ist ein Ergebnis einer anderen Untersuchung!
Das Forschungsinstitut ibi research an der Universität Regensburg hat im Auftrag der Internet World Messe zum zweiten Mal unter deutschen Onlinern eine Befragung zum Thema „Digitalisierung der Gesellschaft“ durchgeführt, bei der Onlineshopping eines der Themen war. Der Vergleich mit den Vorjahresergebnissen lässt erahnen, wie dynamisch die Entwicklung in diesem Bereich derzeit verläuft.
Große Zukunft für den Fernseher beim Shopping?
73 Prozent sind inzwischen der Meinung, dass Fernseher mit Anschluss ans Internet beim Onlineshopping bald eine größere Rolle spielen. Im Vorjahr waren es erst 61 Prozent. In Bezug auf Spielkonsolen beträgt das Plus sogar 15 Prozentpunkte. Bei E-Book-Readern beträgt der Veränderungswert 11 Prozent, bei MP3-Playern mit Zugang zum Internet 5 Prozent und bei Smartphones 4 Prozent. Tablet-Computer kommen auf einen Veränderungswert von -1 Prozent, Desktop-PCs und Notebooks sind mit -20 Prozent dabei.
Daran lasse sich „die allmähliche Akzeptanz von Online-Inhalten auf dem TV ablesen“, heißt es in der Pressemitteilung zu den Veränderungswerten. „Für den Online-Handel bedeutet das: Nach den kleinen Screens der Smartphones und den etwas größeren Tablet-Monitoren wartet schon der nächste Bildschirm auf die Anpassung des Shops, diesmal großformatig und meist im Wohnzimmer.“
Alle Endgeräten haben ihre Stärken und Schwächen
Auf Desktop-PCs und Notebooks wollen die Konsumenten trotzdem nicht verzichten. Für einige Aufgaben wie Produktsuche, Preisvergleich, Produktbewertungen schreiben seien sie besser als andere Endgeräte geeignet. Eile scheint dabei nicht geboten, denn es werde „noch eine Weile dauern, bis Konsumenten auf TV-Bildschirmen durchs Web surfen und bestellen“, wie es an anderer Stelle heißt.
Die letzte Formulierung hilft nicht dabei, die Studie ernst zu nehmen. Ich halte es für ausgesprochen unwahrscheinlich, dass das Web ausgerechnet auf TV-Bildschirmen eine Renaissance erfahren wird. Onlineshopping auf dem Fernseher scheint mir fest mit dem anhaltenden Trend zu Apps verbunden zu sein.
Die Vernetzung im Blick behalten
Soweit es um die künftige Bedeutung bestimmter Endgeräte für das Einkaufen geht, sollte man die Vernetzung der verschiedenen Geräte nicht außer Acht lassen. Die meisten Spielkonsolen sind mit einem Fernseher verbunden. Wird in solch einem Fall eine Spielkonsole für Onlineshopping verwendet, kommt ebenso ein Fernseher zum Einsatz. Wird beim Einkaufen mit dem Tablet der Bildschirm auf den Fernseher gespiegelt – um beispielsweise ein ausgesuchtes Produkt dem Rest der Familie zu zeigen – ist wieder der Fernseher mit dabei.
Da sind wir bei einem zweiten Schwachpunkt: Welche Zukunft haben eigentlich Fernseher? Ein großer Bildschirm im Wohnzimmer bleibt wichtig, für lineares Fernsehen hingegen sehe ich auf mittlere Sicht schwarz. Heute schon kann ein Smart TV als Computer mit eingebautem Display eingestuft werden, das ist eine Frage der Perspektive.
Einkaufen am Fernseher – ja, aber…
Einkaufen mit dem Fernseher wird sehr bald ganz normal sein, sage ich. Allerdings wird es dabei zunächst um ganz spezielle Dinge gehen. Wenn ich heute auf meinem Smart TV kostenpflichtig einen Film in einer Onlinevideothek bestelle – ist das nicht schon Einkaufen mit dem Fernseher?
Vor ein paar Tagen habe ich vor dem Einschlafen beim Lesen auf meinem Nexus 7 entdeckt, dass der von mir ins Auge gefasste E-Book-Reader im Preis gesenkt wurde. Ich nahm mein Kindle Fire HDX zur Hand und bestellte darüber, denn ich war schon im Bett und wollte so spät nicht noch einmal den PC hochfahren – obwohl der Desktop-Computer nach wie vor mein klar bevorzugtes Endgerät beim Einkaufen ist.
Die Zukunft ist vielfältig
Worauf ich hinaus möchte, ist: Wir werden bald noch stärker als bisher von Geräten umgeben sein, die E-Commerce-Aktivitäten verschiedener Art ermöglichen. Damit wachsen die Möglichkeiten, diese flexibel je nach Situation zu nutzen.
Wenn wir am offenen Kühlschrank entdecken, dass uns die Milch ausgeht, scannen wir die letzte Packung möglicherweise mit dem Smartphone für eine Sofortlieferung per Drohne. Vielleicht setzten wir Milch aber auch über eine Datenbrille wie Galaxy Glass auf eine Bestellliste, die wir später von der Couch aus am Fernseher noch einmal komplett durchgehen, weil wir es mit der Lieferung gar nicht eilig haben. Oder der Kühlschrank bestellt die Milch selbst, weil er selbst „smart“ ist und wir ein Abo für Milch haben.
Wie seht Ihr die künftige Rolle des Fernsehers beim Thema Onlineshopping?