Das Internet verändert die Gewohnheiten der Mediennutzer. Der Medienkonsum wird individueller und es ist fraglich, welche Rolle lineare Programme in „Funk und Fernsehen“ künftig noch spielen werden.
Andererseits hat sich im Zuge der Verbreitung von Computern in Privathaushalten die Zahl der Bildschirme, mit denen TV-Inhalte konsumiert werden können, extrem erhöht. Derzeit läuft eine zweite Expansionswelle, denn die Displays von Smartphones und Tablets eignen sich ebenfalls als TV-Bildschirme. Darauf weisen die Experten von Strategy Analytcis in ihrem neuen Report „TV’s Not Dying, It’s Changing“ hin.
Ende 2013 gab es weltweit 5,1 Milliarden fernsehtaugliche Bildschirme, im Jahr 2017 sind es der Prognose zufolge 7 Milliarden. Auf diese Zahl kommen die Analysten, wenn sie klassische Fernsehapparate und alle weiteren TV-tauglichen Geräte zusammenrechnen.
Tod des Fernsehens – manche übertreiben
In einigen Kommentaren sei der drohende Tod des Fernsehens übertrieben worden, meint David Watkins, Director Connected Home Devices bei Strategy Analytcis. In Wahrheit stecke die Fernsehindustrie in einem Veränderungsprozess und werde künftig anders aussehen – doch sehr lebendig. Die Zahl der TV-Bildschirme vergrößere sich durch die großflächige Verbreitung mobiler Endgeräte wie Tablets und Smartphones. Diese Bildschirme betrachteten Verbraucher als Alternativen oder Ergänzungen zu ihren herkömmlichen großen Fernsehbildschirmen.
Den Unternehmen im TV- und Videogeschäft rät David Mercer, VP and Principal Analyst bei Strategy Analytics, zu einem Mentalitätswechsel. Ob sie Inhalte produzieren, vertreiben oder in einem ähnlich Zweig tätig sind, die Unternehmen sollten ihr Geschäft nicht mehr allein auf den traditionellen TV-Bildschirm ausrichten. Das neue TV-Zeitalter mit seiner Vielzahl an Bildschirmen stehe bevor und biete denen, die sich darauf einstellen, neue Chancen.
Onlinevideotheken stark im Aufwind
Interessant sind in diesem Zusammenhang die heute vom BITKOM genannten Zahlen: Der Verband erwartet beim digitalen Verkauf und Verleih von Filmen über das Internet dieses Jahr ein Umsatzplus von 20 Prozent. Onlinevideotheken seien in deutschen Wohnzimmern angekommen.
Als ein wesentlicher Grund für die verstärkte Nutzung der Onlinevideotheken wird die gestiegene Zahl von Geräten, mit denen auf verschiedenen Video-on-Demand-Angebote zugegriffen werden kann, ausgemacht. „2010 waren in deutschen Haushalten nur 4,1 Millionen Fernseher und andere Videogeräte mit dem Internet verbunden. 2013 waren es bereits über 14 Millionen Geräte“, schreibt der BITKOM. „Darunter sind nicht nur 6,8 Millionen Smart-TVs sondern auch 5 Millionen Spielkonsolen, 1,9 Millionen internetfähige Set-top-Boxen und eine halbe Million Blu-ray-Player.“
Keine Zukunft für lineares Fernsehen
Damit wären wir zwar wieder beim herkömmlichen Fernseher, doch nicht bei klassischer Nutzung linearen Fernsehens. Ich bin überzeugt davon, dass die im Fernsehen gezeigten Inhalte weiter für die Medienkonsumenten attraktiv bleiben. Nur wird es uns in einigen Jahren merkwürdig vorkommen, nicht individuell und auf Abruf, sondern mit Millionen anderer Menschen gleichzeitig ein von anderen ausgewähltes Programm zu gucken.
Mein Bewegtbildkonsum ist seit Langem zu mehr als 95 Prozent vom laufenden Programm unabhängig. Seit Anfang der 90er zeichne ich fast alles auf, was ich sehen möchte (sofern ich es nicht on demand sehen kann). Wie ist das bei Euch?