Internetnutzer glauben an Zukunft des stationären Handels – Online-Präsenz ist aber wichtig

Geschrieben von am 05. Oktober 2013 in Kategorie Web 2.0

Angesichts des wachsenden Erfolgs von Onlineshops stellt sich die Frage, welche Zukunft der stationäre (Offline-) Handel noch hat. In einer aktuellen Umfrage gaben neun von zehn Onlinern an, dass es ihrer Meinung nach immer stationäre Geschäfte geben werde.

Das Internet gewinnt von Jahr zu Jahr an Gewicht, es gibt keinen Lebensbereich, der von dieser Entwicklung gar nicht betroffen wäre. Die einen spüren die Auswirkungen nur früher (Stichwort Musikindustrie) als andere (wie etwa die Fernsehsender, die sich inzwischen auf neue Gewohnheiten beim Medienkonsum einstellen müssen). Das weite Feld des stationären Handels liegt irgendwo dazwischen. Zum Kauf von Lebensmitteln gehen die allermeisten Menschen weiterhin in den Supermarkt, aber Bücher, Unterhaltungselektronik und inzwischen in großem Umfang auch Kleidung kaufen viele Menschen online.

Trotz der anhaltenden Zuwächse beim Onlinehandel glaubt laut einer aktuellen Umfrage die große Mehrheit der Onliner nicht daran, dass die Ladengeschäfte bald insgesamt verschwinden. Der Location Based Services-Anbieter GETTINGS hat durch Goldmedia Research im Sommer 1.000 Personen online zu diesem Thema befragt. Dabei zeigten sich 91 Prozent davon überzeugt, dass es „immer stationäre Geschäfte geben“ werde. Allerdings meinten 85 Prozent, dass sich Online- und Offline-Handel in Zukunft stärker ergänzen werden. Der Trend gehe, so GETTINGS, zum Multi Channel Retailing.

Verbraucher mögen das Einkaufserlebnis vor Ort

Die Verbraucher würden zwar „immer online-affiner“, doch nach Einschätzung des Unternehmens würden sie deshalb nicht auf ein Einkaufserlebnis vor Ort verzichten wollen. 73 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschten sich, dass alle Geschäfte auch im Internet präsent seien, um sich vor dem Besuch eines Ladens vor Ort über dessen Angebote informieren zu können. Vorab heißt dabei längst nicht mehr nur, zu Hause am PC Informationen einzuholen: 72 Prozent der Befragten gaben an, Smartphones würden in diesem Zusammenhang künftig eine größere Rolle spielen.

„Dass der stationäre Handel von Online-Kanälen profitiert, zeigen diese Ergebnisse deutlich“, merkt GETTINGS in der Pressemitteilung zu dieser Entwicklung an. „Nach Meinung der Befragten kann ein Online-Shop allein jedoch nicht erfolgreich sein“, 34 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage stimmten sogar der Aussage zu, dass ein reiner Onlineshop auf Dauer nicht existenzfähig sei.

Vorteile von Off- und Onlinehandel

Als Vorteil der Ladengeschäfte sahen die Umfrageteilnehmer vor allem die Unmittelbarkeit: 89 Prozent nannten die Möglichkeit, alles anfassen, ausprobieren bzw. anprobieren zu können. 66 Prozent gaben an, auf die Beratung vor Ort Wert zu legen. Außerdem meinten 65 Prozent, dass sie gerne in Läden stöberten und sich dabei inspirieren ließen. Das Produkt gleich mitnehmen zu können kam überraschender Weise bei diesem Teil der Umfrage nur auf einen Wert von 56 Prozent.

Nach den Vorteilen des Onlineshoppings befragt nannten 84 Prozent die Gelegenheit zur Vorabrecherche und des Preisvergleichs, 73 Prozent die Lieferung nach Hause, 68 Prozent die Zeitersparnis und ebenfalls 68 Prozent die große Auswahl im Netz. Nur 43 Prozent nannten günstigere Preise als Vorteil des Einkaufens im Internet.

„Die Ergebnisse zeigen Händlern, wie wichtig der Vertrieb von Waren über mehrere Kanäle ist. Location Based Services können mit innovativen, mobil gestützten Marketingmaßnahmen auf wirkungsvolle Art unterstützen, indem sie nicht nur Kunden generieren, sondern gleichzeitig auch das Einkaufserlebnis steigern können“, so Boris Lücke, Geschäftsführer von GETTINGS.

Die Zeiten ändern sich!

Seid Ihr ebenfalls der Ansicht, dass der stationäre Handel an sich nicht bedroht sei und es immer Ladengeschäfte geben werde? Ich habe da erhebliche Zweifel. Wieso sollten reine Onlineshops nicht existenzfähig sein, ist Amazon also zum Scheitern verurteilt? Danach sieht es ja nun nicht aus!

Vorabrecherche und Preisvergleich sind mittels Smartphone heute schon von unterwegs möglich – zum Leidwesen mancher Händler, die derartige Transparenz nicht begrüßen. Wenn sich erst Datenbrillen wie Google Glass durchgesetzt haben, muss man dafür auch nicht erst das Telefon aus der Tasche holen, sondern kann bei Bedarf nebenbei automatisch ergänzende Informationen eingeblendet bekommen, wenn man im Geschäft ein Produkt begutachtet. Also das sind schon mal nicht die großen Vorteile des Einkaufs im Netz.

Wozu in den Laden gehen?

Ich bin nur skeptisch, ob in einigen Jahren überhaupt noch jemand in die Läden geht. Selbst für reine Showrooms, deren Besuch durch hochwertigen Service und neutrale persönliche Beratung interessant werden könnte, bin ich nicht besonders optimistisch. Bei welchen Produkten lohnt es sich schon, sie anzufassen oder auszuprobieren? Autos vielleicht – nur wird Mobilität in Zukunft anders aussehen, „komplett vernetzte selbstfahrende Autos auf Abruf“ werfe ich hier nur mal in den Raum.

Mit einem aktuellen Körperscan entfällt nicht nur das Anprobieren als Kontrolle, ob Kleidung passt, sondern Ware von der Stange mit Einheitsgrößen kann wieder durch maßgeschneiderte Kleidung ersetzt werden. Und die Lieferung am selben Tag (Stichwort Sofortness) ist heute zwar noch die Ausnahme, dürfte aber schon bald alltäglich sein. Da müssen wir nicht mal auf ein Logistik-Netz aus Transport-Drohnen warten. Kurz gesagt: Auf lange Sicht sieht es meiner Auffassung nach sehr schlecht aus für den stationären Handel.

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  1. Der Onlinehandel bedroht nicht die Innenstädte – sondern nur ein überholtes Geschäftsmodell | TechBanger.de says:

    […] halte dagegen und sage: Ohne die vielen Läden sind die Stadtbewohner besser dran! Der stationäre Handel sorgt für unnötig viel Verkehr mit den entsprechenden Belastungen für Anwohner und Umwelt. Zudem […]

  2. Onlineshopping immer weniger eine Altersfrage | TechBanger.de says:

    […] schließe aus diesen Daten, dass stationäre Händler sich keine Zeit dabei lassen dürfen, Antworten auf die Konkurrenz aus dem Internet zu finden. Sie […]