Dass sich Wikipedia innerhalb kürzester Zeit von einem kleinen Lexikon zu einem der größten Webprojekte im Internet entwickelt hat, ist keine große Überraschung. Immerhin wurde die Enzyklopädie als offene Lösung entwickelt: Jeder kann sich beteiligen, d.h. Inhalte bearbeiten oder neue Inhalte einstellen.
Dieses simple Mitmachkonzept hat zu einem schnellen Wachstum sowie zu einer hohen Aktualität geführt. Sicherlich mag es Kritiker geben, die Fehler in Wikipedia-Einträgen bemängeln und teilweise wurden sogar schon absichtlich Fehlinformationen in Umlauf gebracht. Doch generell ist Wikipedia eine äußerst praktische Seite, die zu vielen Begriffen stets aktuellen Informationen liefert. Dementsprechend ist es auch gut nachvollziehbar, dass der Klassiker Brockhaus keine Chance hatte: Er wird nicht mehr gedruckt.
Nun sollte man meinen, Wikipedia geht es besser als je zuvor. Doch genau dies ist nicht der Fall: Das Online-Lexikon hat seit geraumer Zeit mit einer fortlaufend geringer werdenden Anzahl an Autoren zu kämpfen. Viele aktive Nutzer haben die Lust verloren, Beiträge einzustellen. Einer der Hauptgründe sind die zahlreichen Editwars: Zwischen den Autoren kommt es zu Streitigkeiten, die sich auf die Qualität der Inhalte auswirken.
Ein weiteres Problem des Wikipedia-Projekts besteht seit jeher darin, dass es gar nicht so leicht ist, sich zu beteiligen. Wer schon einmal versucht hat, einen Artikel zu editieren, wird sicherlich wissen, was gemeint ist. Das Bearbeiten der Einträge gestaltet sich äußerst schwierig, weil die Inhalte in einer eigenständigen Auszeichnungssprache verfasst werden. Die Sprache wird als Wikitext bezeichnet – und gerade diejenigen, die mit Programmierung nichts am Hut haben, tun sich hiermit schwer. Wikitext gilt als kompliziert und erschwert den Einstieg in die Welt der aktiven Wikipedia-Unterstützung sehr deutlich.
Im Hause der Wikimedia Foundation wurde dieses Problem erkannt. Seit mehr als zwei Jahren wird daher an einem WYSIWYG Editor gearbeitet. Das Ziel besteht darin, die Bearbeitung von Inhalten deutlich zu erleichtern und somit die Eintrittshürde zu senken. Dieser Schritt klingt absolut schlüssig und kann nur begrüßt werden, denn gerade wenn jemand gar nicht daran interessiert ist, sich mit Wikitext intensiver auseinanderzusetzen, weil beispielsweise nur ein Beitrag korrigiert oder ergänzt werden soll, liegt die Eintrittshürde häufig zu hoch.
Bisher wird der neue Editor für die englischsprachige Wikipedia bereitgestellt. Für das deutschsprachige Projekt steht er ebenfalls zur Verfügung – allerdings nur für Nutzer, die bereits registriert sind. Wer neu beitreten möchte, muss sich voraussichtlich noch eine Woche lang gedulden. Im Übrigen soll auch das mobile Editieren von Beiträgen erleichtert werden. Wir sind deshalb gespannt und können in einigen Wochen hoffentlich mehr berichten.