Dieses Jahr werden weltweit 1,2 Millionen Smart Watches ausgeliefert, prognostiziert ABI Research. In der Vergangenheit hielt sich das Interesse der Verbraucher an solchen Computern fürs Handgelenk in Grenzen.
Ich weiß nicht, wann sich der Begriff Smart Watch für diese Gerätekategorie durchgesetzt hat, aber vielleicht hilft der schicke Name ja, dass sich diese Geräte als Lifestyle-Accessoires durchsetzen. Computer-Uhren für das Handgelenk sind ja nicht neu, denken wir nur an die Uhr SPOT von Microsoft, die schon vor zehn Jahren vorgestellt wurde! In diesem Namen, der für Smart Personal Objects Technology steht, steckte allerdings schon Begriff Smart drin, lange bevor sich der Durchschnittskonsument etwas unter dem Begriff Smartphone vorstellen konnte.
Die Voraussetzungen sind heute besser
Bei ABI Research, wo man für 2013 von 1,2 Millionen weltweit ausgelieferten Smart Watches ausgeht, sieht man mehrere Ursachen dafür, dass dieser Geräteklasse bisher nennenswerter Erfolg versagt blieb: Computer-Uhren waren sperrig und unansehnlich, ihre Funktionen konnten nicht überzeugen, und ihnen ging schon schnell der Strom aus. Aber das war früher.
In den letzten neun Monaten wurde eine Reihe von neuen Smart Watches vorgestellt, die nach Ansicht der Experten bei ABI Research eine Änderung der Wahrnehmung dieser Geräte bei den Verbrauchern auslösen könnten. Ein Grund dafür, dass Smart Watches jetzt möglicherweise vor ihrem Durchbruch stehen, sei die weite Verbreitung von Smartphones, starke App-Ökosyssteme, energieeffiziente Verbindungstechnologien wie Bluetooth 4.0 sowie die allgemeine Verfügbarkeit billiger MEMS- (Micro-Electro-Mechanical Systems) Sensoren.
Vier verschiedene Geräteklassen
Der Begriff Smart Watch ist allerdings reichlich unscharf, denn er wird für verschiedene Uhrentypen verwendet. ABI Research unterscheidet vier verschiedene: Einige dieser Uhren übernehmen vor allem Benachrichtigungsfunktionen, sie informieren beispielsweise über ankommende Anrufe, Textnachrichten oder Termine. Demgegenüber ermöglicht eine andere Art von Smart Watches der Sprachsteuerung. Mit ihnen lassen sich etwa Anrufe starten. Beide Arten „arbeiten“ nicht allein, sondern typischerweise im Team mit einem Smartphone. Die Uhr selbst muss also gar nicht so viel können, womit kleinere und billigere Geräte möglich werden.
Ein dritter Typen sind Smart Watches, die für sich stehen und nicht nur eine Art Smartphone-Zubehör sind. Sie bieten viele von Smartphones bekannte Funktionen und könnten mit zahlreichen anderen Geräten vernetzt werden. Diese Geräteart bekommt derzeit viel Aufmerksamkeit. Die bei Samsung, Microsoft und vermutlich Apple (über eine iWatch wird ja schon lange spekuliert) in der Entwicklung befindlichen Uhren dürften alle solche Stand-Alone-Geräte sein. Eine Smart Watch, die einen genau so großen Funktionsumfang wie ein Smartphone bietet, sei nach Auffassung der Analysten momentan noch nicht machbar, aber es werde sicherlich schon daran gearbeitet. Als vierte Smart-Watch-Klasse nennt ABI Research Hybrid-Geräte, die nicht nur eine Erweiterung für ein Smartphone sind, sondern einige Aufgaben auch alleine übernehmen können.
Ich bin sehr skeptisch
Ich glaube nicht daran, dass Smart Watches demnächst ein ganz großer Erfolg werden. Aber für den einen oder anderen mag eine Smart Watch – aus welchen Gründen auch immer – interessant sein. 1,2 Millionen Geräte weltweit zu verkaufen, das könnten die Hersteller schaffen, das ist im Vergleich zu den vielen Smartphones und Tablets, die dieses Jahr vermutlich verkauft werden, nicht viel.
Da sich kaum jemand zwei Uhren an sein Handgelenk binden möchte, müssten Smart-Watch-Käufer auf eine „normale“ Armbanduhr verzichten. Das dürfte eine schnelle Akzeptanz im Massenmarkt bremsen. Zudem ist die Frage, was eine Smart Watch besser können sollte als ein Smartphone. Sicher, ein Mobiltelefon muss man erst aus der Tasche holen, doch in den meisten Situationen ist das kein Problem.
Vor allem aber: Wer benötigt eine Smart Watch, wenn er eine Datenbrille trägt? Von deren Erfolg bin ich nämlich fest überzeugt.