Noch nie zuvor gab es so viele Berufstätige, die ihren Arbeitstag überwiegend am Computer verbringen. Viele dieser Personen verfügen über die Möglichkeit, während der Arbeit auf das Internet zuzugreifen. Sehr überraschend ist dies nicht, denn oft ist das Internet ein bedeutsames Arbeitsinstrument, beispielsweise um Informationen abzurufen oder auszutauschen.
Allerdings bringt das Internet einen großen Nachteil mit sich: Es kann für Ablenkung sorgen. Wie heute bei Golem zu lesen ist, besagt eine neue Studie, dass hierin ein sehr großes Produktivitätsproblem besteht. Laut dem Providerverband Eco sind die Auswirkungen des Internets auf die Produktivität fatal. Mittlerweile habe das Niveau des Konzentrationsverlustes ein kritisches Niveau erreicht, es würde die Vorteile der elektronischen Kommunikation überwiegen.
Eine solche These halte ich für äußerst gewagt, denn schon allein das Abwägen der Vor- und Nachteile ist eine Aufgabe, die sich gar nicht so leicht bewerkstelligen lässt. So direkt kann ich lediglich der Tatsache zustimmen, das Internet in der Tat für Ablenkung sorgen kann. Das Spektrum an Ablenkungsmöglichkeiten ist sogar äußerst breit gefächert.
Da wäre vor allem die direkte Kommunikation per E-Mail. Man denke nur an Mails, die von Kollegen, Freunden oder gar Verwandten stammen und letztlich rein gar nichts mit der Arbeit zu tun haben. So werden zum Beispiel private Termine abgesprochen oder schlichtweg lustige Geschichten, Bilder, Videos etc. geteilt.
Noch mehr Informationen werden in Social Networks geteilt. Vor allem Facebook dürfte maßgeblich dafür sorgen, dass viele Personen während ihrer Arbeitszeit gerne am Computer sitzen: Sie bleiben auf dem Laufenden, da sich die Kontakte ständig mitteilen. Viele Personen geben zu, dass sie jeden Tag sehr viel Zeit im größten Social Network verbringen, obwohl sich der absolute Nutzen in Grenzen hält.
Auf der anderen Seite ist es nicht so, dass Berufstätige ihre Computer nur noch für private Zwecke nutzen. Immerhin leben wir in einer Berufswelt, die sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt hat. Noch nie zuvor war es möglich, die direkte Leistung einzelner Mitarbeiter so genau zu erfassen. Im Grunde spielt es keine Rolle mehr, welcher konkreten beruflichen Tätigkeit man nachgeht: Überall wird gemessen und verglichen. Dementsprechend erhalten die Leute häufig auch Zielvorgaben und des Weiteren können sie selbst jederzeit prüfen, wie sie im Hinblick auf ihre Leistung stehen.
Dementsprechend wird keinesfalls nur Zeit vertrödelt. Ganz im Gegenteil: Es wird sehr engagiert gearbeitet. Die Nutzung des Internets kostet zwar Zeit, aber diese kann wiederum an anderen Stellen eingespart werden. In vielen Unternehmen ist es zum Beispiel üblich, dass sich Mitarbeiter zu bestimmten Zeiten zum Rauchen oder auch zum Kaffeetrinken treffen. Doch zunehmend mehr Personen berichten darüber, dass sie an solchen Treffen nicht mehr teilnehmen oder dort schlichtweg weniger Zeit verbringen – nämlich genau die Zeit, die sie im Internet verbringen. Ich wage deshalb zu behaupten, dass Berufstätige heutzutage genauso produktiv sind, wie sie es auch früher schon waren. Aber weil sie mehr Zeit am Computer anstatt zusammen mit Kollegen vertrödeln, ist dies starker bewusst. Immerhin lässt sich die gesamte Dauer der privaten Onlineaktivitäten relativ gut messen. Beim Schwätzchen mit Kollegen gestaltet sich dies schon schwieriger.