Kim Dotcom schafft es immer wieder, für große Schlagzeilen zu sorgen. Vor nicht einmal einem Jahr war er besonders groß in der Presse: Polizisten stürmten seine Villa in Neuseeland und nahmen den umstrittenen Internetunternehmer fest. Das Verfahren, das gegen ihn eingeleitet wurde, steht noch aus: Wegen des Betreibens einer großen File-Sharing Plattform könnte er noch großen Ärger bekommen.
Doch so lange möchte Dotcom nicht abwarten, er hat seine mediale Präsenz genutzt und einen neuen Service ins Leben gerufen. Das alte Mega-Upload gibt es nicht mehr, nun greift man mit MEGA an. Hierbei handelt es sich um einen Online-Speicher, mit dem man Dateien online ablegen und mit anderen Nutzern teilen kann. Ganz ähnlich wie bei Dropbox und Co. Gibt es neben einer kostenlosen Mitgliedschaft auch eine kostenpflichtige.
Inzwischen soll es MEGA zu einer stattlichen Anzahl an Nutzern gebracht haben, angeblich soll der Dienst auf mehr als drei Millionen Nutzer kommen. Wie viele dieser Nutzer zahlen, ist jedoch eine offene Frage, darüber kann lediglich spekuliert werden. Dabei wäre es interessant zu wissen, wer diesem Service vertraut und gleichzeitig dazu bereit ist, auch noch Geld zu bezahlen.
In Anbetracht der bisherigen Karriere von Dotcom wäre ich persönlich sehr vorsichtig. Beim besten Willen könnte ich meine Daten dort nicht ablegen. Angeblich soll die Verschlüsselung ja besonders gut sein, aber wer weiß, was mit den Daten tatsächlich passiert – außerdem stellt sich die Frage, wie lange der Dienst in Betrieb sein wird. Momentan sucht MEGA einen Finanzchef, der einen Börsengang vorbereitet. Doch nur weil ein Unternehmen an einer Börse gelistet ist, muss es nicht automatisch erfolgreich sein und dauerhaft bestehen.
Wer sind also diese drei Millionen Nutzer? Vorhin wollte ich mich testweise anmelden und den Service ausprobieren. Aber die Probleme finden schon mit dem Laden der Seite los: Die MEGA-Startseite teilte mir mit, dass mein Browser veraltet ist. Eine Möglichkeit, die Seite trotzdem zu laden, konnte ich nicht finden. Stattdessen legte man mir nahe, Mozilla Firefox herunterzuladen, der passende Link wurde gleich geliefert. Nur ist es merkwürdig, dass ich mit Firefox im Web unterwegs bin und mein Browser noch keine acht Monate alt ist. Zwar gibt es inzwischen eine neuere Version, aber um ehrlich zu sein, habe ich keine Lust daran, nur wegen MEGA ein Browserupdate zu machen. Daher gibt es keinen Test, ich kann also nur darüber spekulieren, weshalb sich einige Leute bei diesem Dienst anmelden.
Ich denke, dass sich hierfür zwei Gründe verantwortlich zeigen. Zunächst könnten illegale Downloads ein Thema sein. File-Sharing Netzwerke (zu denen man natürlich Zugang haben muss), dürften sich auf der Plattform relativ sicher fühlen – wegen der guten Verschlüsselung kann ihnen die Film- und Musikindustrie nicht so schnell auf den Leib rücken. Zum anderen dürfte auch das Marketing eine wichtige Rolle spielen. Vor allem in den USA scheint Dotcom sehr gut anzukommen – vermutlich kennt man dort seine vollständige Geschichte nicht. Deutsche Investoren, die zur Blütezeit bei Dotcom investiert hatten und sich noch heute über ihre Verluste ärgern, würden bei MEGA höchstwahrscheinlich nie ein Konto eröffnen.