Linux ist weitaus mehr, als nur eine Alternative zu Betriebssystemen wie Windows oder Mac OS. Im Prinzip muss diese Aussage noch nicht einmal umfassend belegt werden, schließlich behauptet sich das freie Betriebssystem in den verschiedensten Bereichen. Man denke nur an den Server- und Netzwerkbereich. Dort, wo besonders zuverlässige Software benötigt wird, setzen viele Unternehmen auf Linux.
Ein vollkommen anderes Bild zeichnet sich im Heim- und Office-Bereich ab. Hier nimmt Linux die Rolle eines absoluten Nischenbetriebssystems ein. Genau betrachtet ist dies sogar noch sehr vorsichtig formuliert, da von einem nennenswerten Marktanteil noch nicht einmal ansatzweise gesprochen werden kann. Ich persönlich empfinde dies mehr als schade, denn zumindest theoretisch hat Linux ungemein viel zu bieten. Aus meiner Sicht verkörpert es sogar das beste Betriebssystem, das derzeit erhältlich ist und zumindest theoretisch für den Massenmarkt geeignet ist.
Dass ich mich so deutlich für Linux ausspreche, hat in erster Linie mit den Schwächen der Betriebssysteme von Apple und Microsoft zu tun. Bei mir im Büro befinden sich derzeit drei Betriebssysteme im Einsatz, nämlich Windows XP, Windows 8 und Mac OS. Restlos überzeugt bin ich von keinem dieser Systeme. XP ist mittlerweile in die Jahre gekommen und lässt sich auf neue Systeme mit viel Hauptspeicher oder Solid State Drives nur schlecht einsetzen. Windows 8 lässt die Festplatte im Hintergrund rattern, dass ich mich ernsthaft fragen muss, was die Entwickler bei Microsoft verbrochen haben. Trotz neuester Hardware liefert das aktuelle Windows eine eher bescheidene Performance ab. Mac OS gefällt mir aus technischer Sicht am besten, da es vergleichsweise stabil und zügig läuft. Doch gewisse Grundanwendungen, Verhaltensweisen des Betriebssystems, Restriktionen etc. drosseln meine Begeisterung.
Linux scheint mir im Hinblick auf die angesprochenen Schwachstellen anderen Betriebssysteme die richtige Lösung zu sein. Dennoch fällt es mir immer wieder schwer, mich mit diesem Betriebssystem anzufreunden bzw. damit produktiv zu arbeiten. Es kommt mir so vor, als ob man bewusst ein Betriebssystem für Nerds sein möchte. Obwohl die graphischen Oberflächen deutlich besser geworden sind, ist Linux für den Otto-Normalverbraucher bzw. den Standardanwender nicht gerade leicht zu bedienen. Vor allem das installieren von Software ist solch ein Thema. Es gibt unzählige Möglichkeiten, doch keine davon reicht an die Installer von Windows heran.
Das mit Abstand größte Problem ist jedoch die Auswahl an Software. Zwar mag man mit Linux inzwischen problemlos im Web surfen, Emails bearbeiten und auch typische Office-Arbeiten erledigen können, doch sobald es mal spezieller wird, ist schnell Ende. Bei den auf Anwenderbereiche spezialisierte Softwarelösungen sieht es einfach duster aus. Software für Fotografen ist ein gutes Beispiel. Abgesehen von GIMP hat die Linux Welt nicht viel zu bieten. Adobe bietet etablierte Lösungen wie Photoshop oder Lightroom nicht für Linux an – lediglich für Windows und Mac OS. Da kann es leicht passieren, dass man wegen einer handvoll Programme an den anderen Betriebssystemen festhalten muss.
Damit sich Linux auf breiter Linie durchsetzen kann, müssen sich noch viele Dinge ändern. Ganz wichtig ist vor allem das Thema Usability. Auch Installationen müssen sich leichter gestalten. Abgesehen davon wird ein größeres Softwareangebot benötigt. Wären diese Punkte erfüllt, könnte Linux auch im Heim- und Office-Bereich ganz weit vorne mitspielen.