Showrooming setzt sich immer mehr durch

Geschrieben von am 24. November 2012 in Kategorie Web 2.0

Im stationären Einzelhandel Produkte anzugucken oder sogar auszuprobieren, dann aber billiger im Internet zu kaufen, ist nicht wirklich ein neues Phänomen. Mit der inzwischen weiten Verbreitung von Smartphones hat dieses Showrooming genannte Verhalten eine neue Dimension erreicht.

Die zeigt auch eine Online-Umfrage durch Harris Interactive, die letzten Monat in den USA im Auftrag von Aprimo, einem Anbieter von Cloud-basierten Marketing-Lösungen und -Dienstleistungen, mit 2.025 Erwachsenen durchgeführt wurde. Die Stichprobe war zwar nicht repräsentativ, und die Konsumenten in den USA verhalten sich wohl doch ein wenig anders als die deutschen. Dennoch liefern die Daten einen weiteren Beleg für die sich insgesamt wandelnden Kaufgewohnheiten der Menschen.

Preisvergleich vor Ort wird zunehmen

Jeder fünfte Befragte sieht sich bereits im Einzelhandel Produkte an und sucht mit seinem Smartphone anschließend den besten Preis dafür. Jeder dritte kauft das betreffende Produkt dann woanders. Bei Aprimo rechnet man mit einer Verstärkung dieses Trends, denn 96 Prozent von diesen Verbrauchern wollen in Zukunft häufiger via Smartphone Preise vergleichen.

Einzelhändler müssten sich ernsthaft überlegen, wie sie Umsatz­einbußen vermeiden können, beispielsweise durch Preisanpassungen, personalisierten Service im Geschäft oder Kundenbindungsprogramme, meinen die Analysten. Einzelhändler sollten sich in Zukunft verstärkt am Kundennutzen orientieren, weniger an Produktmerkmalen und dem Preis. Dafür sollten sie auf technische Lösungen zurückgreifen, mit denen ein personalisiertes Einkaufserlebnis möglich werde.

Mit innovativer Technik zu personalisiertem Service

„Einzelhändler freuen sich über solche Daten, weil sie ihnen dabei helfen, angesichts der neuen Situation, die durch die Nutzung von Smartphones entstanden ist, ihre Strategien zu entwickeln“, erklärt Marc Schroeder, Vice President Industry Solutions bei Aprimo, der die Studie mitentwickelt hat. „Durch den Einsatz von Technologie und gesundem Menschenverstand können sie kundenorientierter agieren, besseren Service anbieten und dem Kunden relevantere Angebote unterbreiten. Denn Einzelhändler werden neue Wege finden müssen, ihre Kunden zu binden; über den Preis allein wird das auf lange Sicht nicht gelingen.“

Sich weniger auf den Preis zu fokussieren, ergibt Sinn, denn auf dem Gebiet kann der stationäre Handel kaum gegen Onlineshops gewinnen. Die Studie zeigt allerdings, dass Anbieter mit niedrigen Preisen generell von Showrooming mit Smartphones profitieren. Es gibt also auch Gewinner.

Nicht nur bei großen Anschaffungen

Interessant ist ein weiteres Ergebnis: Nicht nur vor großen Anschaffungen kommt es zu Showrooming unter Verwendung von Smartphones. So liegen zwar Elektrogeräte vorne – 39 Prozent der Befragten fragen anlässlich eines Besuchs in einem entsprechenden Geschäft über ihr Smartphone Preise ab – doch auf dem zweiten und dritten Platz folgen Lebensmittel (37 Prozent) und Kleidung (33 Prozent).

Noch im Geschäft online Preise zu vergleichen, ist ein junger Trend, doch Aprimo rechnet mit einer schnellen Ausbreitung. So zeigte sich bei der Umfrage, dass jeder dritte derjenigen, die noch nicht so vorgehen, schlichtweg noch nicht an diese Möglichkeit gedacht hatte. Es dürfte nicht lange dauern, bis jedem Smartphone-Besitzer klar geworden ist, dass er mit seinem Gerät auf einfache Weise sofort vor Ort einen Preischeck durchführen kann.

Einkaufsgewohnheiten verändern sich

Dem stationären Handel steht noch einiges bevor, glaube ich. Dass die Ladenkassen überhaupt noch so klingeln hat wohl damit zu tun, dass sich Einkaufsgewohnheiten nicht von heute auf morgen verändern.

Online-Preisvergleiche via Smartphones sehe ich zudem nicht als die entscheidende Bedrohung. Wer in einen Laden geht und sich dort etwas ansieht, ist immer noch ein potenzieller Kunde für den betreffenden Ladeninhaber. Den Interessenten schon im Laden zu haben, bietet trotz der heutigen Preistransparenz gute Chancen. Persönlicher Service und ein individuelles Einkaufserlebnis können den Preis in den Hintergrund treten lassen.

Wenn der Kunde Showrooming will – sollte er es womöglich bekommen

Vielleicht liegt die Antwort auf Showrooming aber doch darin, genau dieses Kundenbedürfnis zu erfüllen und das Geschäftsmodell entsprechend anzupassen, also vom Verkauf vor Ort unabhängig zu werden. Wenn ich mir mein eigenes Einkaufsverhalten ansehe, bin ich allerdings skeptisch. Schon lange nutze ich die Websites von Fachzeitschriften und Blogs, um mich vor dem Kauf eines Produkts gründlich zu informieren.

Dank der immer zahlreicher werdenden Onlinevideos (am besten in Full-HD-Auflösung!), die es bald zu allen möglichen Arten von Produkten gibt, bringt mir das Aufsuchen eines Ladengeschäfts immer weniger. Im Einzelfall hilft es zwar, ein Produkt anfassen zu können (an die Tasten eines schnurlosen Telefons etwa stelle ich gewisse Anforderungen), aber in den meisten Fällen stelle ich fest, dass ich mir den Weg in den Laden auch hätte sparen können. Damit sich der wieder lohnt, müsste sich das Gesamterlebnis wandeln – in die Richtung, wie Nespresso es im aktuellen Spot (Link geht zu YouTube) der „Like a Star“-Kampagne zeigt. Dann geht man gerne aus dem Haus, selbst bei Regenwetter.

Welche Rolle spielt Showrooming in Eurem Einkaufsverhalten?

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  1. Online- und Versandhandel wachsen weiter stark | TechBanger.de says:

    […] sich nur langsam, aber sie ändern sich. Das bei stationären Händlern unbeliebte Showrooming ist nur der […]

  2. Internetnutzer glauben an Zukunft des stationären Handels – Online-Präsenz ist aber wichtig | TechBanger.de says:

    […] nur skeptisch, ob in einigen Jahren überhaupt noch jemand in die Läden geht. Selbst für reine Showrooms, deren Besuch durch hochwertigen Service und neutrale persönliche Beratung interessant werden […]