Die Hälfte der deutschen Onliner gehört inzwischen zu den mobilen Netznutzern. Smartphones sind sehr weit verbreitet, die Zahl der Tablet-User ist ebenfalls schon recht hoch. Da die Netzqualität das wichtigste Kriterium für die Wahl des Mobilfunkanbieters darstellt, müssen die Telekommunikationsunternehmen viel investieren, um mit den Anforderungen der Kunden mithalten zu können.
Der Begriff explosionsartiges Wachstum dürfte nicht übertrieben sein, wenn man sich die Entwicklung der mobilen Internetnutzung in Deutschland ansieht. Laut der repräsentativen Studie „Mobile Web Watch 2012“ des Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleisters Accenture gibt es inzwischen 30 Millionen mobile User.
Von 14 auf 30 Millionen User binnen eines Jahres
Im vorigen Jahr waren es mit 14 Millionen nicht einmal halb so viele. Auf hohem Niveau gab es nun den größten Wachstumsschub seit Beginn der Untersuchung vor vier Jahren. Seit 2008 lässt Accenture die Befragungen durchführen, dieses Mal befragte das Marktforschungsinstitut GfK im Auftrag von Accenture 1.615 Internetnutzer ab 14 Jahren.
Schon die Hälfte der diesmal befragten Onliner besitzt ein Smartphone und greift damit unterwegs auf das Internet zu. Im vorigen Jahr waren es erst 28 Prozent. Mit einem Tablet unterwegs online sind 2012 immerhin bereits 17 Prozent der Befragten, 2011 lag dieser Wert erst bei 3 Prozent. „Mittlerweile ist ein riesiger Markt für mobile Services und Apps rund um die Mobilfunkkunden entstanden“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Nikolaus Mohr, Geschäftsführer im Bereich Communications, Media, Technology bei Accenture. „Davon könnten die Telekommunikationsunternehmen noch stärker profitieren, indem sie ihren Kunden zum Beispiel Leistungen wie Cloud-Services und mobiles Bezahlen anbieten.“
Mobile Cloud-Dienste schon weit verbreitet
Etwa einer von drei (34 Prozent) der mobilen Onliner verwendet derzeit Cloud-Dienste bzw. hat vor, dies in Kürze zu tun. 11 Prozent bezahlen bereits mit ihrem mobilen Endgerät, noch einmal 11 Prozent nutzen Augmented Reality-Angebote. „In Deutschland verbreiten sich mobile Zahlungsangebote und Cloud-Services langsamer als im Ausland, weil es hier größere Sicherheitsbedenken gibt“, so Nikolaus Mohr. „Für Unternehmen ist das durchaus eine Chance: Wer für Mobile Payment alltagstaugliche, sichere Lösungen entwickelt, kann sich auf diesem Marktplatz der Zukunft etablieren.“
Wenn es um die Wahl der Mobilfunkanbieters geht, ist den deutschen Usern des mobilen Internets die Netzqualität am wichtigsten. Wie viel sie für das mobile Internet bezahlen müssen, steht für sie dagegen erst an vierter Stelle. Zusätzliche Dienste oder höhere Netzleistungen würden sich 86 Prozent sogar etwas extra kosten lassen, jeder Zweite sogar bis zu 10 Euro.
Wie wichtig ist das Betriebssystem bei der Gerätewahl?
Für fast zwei von drei Befragten (65 Prozent) ist beim Kauf von Smartphone oder Tablet das Betriebssystem wichtig bei der Auswahl des jeweiligen Geräts. Das klingt nach viel, aber im Umkehrschluss bedeutet dass, das einer von drei Käufern nicht für wichtig hält, mit welchem Betriebssystem sein neues Smartphone oder Tablet läuft. Dabei ist es abhängig vom Betriebssystem, was man mit seinem Smartphone oder Tablet tun kann – wie kann einem das nicht wichtig sein?
„Die meisten User entscheiden sich für ein mobiles Ökosystem, das aus Betriebssystem, Geräten und Diensten besteht“, berichtet Nikolaus Mohr. „Darin ist in der Regel alles mit jedem kompatibel, der Anwender muss sich nicht mit unterschiedlichen Oberflächen und Standards herumschlagen. Ihn dort wieder herauszulocken, ist sehr schwierig.“ In der Umfrage nannten 46 Prozent der Teilnehmer Android als ihr bevorzugtes Betriebssystem, 26 Prozent iOS und erstaunliche 20 Prozent Windows. Obwohl das Microsoft-Betriebssystem hier nur auf den dritten Platz kommt, scheint das Rennen im Markt der mobilen Betriebssysteme also noch nicht gelaufen zu sein. Bei den tatsächlichen Verkäufen zeichnet sich zwar ein anderes Bild, doch vielleicht haben die Redmonder gute Chancen.
Sorgen um die Sicherheit könnten das Wachstum hemmen
Als mögliche Wachstumsbremse macht Accenture Bedenken der User hinsichtlich der Sicherheit bei der mobilen Nutzung von Internet und Cloud Services aus. Fast drei von vier Befragten (74 Prozent) gaben an, solche Sicherheitsbedenken zu haben. Unter denen, die sich für mobile Cloud Services interessieren, waren es sogar 82 Prozent. „Die Provider müssen weitgehende Datensicherheit im mobilen Web garantieren können, um Kunden zu gewinnen, vor allem für ihre neuen Dienste“, mahnt Nikolaus Mohr.
Angesichts der starken Zuwächse bei den Userzahlen und der Wichtigkeit der Netzqualität kommen auf die Anbieter einige Kosten zu. „Die Wünsche der Kunden nach Netzqualität, neuen Diensten und Datensicherheit fordern von den Anbietern weiter hohe Investitionen“, sagt Nikolaus Mohr. „Wer an IT- und Telekommunikationsinfrastruktur spart, wird es schwer haben, mit den schnellen Entwicklungs-Zyklen im Cloud-Zeitalter Schritt zu halten.“
Seit wann nutzt Ihr das Internet mobil mit einem Smartphone oder Tablet?