Heute mal ein Artikel mit dem Schwerpunkt auf Entscheidungshilfe: Lohnt es sich, das Google Nexus 7 Tablet zu kaufen? Vor dieser Frage stehen derzeit viele – und es werden in der Zeit vor Weihnachten noch mehr werden. Vor anderthalb Wochen habe ich zugegriffen, sodass ich jetzt aus eigener Erfahrung etwas über das Gerät sagen kann.
An ausführlichen Tests und Betrachtungen von der technischen Seite her mangelt es ja nicht. Noch ein weiteres Review solcher Art braucht die Welt nicht. Vermutlich haben die meisten von Euch schon mehrere davon gelesen – aber Ihr seid Euch trotzdem noch nicht sicher, ob Ihr Euch ein Nexus 7 Tablet zulegen sollt? Dann kann ich Euch helfen.
Ist man mit Desktop-PC, Netbook und Premium-Smartphone in technischer Hinsicht bereits gut ausgestattet, lautet die erste Frage: Brauche ich überhaupt ein Tablet? Ganz klares Nein – aber ich will es! Und dank des günstigen Preises habe ich es mir gegönnt. Ich habe mich für die 16-GB-Variante für 249 Euro entschieden und nicht für die mit 199 Euro noch billigere 8-GB-Variante. Der Speicher des von ASUS für Google gefertigten Nexus 7 lässt sich schließlich nicht erweitern.
Leistungsfähige Hardware
Die fehlende Erweiterbarkeit des Speichers ist zwar ein dickes Minus, doch mit Blick auf den niedrigen Preis geht das in Ordnung. Die Hardware des handlichen 7-Zoll-Tablets bietet ansonsten nämlich mehr als erwartet. Billige Tablet-Rechner mit Android gibt es inzwischen ja schon einige, doch das Nexus 7 hat ordentlich Power (Tegra-3-Prozessor von NVIDIA mit vier Kernen, dazu kommt die 12-Kern-GeForce-GPU), und das IPS-Display glänzt mit seiner Auflösung von 1.280 mal 800 Pixel. Das bieten nur wenige andere Tablets, die deutlich teurer sind.
Leider glänzt das Display auch im wörtlichen Sinne, das könnt Ihr auf den Fotos zu diesem Artikel selbst sehen. Zudem ist es ein Magnet für Fingerabdrücke, die sich auch nicht mit einem schnellen Abwischen entfernen lassen. Das geht auch anders, wie das Display meines Samsung Galaxy S3 mir jeden Tag zeigt. Ich erwähne das, weil Fingerabdrücke und Touchscreens zwar zusammengehören, es aber andererseits große Unterschiede zwischen verschiedenen Displays gibt.
Pures Android OS
Das Google Nexus 7 kommt mit dem purem Android 4.1 „Jelly Bean“. Das gefällt mir sehr gut, nicht nur weil ich mir um die Versorgung mit Updates deshalb keine Sorgen machen muss. Eine spezielle grafische Oberfläche, wie sie die verschiedenen Hersteller bei Android-Geräten meist sozusagen als zusätzliche Schicht über das Betriebssystem legen, werdet Ihr nicht vermissen.
Mit den Details der Hardware haben sich schon genug andere Blogger befasst. Was Ihr wissen müsst, ist, dass das Google Nexus 7 sehr schnell reagiert und Inhalte wie Videos absolut flüssig darstellt. Genug Power für Games – Bildschirmgröße und Rechenpower laden zum Spielen wirklich ein – hat das Tablet ebenfalls.
7 Zoll sind genau richtig von der Größe her
Die Displaygröße von 7 Zoll hat sich als ausgesprochen gute Wahl herausgestellt. Das Gerät ist handlich und lässt sich gut mit einer Hand halten, während man es mit der anderen Hand bedient. Mit seinen 340 Gramm ist es zwar deutlich schwerer als ein E-Book-Reader, doch man kann es schon eine ganze Weile halbwegs bequem halten. Ich bin froh, mich nicht doch für ein größeres und damit schwereres Tablet entschieden zu haben. Wenn Ihr im Laden einen Tablet-Computer nur für einen Augenblick in die Hand nehmt, könnt Ihr kaum abschätzen, wie sich das Gerät nach einigen Minuten oder einer noch längeren Zeitspanne anfühlt. Bitte unterschätzt das nicht!
Das Nexus 7 ist zahlreichen Konkurrenzgeräten in dieser Preisklasse nicht nur technisch überlegen. Es wirkt auch nicht wie ein Billig-Tablet und scheint gut verarbeitet zu sein. Die gummierte Rückseite sorgt für einen besseren Halt und fühlt sich angenehm an. Insofern ist das Nexus 7 alles andere als eine traurige Alternative für diejenigen, die sich kein iPad leisten können.
Das Betriebssystem sollte einem nicht egal sein
Für Android als Tablet-Betriebssystem sprechen dieselben Gründe wie für Android als Smartphone-Betriebssystem, vor allem die Freiheit bei der Wahl, woher man Software und Inhalte bezieht. Das hat das Nexus 7 auch den preiswerten Kindle-Tablets von Amazon voraus. So gerne ich bei Amazon einkaufe, so will ich mich doch nicht zu sehr an einen Anbieter binden. Selbst wenn Ihr Euer Tablet vor allem für den Medienkonsum nutzen möchtet, überlegt Euch gut, welche Freiheit Ihr aufgeben wollt. Google Play mag noch sehr große Lücken im Angebot haben, aber erstens könnt Ihr Euch ja auch woanders versorgen, und zweitens: Habt Ihr Zweifel daran, dass Google seinen Shop mit vollem Engagement ausbauen wird? Ich nicht.
Noch einmal zurück zur Bildschirmgröße: Mobile Webseiten und Apps, die nicht für Tablets, sondern für Smartphones gedacht sind, sehen auf dem 7-Zoll-Display gut aus. Aufgrund der hohen Bildschirmauflösung könnt Ihr im Web in der Regel problemlos die für PCs gedachten „normalen“ Seiten einer Website besuchen. Ich entscheide von Fall zu Fall, was mir besser gefällt. Die fehlende Unterstützung für Flash bei Android 4.1 ist allerdings ein Ärgernis. Mag sein, dass die Zukunft woanders (HTML5) liegt, derzeit kommt Flash im Internet aber noch bei vielen Angeboten zum Einsatz.
Kein HDMI, kein Flash, kein UMTS
Bei den Minuspunkten ist der fehlende HDMI-Port zu vermerken, aber im Gegensatz zum Fehlen von Flash lässt sich hierbei ja darauf verweisen, dass Google für das Nexus 7 einen besonders niedrigen Preis möglich machen wollte. Verzichten muss man derzeit außerdem auf UMTS, bislang muss man sich mit WLAN für den Zugang ins Netz begnügen. Verschiedene Medien berichten allerdings über eine angeblich geplante UMTS-Version des Tablets. Bei meiner Auswahl hat dieser Punkt gar keine Rolle gespielt, doch manch einer möchte sein Tablet natürlich unterwegs nutzen. Eine Alternative zu einer UMTS-Variante eines Tablets kann neben Tethering via Smartphone ein mobiler Hotspot sein, über den sich dann mehrere Geräte via WLAN mit einem Mobilfunknetz verbinden lassen.
Eine Kamera hat das Google Nexus 7 nur auf der Vorderseite, aber wer möchte schon ein Tablet als digitalen Fotoapparat verwenden? Nein, eine Kamera benötigt man bei einem Tablet in erster Linie für Videotelefonie, dafür reicht die 1,2-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite vollkommen aus. Ich glaube, dass handliche Tablets das Thema Videotelefonie bzw. Videochats voranbringen werden, denn der im Vergleich zu Smartphones größere Bildschirm ist hier ein eindeutiger Vorteil. Anders als bei einem PC oder selbst einem Notebook lässt sich ein Tablet bequem in der Wohnung herumtragen und überall einsetzen.
Akku mit viel Ausdauer
Weiter oben hatte ich zwar zugegeben, gar keinen Tablet-Computer zu brauchen. Das bedeutet indes nicht, dass mein Nexus 7 ungenutzt herumliegen würde. Das Gegenteil ist der Fall, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass ich das Tablet im Alltag statt meines Mobiltelefons verwende. Das hat den positiven Nebeneffekt, dass der Smartphone-Akku nicht schon halb leer ist, bevor ich aus dem Haus gehe. Da die allgemeine Akku-Problematik uns alle noch eine Weile begleiten wird, ist das durchaus ein Faktor, den Ihr bei der Frage, ob Ihr überhaupt ein Tablet kauft, berücksichtigen solltet.
Mit der Akkulaufzeit des Nexus 7 bin ich sehr zufrieden. Google nennt folgende Daten zum Akku: „Lithium-Polymer-Akku mit 4325 mAh, 16 Wh (Filmwiedergabe: 8 Std., Bücher lesen: 10 Std., Surfen im Internet: 10 Std., Audio-Wiedergabe: 50 Std., Stand-by: 300 Std.)“. Messungen habe ich keine angestellt, aber in dieser Disziplin schlägt sich das Gerät wirklich gut.
Bedenken hatte ich bezüglich der Display-Größe von 7 Zoll, weil mein Smartphone mit seinem 4,8-Zoll-Display ja einen ziemlich großen Bildschirm besitzt. Lohnt sich da der Kauf eines 7-Zoll-Tablets? Eindeutiges Ja! Meine Zweifel waren vollkommen unbegründet. Wenn ich das Nexus 7 Tablet aus der Hand nehme und dann zum Samsung Galaxy S3 greife, kommt es mir jedesmal merkwürdig klein und leicht vor.
FAZIT: Mit dem Nexus 7 bekommt Ihr leistungsstarkes 7-Zoll-Tablet für wenig Geld. Jedem sollte klar sein, dass er bei diesem Preis ein paar Kompromisse eingehen muss. Ich habe daher wenig Verständnis für das Gemecker von Leuten, die nur für ein Pony bezahlen wollen, aber dafür ein Pferd erwarten.
Was muss ein Tablet Eurer Meinung nach unbedingt bieten?