In der vergangenen Woche sorgte der Kamerahersteller Nikon ordentlich für Schlagzeilen. Das Unternehmen kündigte mit der D600 ein weiteres Modell für seine Reihe der DSLR Kameras mit Vollformatsensor an. Schnell sorgte die Kamera innerhalb der Szene für jede Menge Gesprächsstoff, denn gegenüber den Modellen D4 und D800 ist die neue D600 vergleichsweise günstig. Zugleich hat die Kamera eine ganze Menge zu bieten – dementsprechend könnte sie der Verkaufsschlager im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft werden.
Allerdings ist Nikon nicht der einzige Hersteller entsprechender Kameras. Der größte Konkurrent ist ebenfalls in Japan beheimatet und heißt Canon. Das Unternehmen hat nun nachgelegt: Zur Photokina hat Canon eine DSLR Kamera vorgestellt, die exakt auf demselben Marketingprinzip wie die Nikon D600 basiert. Es ist die Rede von der Canon EOS 6D, die ebenfalls neueste Technik im Bereich der Vollformatsensoren verspricht und zugleich relativ preiswert ist.
Canon hat seine neue DSLR Kamera mit einem Sensor im Vollformat ausgestattet, der über eine Auflösung von 20,2 Megapixel verfügt. Damit die Kamera dieselbe Auflösung wie das Schwestermodell EOS 5D Mark III, das allerdings preislich deutlich höher angesiedelt ist. Videofunktion, WLAN und GPS befinden sich ebenfalls mit an Bord.
Abstriche gibt es lediglich beim Gehäuse. Hier wurde gespart: Der Body ist nicht aus Magnesium oder einem aähnlich belastbaren Metallkonstrukt gefertigt, stattdessen setzt der Kamerahersteller auf Kunststoff. Überraschend ist dies jedoch nicht, denn schließlich muss der Preisvorteil gegenüber den teureren Kameramodellen zu rechtfertigen sein. Außerdem hat sich Nikon für exakt dieselbe Strategie entschieden: Die D600 wartet ebenfalls mit einem Kunststoffgehäuse auf.
Generell gilt, dass die Modelle von Canon und Nikon erstaunlich viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Bei den Besonderheiten mag es zwar den einen oder anderen Unterschied geben, doch letzten Endes ist es immer so, dass einer der beiden Hersteller ein Modell zuerst auf den Markt bringt und der Konkurrent dann innerhalb kürzester Zeit nachzieht und einen Gegenspieler präsentiert. Allerdings folgen die Gegenmodelle stets so schnell, dass von Reaktion keine Rede sein kann: Es dauert mehrere Monate, eine Digitalkamera zu entwerfen und dann im Anschluss die Produktion vorzubereiten.
Ich hege deshalb den Verdacht, dass sich die beiden Unternehmen absprechen – zugeben wird das wohl keines der Unternehmen, doch schon seit Jahren findet solch eine Modellpolitik statt. In einem umkämpften Markt ist es üblich, dass man sich von der Konkurrenz abhebt, um besser zu sein. Doch genau dies findet bei den größten Kameraherstellern der Welt nicht statt. Die Modellreihen bei den DSLR Kameras sind nahezu identisch, letztlich haben die Produkte nur andere Namen und weisen vergleichsweise geringe Unterschiede auf. Vermutlich ist man mit dieser Vorgehensweise zufrieden, denn selbst mit einer radikalen Produktpolitik könnte man die Marktanteile vermutlich nur geringfügig steigern, müsste bei den Margen aber erhebliche Einschnitte in Kauf nehmen.