In Deutschland verkaufen sich digitale Fotoapparate schlechter – jedenfalls wenn es um Stückzahlen geht. Der durchschnittliche Verkaufspreis digitaler Kameras steigt jedoch, das Umsatzwachstum beträgt fast vier Prozent. Doch das ist nur scheinbar ein Widerspruch.
Normalerweise sinken Preise bei rückläufiger Nachfrage. Wenn der BITKOM diese Woche auf Grundlage aktueller Marktzahlen von EITO und GfK über sinkende Absatzzahlen im Markt für Digitalkameras berichtet, sollte man daher erwarten, dass der Durchschnittspreis eines digitalen Fotoapparats in diesem Jahr unter dem Durchschnittspreis aus dem vorigen Jahr liegt. Doch man muss genauer hinsehen, um es zu verstehen: 2012 wird in Deutschland voraussichtlich eine halbe Million Digitalkameras weniger verkauft als 2011: statt 8,3 Millionen Stück bloß noch 7,8 Millionen.
Verbraucher wollen hochwertige Kameras
„Die Verbraucher fragen derzeit besonders hochwertige Kameras nach“, klärt Michael Schidlack, Technikexperte des BITKOM, auf. „Deshalb wachsen die Umsätze, obwohl die Verkaufszahlen sinken.“ Gaben die Konsumenten im vergangenen Jahr durchschnittlich 206 Euro beim Kauf eines digitalen Fotoapparats aus, werden es dieses Jahr wohl 224 Euro sein. „Die Konsumenten schätzen vor allem die hochwertige Bildqualität, die sie mit Spiegelreflex- und Systemkameras bekommen“, erläutert Schidlack. „Zwar hat die Qualität von Handy-Kameras in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Auf die Vorteile von digitalen Spiegelreflex- und Systemkameras wie große Bildsensoren und Wechselobjektive wollen die Kunden trotzdem nicht verzichten.“
Noch haben die sogenannten „Bodys“, also Fotokameras mit fest eingebauten Objektiven, den höchsten Anteil am Umsatz. Die Nachfrage ist nach wie vor gut, bei einem Plus von 3 Prozent erreichen die Umsätze 2012 der Prognose zufolge 1,74 Milliarden Euro. Wechselobjektive für entsprechende Digitalkameras legen dagegen um 7,5 Prozent auf immerhin schon 550 Millionen Euro zu.
Viel Leistung fürs Geld
Bei den Verbrauchern steigen anscheinend die Ansprüche. Im Vergleich zu den Kompaktkameras sind die Objektive von Spiegelreflexkameras lichtstärker, und ihre Bildsensoren sind größer und damit empfindlicher. Daher treten damit bei schlechten Lichtverhältnissen weniger Probleme mit Bildrauschen auf und gibt es weniger Verzerrungen am Bildrand. Gut nachgefragt sind inzwischen außerdem Systemkameras, bei denen durch Verzicht auf einen Spiegelkasten eine kompaktere Bauweise möglich ist, die aber wie Spiegelreflexkameras durch größere Bildsensoren und Wechselobjektive überzeugen. „Die Bildqualität ist bei digitalen Spiegelreflex- und Systemkameras inzwischen auf einem extrem hohen Niveau“, erklärt Schidlack.
Zu den aktuellen Trends im Kameramarkt gehört ein eingebauter Zugang zu drahtlosen Netzwerken. So ist es möglich, Fotos bequem auf mobile Endgeräte wie Smartphones und Media-Tablets zu übertragen oder gleich zu einem Online-Fotospeicher zu transferieren. Was bei Smartphones schon Standard ist – GPS zum Speichern der Positionsangaben vom Aufnahmeort – setzt sich inzwischen auch bei digitalen Fotoapparaten durch. Übrigens: Obwohl Hightech-Funktionen in Fotoapparaten gefragt sind, gibt es ein großes Interesse an Geräten im Retro-Design.
Smartphones liefern gute Bildqualität
Das sind wirklich mal gut nachvollziehbare Daten! Einfache Kompaktkameras werden durch Smartphones langsam verdrängt. Abgesehen mal von einem optischen Zoom vermisse ich bei der in mein mobiles Telefon eingebauten Kamera derzeit nichts, die Kamera des Samsung Galaxy S3 überzeugt mich – und gab bei mir letztlich den Ausschlag, genau dieses Smartphone zu kaufen (so wie im Vorjahr bereits beim Galaxy S2). Wer einfach nur im Alltag fotografieren möchte, ist mit den integrierten Smartphone-Kameras sehr gut versorgt.
Zudem stehen auf dem Smartphone eine Menge weiterer Funktionen rund ums Fotografieren zur Verfügung. Warum sollte man sich dann noch eine einfache Digitalkamera holen? Die Nachfrage danach wird in den kommenden Jahren gewiss weiter deutlich sinken. Spiegelreflexkameras und ansprechende Systemkameras sind zwar deutlich teurer als digitale Kompaktkameras, aber sie sind für den Normalnutzer nicht zu teuer. Wenn man sich für das Fotografieren interessiert, ist der Preis (zumindest in der Einsteigerklasse) kein echtes Hindernis mehr. So sorgen letztlich die sinkenden Preise in diesem Segment mit dafür, dass der durchschnittliche Verkaufspreis eines digitalen Fotoapparats steigt.
Benutzt Ihr noch einen digitalen Fotoapparat, oder fotografiert Ihr nur noch mit Eurem Smartphone?