Müsst Ihr mindestens einmal pro Stunde zum Smartphone greifen, um zu sehen, ob sich etwas getan hat? Verwendet Ihr Euer Smartphone auch, wenn Ihr im Bett seid oder auf der Toilette? Dann seid Ihr nicht alleine.
Nein, das hier soll kein Artikel werden, in dem ich meine Smartphone-Abhängigkeit beichte, ein klares Plädoyer dafür, dieses Universalwerkzeug als das zu sehen, was es ist. Vor kurzem hat Lookout, ein Unternehmen für mobile Sicherheitslösungen, interessante Zahlen zum Nutzungsverhalten von Smartphone-Besitzern veröffentlicht. Dafür hatte das Marktforschungsinstitut Harris Interactive 2.097 Smartphone-Nutzer in den USA befragt. Würde man diese Fragen in Deutschland stellen, sähe es wohl noch ein wenig anders aus – aber so sind die Unterschiede vermutlich nicht.
Besonders junge Menschen greifen mindestens einmal in der Stunde zu ihrem Gerät, um den Status zu checken. In der Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren tun dies 68 Prozent, unter den Personen ab 55 Jahren ist es mit 36 Prozent immerhin noch mehr als jeder dritte. Die Marktforscher wollten für verschiedene Situationen wissen, ob sich die Smartphone-Besitzer dabei mit ihren mobilen Telefonen beschäftigen. Für alle untersuchten Situationen gilt, dass junge Menschen ihr Mobiltelefon dabei eher als alte Menschen einsetzen. Nur in einem einzigen Fall ist eine ältere Gruppe ein wenig aktiver als eine jüngere: 45 Prozent der 35- bis 44-Jährigen greift während gemeinsamer Mahlzeiten zum Mobiltelefon, bei den 18- bis 34-Jährigen sind es bloß 36 Prozent.
Ist das Besessenheit?
Das deutet meiner Meinung nach darauf hin, dass junge Menschen ihre Smartphones insgesamt sehr viel intensiver nutzen. Hat das bei jungen Menschen bereits zwanghafte Züge? „Smartphones sind zur Obsession geworden“, heißt es in der Presseinfo von Lookout. „Fast 60 Prozent der Nutzer checken den Status wenigstens einmal in der Stunde. Auch im Bett greifen mehr als die Hälfte (54 Prozent) zum Smartphone. Dieser Zwang geht sogar so weit, dass 39 Prozent der Nutzer zugegeben haben, ihr Handy auf der Toilette zu benutzen.“
Ist es überraschend, dass dieses Verhalten negativ beurteilt wird? Leider nicht, doch ich halte das für eine Fehleinschätzung. Smartphones sind noch viel mehr als Desktop-PCs oder Notebooks universelle Werkzeuge, die in jeder denkbaren Situation von Nutzen sein können. Darauf sollten wir nicht verzichten! Wenn Smartphones wie Bücher, Zeitungen, Spielkonsolen, MP3-Player, Radios, Wecker, Fotoapparate und Fotoalben, Notizblöcke, Werbeflyer, Fahrpläne, Fernbedienungen und und und genutzt werden, ist es doch nur natürlich, wenn wir sie in allen möglichen Situationen tatsächlich einsetzen.
Es kommt noch besser
Vielleicht sollten wir aufhören, von Telefonen zu sprechen. Google Glass, die Augmented-Reality-Datenbrille von Google, verdeutlicht derzeit am besten, wohin die Reise geht. Anders als ein heutiges Smartphone wird so eine Datenbrille ganz selbstverständlich überall mit dabei sein – wie eine „normale“ Brille. In etwas fernerer Zukunft tragen wir vielleicht Implantate, die uns kompatibel zur vollvernetzten Gesellschaft machen und nehmen dafür weder ein Gerät in die Hand, noch setzen wir es uns auf die Nase.
Wenn wir heute einen PC einschalten, ist er in der Regel dann gleich nach dem Hochfahren mit dem Internet verbunden. Wir „gehen“ nicht erst online. Dank mobiler Endgeräte mit Internetzugang gilt für immer mehr Menschen, dass sie online sind, wenn sie wach sind. Das ist kein zwanghaftes Verhalten, das ist künftig der absolute Normalfall.
Gibt es Situationen, in denen Ihr Euer Smartphone grundsätzlich nicht verwendet?
Juli 4th, 2012 at 14:15
Zwar besitze ich kein Smartphone, doch mit dem Nutzungsverhalten am PC ist es ganz ähnlich. Vielleicht nicht so intensiv, aber rund zweimal täglich wird geprüft, was so los ist.
Oktober 23rd, 2012 at 12:47
Das sind interessante aber auch erschreckende Zahlen. Ich denke vielen geht es da wie mir, man schaut einfach auf das Smartphone, ohne es wirklich zu realisieren was man tut. Aus Neugier heraus checkt man seinen Status nur um zu merken, dass sich nichts wichtiges getan hat. Eine schleichende Sucht. Mein Smartphone bleibt jetzt öfter mal aus!