Weshalb Pinspire floppen könnte

Geschrieben von am 29. November 2011 in Kategorie Web 2.0

Gestern hat Alexander Hüsing von deutschestartups mal wieder einen richtigen Volltreffer gelandet. Mit dem Hinweis, dass Rocket Internet ein neues Projekt an den Start bringt, das ganz offensichtlich geklont ist, sorgte man für Schlagzeilen. Wie die meisten Leser mit Sicherheit schon wissen werden, geht es um Pinspire.

Pinspire ist ein Dienst, der eine Art Pinnwand im Internet verkörpert. Registrierte User können sich eine eigene Pinwand anlegen und dort die verschiedensten Dinge ablegen. Im Wesentlichen geht es dabei um Webseiten bzw. Unterseiten, auf denen beispielsweise Produkte, Kochrezepte, Fotos etc. zu finden sind. Neu ist die Idee allerdings nicht, denn schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass man sich am amerikanischen Vorbild Pinterest orientiert hat. Wobei orientiert noch vornehm klingt: Die Bezeichnung Copycat ist in diesem Fall sehr zutreffend.

Rocket Internet genießt wegen seiner Copycat Verfahrensweise nicht gerade den besten Ruf. Allerdings muss man den Leuten eine Sache lassen: Sie verstehen es, erfolgreiche Webprojekte an den Start zu bringen und damit auch noch eine ganze Menge Geld zu verdienen. Dementsprechend sollte man auch stets vorsichtig sein – schon mehrfach hat das Team gezeigt, dass man sich in der Lage befindet, ordentlich etwas zu bewegen.

Allerdings muss der Inkubator auch eingestehen, dass nicht jede Idee gezündet hat. Schon mehrere Projekte wurden an den Start gebracht und dann ganz schnell wieder eingestampft – und ich wage es zu behaupten, dass es Pinspire genauso ergehen wird. Nachfolgend eine kurze Begründung.

Zunächst einmal kann ich den Sinn und Zweck des Projekts nicht wirklich erkennen. Einige namhafte Blogger haben zwar schon Brücken zum Thema Social Commerce geschlagen, doch ich halte das für sehr gewagt. Im Grunde kann man bei Pinspire anpinnen, was man möchte. Aber wozu soll das gut sein? Wer sich Netz-Fundstücke sichern möchte, kann auf tausende anderer Services zurückgreifen, angefangen von Social Bookmarking bis hin zu speziellen Smartphone und Tablet Apps.

Einen zusätzlichen Nutzen bietet Pinspire in erster Linie dahingehend, dass die Inhalte optisch sehr ansprechend dargestellt werden und sie außerdem zugänglich sind bzw. von anderen eingesehen werden können. Allerdings macht das Teilen im Grunde nur dann Sinn, wenn auch die Freunde mitmachen – denn weshalb sollte man dort sonst Dinge einstellen? Genau dies ist der Punkt: Es gab schon tausende von Communties, die oftmals sogar gezielt auf die Interessen von Nischengruppen abgestimmt waren und sich trotzdem nicht behaupten konnten – das wesentlich bereiter aufgestellte Pinspire (es gibt keine bestimmte Zielgruppe) schafft keine Reize.

Außerdem gibt es Plattformen, auf denen man Dinge ebenfalls teilen kann. Man denke nur an Facebook. Dort gibt es zwar keine solch tollen optischen Möglichkeiten, doch wer weiß wie Facebook in einem Jahr aussieht? Alles in allem sehe ich keine wirklichen Stärken, die Pinspire zu bieten hat. Übrigens sehe ich dies beim Vorbild Pinterest genauso. Vielleicht mag der Dienst zwar in den USA besser laufen, aber Maintstream ist er noch lange nicht. Ich wage daher zu behaupten, dass Pinspire schon allein wegen seines Konzepts floppen wird. Ähnliche sowie auch andere Meinungen sind in den Kommentaren herzlich willkommen.

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6 Comments For This Post

  1. Petra Panther says:

    Schreib doch mal was über die rechtlichen Implikationen. Sowohl pinspire als auch pinterest grabben sich große bilder von webseiten und verstoßen damit gegen das urheberrecht.

  2. Jochen says:

    @ Petra: Das habe ich bewusst ausgeklammert – zweifelsfrei existiert da ein gewisses Gefahrenpotential. Außerdem wollte ich auf die SEO-Thematik auch nicht näher eingehen: Links zu den Urheber-/Zielseiten werden über Javascript realisiert.

  3. Birgit says:

    Also, ehrlich gesagt: Ich finde es toll. endlich konnte ich die 1000 Bookmarks auf meinem Rechner mal entsorgen. Ich denke es ist für nicht kreative Leute schwer zu verstehen, das das eine bessere Art und Weise für mich z.B. ist, visuell Dinge festzuhalten, die in meinen Bookmarks untergehen.Das ist so ähnlich wie das BEgreifen, im Sinne von Anfassen um zu verstehen.
    So kann ich leichter meine Lesezeichen im Netz verwalten und mir Neue suchen. Das ist im Bereich kreative Dinge zu erschaffen einfach toll

  4. Matze says:

    An Birgit: Mach halt noch mehr Werbung für das Portal. Visuell Dinge festhalten, die in den Bookmarks untergehen. Wer es glaubt, wird seelig…

  5. neven says:

    also, wenn das stimmt, das die von openPIN.org wie behauptet, nächsten monat eine opensource pinwand ins netz stellen.. dann tauchen hier bald 1000de clone auf… find ich aber gut. ich würd das neben meinen blog was für metaltishrts machen….

    http://openpin.org/about.php

  6. Reen says:

    Ist schön, den Beitrag nach einigen Monaten zu lesen. Nun kann man einen viel besseren Blick wagen 😉 Ein Update wäre sicherlich gigantisch!

    Pinterest schlägt durch die Decke. In Deutschland hofft man auf einen ähnlichen Boom. Viele Alternativen (siehe: http://www.netzideen-gmbh.de/blog/pinterest-alternativen-digitale-pinnwaende-vergleich/) werden gestartet. Einige werden sich durchsetzen!

    Der Vorteil scheint schlicht die Einfachheit zu sein: Innerhalb von kürzester Zeit hat man interessante Bilder/ Videos zusammengestellt, findet sie schnell wieder und das alles sehr ansprechend!