Es liegt schon eine ganze Weile zurück, als Social Bookmarking als das große Ding betrachtet wurde. Vor allem Delicious, das dann später von Yahoo übernommen wurde, sorgte für jede Menge Schlagzeilen – und das aus Deutschland stammende Social Bookmarking-Angebot Mister Wong wurde ebenfalls sehr bekannt.
Im Grunde kann gesagt werden, dass die Macher von Mister Wong rechtzeitig losgelegt und sich dadurch eine kleine Vormachtstellung auf dem deutschen Markt erarbeiten konnten. Viele Adopter hatten sich an diesem Konzept ebenfalls versucht, doch konnten an Mister Wong längst nicht heranwagen. Der Anbieter wurde im deutschen Web 2.0 ganz schnell zu einer namhaften Größte. Später gelang es sogar, auf dem US-Markt Fuß zu fassen – zumindest sorgte man auch dort mehrfach für Schlagzeilen.
Der Hype rund um das Thema Social Bookmarking ist jedoch schon lange verflogen. Man denke nur an Delicious, das von Yahoo bereits im letzten Jahr günstig losgeschlagen werden sollte. Das Problem besteht vor allem darin, dass sich schwierig Geld verdienen lässt. Anfangs setzt man auf ein paar Anzeigen und konnte dank stattlichem Google Traffic auch gut monetarisieren. Doch als Mister Wong bei Google richtig abgestraft wurde, dürfte sich die Sache mit der Monetarisierung schlagartig geändert haben.
Ob es am Geldstrom liegt, wird man als Außenstehender vermutlich nicht erfahren. Aber es könnte der Hauptgrund sein, weshalb sich die Macher von ihrem Angebot nun trennen möchten. Es wurde mitgeteilt, dass man sich auf die Suche nach einem Käufer gefunden hat, der das Projekt fortführen wird. Zugleich verweist man auf ein paar signifikante Geschäftsdaten, wie zum Beispiel die Anzahl der User-Accounts und Bookmarks. Knapp eine halbe Million Mitglieder soll rund 11 Millionen Bookmarks angelegt haben.
Als ein allzu großes Ding würde ich diesen Verkaufsversuch jedoch nicht bezeichnen. Wer soll Mister Wong kaufen wollen? Die gebookmarkten Daten dürften – ebenso wie die User-Accounts – nicht allzu viel wert sein. Gleichzeitig dürften sich die Einnahmen, die erzielt werden, ebenfalls in Grenzen halten. Meiner Ansicht nach steht hier ein Web 2.0 Dinosaurer zum Verkauf, dessen beste Zeiten schon sehr lange zurückliegen.
Nun könnte man natürlich argumentieren, dass sich der Service verändern lässt. Doch wer will das machen und in welche Richtung soll die Reise gehen? Man denke nur an die letzten Versuche, Mister Wong zu einer Dokumenten-Plattform umzubauen. Klingt toll, aber wer soll das überhaupt nutzen?
Ich will hier den Teufel nicht an die Wand malen, aber wirklich reizvoll sieht das Projekt nicht unbedingt aus. Daher bin ich sehr gespannt, wie es mit Mister Wong weitergeht. Am schönsten wäre es natürlich, wenn sich in der Tat ein neuer Eigentümer findet und dieser eine massive Überarbeitung vornimmt. Warten wir einfach mal ab.