Bankgeschäfte im Internet zu erledigen ist heute ganz normal, möchte meinen. Tatsächlich nutzt aber kaum mehr als jeder zweite Internetuser diese Möglichkeit.
Gestern war Weltspartag. Das ist angesichts der dreistelligen Milliardenbeträge, mit denen sich Deutschland am Euro-Rettungschirm beteiligt, in den Medien etwas untergegangen. Dafür zu werben, sein Erspartes zur Bank zu tragen, würde als Tipp derzeit auch gut in eine Satire-Sendung passen. Aber das nur nebenbei.
Umfrage vor dem Weltspartag
Der BITKOM nahm den Weltspartag zum Anlass, die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage (1.002 Personen ab 18 Jahren, davon 702 Internetnutzer) bekannt zu geben, die er beim Meinungsforschungsinstitut Aris zum Thema Finanztransaktionen im Internet beauftragt hatte. „Online-Banking hat sich fest etabliert“, überschreibt der Verband seine Pressemitteilung.
So kann man das sehen, aber fast die Hälfte der Onliner in Deutschland verzichtet bisher komplett darauf. Bisher haben nämlich (nur) 53 Prozent der Befragten Finanztransaktionen im Internet durchgeführt. Genutzt wird dabei in erster Linie Onlinebanking, worunter beispielsweise online vorgenommene Überweisungen und erteilte Daueraufträge fallen. Etwa die Hälfte der User nutzt es.
Online ein Konto eröffnet hat erst jeder achte Internetnutzer, sogar nur sechs Prozent haben bislang online Aktien gekauft oder sich zu Geldanlagen beraten lassen. „Banking und andere Finanzgeschäfte haben sich als Teil der Internetökonomie fest etabliert“, kommentierte Prof. Dieter Kempf, Präsident des BITKOM, die Umfrageergebnisse.
Mehr Frauen als Männer, mehr Junge als Alte
Mit 56 Prozent zu 50 Prozent ist der Anteil der Frauen mit Erfahrung bei Online-Finanztransaktionen größer als der der Männer. Stärkere Unterschiede zeigten sich in der Umfrage zwischen den Altersgruppen. Bei den 50- bis-64-Jährigen haben immerhin 44 Prozent mit Online-Finanztransaktionen Erfahrung, in der Gruppe der Personen ab 65 Jahren ist es mit 21 Prozent kaum mehr als jeder fünfte.
Der BITKOM sieht Wachstumspotenzial: Von den Internetnutzern ohne Erfahrung gaben 56 Prozent an, einfach keinen Bedarf dafür zu haben. 51 Prozent sagten allerdings, dass Angst vor nicht ausreichendem Datenschutz sie von derartigen Transaktionen abhalten würde. Sicherheitsbedenken gaben 46 Prozent als Grund an. Immerhin: Nur jeder zehnte befragte Nicht-Nutzer meinte, es sei ihm zu kompliziert.
Der letzte Wert überrascht ein wenig, weil er so niedrig ist. Ich vermute indes, dass viele der Nichtnutzer von Onlinebanking das mangels Erfahrung nicht beurteilen können. Die Web-Benutzeroberflächen, die ich vom Onlinebanking bei verschiedenen Banken kenne, könnten alle übersichtlicher und leichter zu bedienen sein. In diesem Punkt jedenfalls habe ich am meisten Verständnis dafür, wenn jemand darauf verzichtet, seine Bankgeschäfte im Netz zu erledigen. Missverständnisse und Bedienfehler können hier immerhin teuer werden.
Fest etabliert, wirklich?
Auf Basis dieses 53-Prozent-Werts davon zu sprechen, dass sich Onlinebanking fest etabliert habe, halte ich für gewagt, zumal das ja nur der Wert für die Internetnutzer, nicht für die Gesamtbevölkerung ist. So richtig angekommen ist Onlinebanking in Deutschland noch nicht, das ist für mich die eigentliche Nachricht.
Ich habe gerade mal in meinen Bankunterlagen nachgesehen: Meine ersten Unterlagen zum „PC-Banking“, wie es von dem Geldinstitut genannt wurde, bekam ich im Frühling 1999. Wann war es bei Euch so weit? Oder verzichtet Ihr etwa immer noch darauf?