Die allermeisten Nutzer von Tablet-Computern zeigen Interesse an einer Kombination aus App und gedruckter Zeitung, hat eine neue Studie ergeben. Die Zahlungsbereitschaft unter Tablet-Usern ist insgesamt hoch, was zum hohen Stellenwert der Apps von Zeitungen passt.
Auf den Websites der acht an der Studie beteiligten Verlage wurden durch die Berliner Marktforschungsagentur F&B 3.290 Personen „im Verbreitungsgebiet“ befragt. Die ausführlichen Ergebnisse der vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Zusammenarbeit mit dpa-infocom, einer Tochterfirma der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, durchgeführten Untersuchung werden kommenden Mittwoch bei der Fachkonferenz „Zeitungen machen mobil – E-Publishing, Apps und mobiles Internet“ präsentiert. Die wichtigsten Ergebnisse wurden aber schon vorher genannt.
Eine sehr gute (wenngleich nicht überraschende) Nachricht ist: Zeitungs-Apps sind ganz besonders beliebt, unter den Besitzern eines iPads werden sie von 52 Prozent täglich oder nahezu täglich verwendet. Von „zukünftigen Tablet-Besitzern“, wie es im Pressetext formuliert ist (gemeint sind wohl Personen, die in absehbarer Zeit ihren ersten Tablet-Rechner kaufen wollen) interessieren sich dafür sogar 64 Prozent. So viel Zuspruch konnte für keine andere Kategorie von Tablet-Apps ermittelt werden.
Sind Apps nur eine Ergänzung zur Printausgabe?
Etwas merkwürdig: 55 Prozent der Teilnehmer sehen Apps nicht als Alternative zur Printausgabe, sondern als Ergänzung. Möchte man wirklich beides nutzen? Da habe ich so meine Zweifel. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Nutzer ein großes Interesse an qualitativ hochwertigen Zeitungsangeboten auf den mobilen Endgeräten haben“, unterstreicht Hans-Joachim Fuhrmann, Mitglied der BDZV-Geschäftsleitung. Die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, ist ziemlich hoch. Die Preisvorstellung liegt dabei im Schnitt zwischen acht und neun Euro monatlich. Das ist zwar gar nicht so wenig, doch liegen die tatsächlichen Angebote (so weit es schon welche gibt) doch noch ein gutes Stück darüber.
Von den iPhone-Besitzern unter den Studienteilnehmern bezahlt schon fast die Hälfte für journalistische Inhalte, bei den iPad-Besitzern sind es sogar 81 Prozent. „Hier wächst ein neuer attraktiver Markt für Verlage heran. Zeitungen sind gut beraten, sich zu positionieren und Erfahrungen zu sammeln“, betont Meinolf Ellers, Geschäftsführer der dpa-infocom. Die Apple-User zeigten insgesamt eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft für Apps als die Nutzer anderer mobiler Endgeräte, wo die Zahlungsbereitschaft unter den Smartphone-Usern nur einen Wert von 32 Prozent und unter den Tablet-Usern nur 46 Prozent erreichte.
Die Leser dürfen es nicht schwer haben
Wenn man bedenkt, dass längst nicht jeder regelmäßig eine Zeitung kauft bzw. Abonnent ist, dürfen die Verlage wohl darauf hoffen, dass Paid-Content in digitaler Form doch noch zu einem Erfolgsmodell für sie wird. Ich bin schon lange davon überzeugt, dass die Bereitschaft zum Bezahlen vorhanden ist. Ein App-Store, so sehr man solch zentralistische Ansätze andererseits auch mit größter Skepsis betrachten sollte, macht es den Nutzern sehr einfach. Sie müssen zudem nicht direkt bei den verschiedenen Verlagen ihre Daten angeben. (Gerade das bedauert die Verlagsbranche allerdings aus nachvollziehbaren Gründen.)
Deshalb bin ich extrem gespannt, wie sich der Eintritt von Amazon mit seinem Fire-Tablet auswirken wird. Bei Amazon haben unzählige Menschen schon ihre Zahlungsinformationen hinterlegt. Außerdem ist es völlig normal, bei Amazon Geld auszugeben, es handelt sich ja um einen Onlineshop. Ja, Kunden sind sogar daran gewöhnt, Geld für Text-Inhalte auszugeben, vor allem in Form von Büchern. Der Schritt zum Zeitungsartikel/Abo ist dann nur ein sehr, sehr kleiner, besonders mit Blick auf die Einzeltexte bei „Kindle Singles“. Oder vom Verleih von Büchern mittels Flatrate aus gedacht. Die Verlage sollten schnell für attraktive Angebote sorgen, damit sich die User gar nicht erst an Zugriff auf die kostenlosen Web-Angebote der Verlage gewöhnen. Den Niedergang der gedruckten beschleunigen die Tablets ganz gewiss.
Was müsste Euch die App einer Zeitung bieten, damit Ihr auf einem mobilen Endgerät nicht lieber die kostenlose nutzbare Website besucht?