Seit gestern geistern zahlreiche Beiträge durch die IT-Medienwelt und vor allem auch durch die Blogosphäre, in denen man sich die Frage stellt, ob Google Plus eine Gefahr für klassische Blogs verkörpert. Die kleine Beitragslawine wurde von einem amerikanischen Tech-Journalisten losgetreten, der mit seinen Aussagen eine enorme Reichweite erzielen kann.
Google Plus wird vor allem deshalb als Blog-Konkurrent betrachtet, weil es ganz ähnlich aufgebaut ist. Nutzer haben die Möglichkeit, „Beiträge“ zu schreiben und dann in ihrem sozialen Netwerk zu verbreiten. Die Empfänger / Leser können wiederum reagieren und Kommentare hinterlassen. Da es Google ermöglicht, externe Inhalte relativ komfortabel einzubinden, können die Beiträge die Blog-Beiträge wirken. Hiermit unterscheidet sich Google maßgeblich von Facebook. Bei Facebook lässt sich höchstens ein Bild oder Video posten, zu welchem man einen kurzen Kommentar verfasst – die Erstellung klassischer Beiträge ist nicht möglich.
Weil man beim Google so schön antworten und Beiträge auch verbreiten bzw. mit Freunden teilen (neues Feature!) kann, können die Beiträge durchaus mit klassischen Blog-Beiträgen verglichen werden. Allerdings stellt sich hier die Frage, weshalb dies den Tod der klassischen Blogs bedeuten soll. Nur weil Google diese Möglichkeit bietet, werden mit Sicherheit nicht alle Blogger umsteigen.
Wenn man es genau betrachtet, ist es nach wie vor von größerem Vorteil, auf das klassische Blog zu setzen. Dies gilt übrigens nicht nur für den Publisher, sondern auch für den Leser / Kommentarschreiber. Letztlich kann über ein traditionelles Blog die größere Reichweite erzielt werden. Im Grunde kann die Reichweite niemals geringer als in einem Social Network ausfallen, schließlich hat jeder Blogger / Publisher die Möglichkeit, seinen Beitrag in einem Social Network zu veröffentlichen – damit erzielt er dieselbe Reichweite, die sich mit einem direkten Beitrag innerhalb den Networks erzielen ließe.
Für die Nutzer besteht der Vorteil darin, sich außerhalb des Social Networks bewegen zu können. Laut Meinung einiger Experten soll den Lesern das Kommentieren innerhalb Social Networks leichter fallen. Allerdings kann man dies auch umgekehrt sehen: Gerade bei Google Plus steht die Identität sofort fest – in einem klassischen Blog kann auch anonym kommentiert werden. Allein dieser Vorteil wird das klassische Blog nicht so schnell aussterben lassen. Dann wäre da noch die Abhängigkeit vom Betreiber des Social Networks: Wer ein eigenes Blog hostet, ist deutlich unabhängiger.
Außerdem darf die Macht der Social Networks nicht überschätzt werden. Nicht jedermann kann sich für Facebook begeistern – und Google Plus ist dem Otto-Normalverbraucher noch gar nicht bekannt. Zumal überhaupt nicht feststeht, ob Google Plus jemals den großen Durchbruch schaffen wird.