Viele Zuschauer lassen sich durch im Fernsehen gesehene Produkte zur Internetrecherche anregen, ist in einer neuen Studie festgestellt worden. Der Trend zur Parallelnutzung von Fernsehen und Internet begünstigt diese Entwicklung.
Wenn sich immer mehr Fernsehzuschauer mit dem Internet beschäftigen während sie eigentlich eine Sendung im Fernsehen verfolgen, könnte das schlecht sein für die Stellung des Fernsehens als Werbeträger. Eine Studie von SevenOne Media, dem Vermarktungsunternehmen der ProSiebenSat.1 Group, kommt indes zum gegenteiligen Ergebnis: Das Fernsehen gibt entscheidende Impulse für die Produktsuche im Internet.
44 Prozent lassen sich anregen
Im neuen „SevenOne Research Flash“, für den 1.008 deutschsprachige Personen zwischen 14 und 49 Jahren vom Institut mindline media im Auftrag der Seven One Media befragt wurden, wird die Rolle des Fernsehens als Initialmedium herausgestellt. Wie kein anderes Medium regt das Fernsehen dazu an, sich online näher mit einem gesehenen Produkt zu beschäftigen. 44 Prozent der Studienteilnehmer gaben an, über einen Hinweis im Fernsehen schon auf Produkte aufmerksam gemacht worden zu sein und später im Netz danach gesucht zu haben.
Das Fernsehen liegt mit seinen 44 Prozent klar vor Zeitschriften (32 Prozent), Zeitungen (28 Prozent), Radio (21 Prozent) und Kino (16 Prozent). „Die Ergebnisse belegen eindeutig, dass Fernsehwerbung eine höhere Werbewirkung und mehr Interaktionspotenzial schafft als andere Medien“, erläutert Daniel Haberfeld, Director Research bei SevenOne Media. „Außerdem bestätigt sich, dass crossmediale Kampagnen mit dem Baustein TV und entsprechenden Online-Verlängerungen sehr effektiv arbeiten.“
Als besonders fernsehgesteuert empfänglich erwiesen sich die 14- bis 19-Jährigen, von denen mehr als jeder zweite Befragte (54 Prozent) angab, durch einen TV-Kontakt zu einer Produktsuche im Netz animiert worden zu sein. An zweiter Stelle liegen mit 29 Prozent die Print-Produkte. „Markenartikler sollten die Stärke des Fernsehens nutzen, bei jungen Zielgruppen einen Impuls für weitere Produkt-Recherchen auszulösen“, empfiehlt Haberfeld. „Das sichert den Marken langfristig Marktanteile“.
Parallele Mediennutzung als Faktor
Die Funktion des Fernsehens als Impulsgeber für Produktrecherchen im Internet könnte in Zukunft weiter stark an Gewicht gewinnen, denn: Ob die Zuschauer sich online mit einem im TV gezeigten Produkt beschäftigen oder nicht, hängt stark von der Verfügbarkeit des Internets ab. Der Schlüssel ist hier der Trend zur gleichzeitigen Nutzung von Fernsehen und Internet. Dieses Medienmultitasking war noch 2002 eine Ausnahme: Nicht einmal jeder fünfte (19 Prozent) der 14- bis 49-Jährigen nutzte Netz und TV parallel, heute zeigt dieses Nutzungsverhalten in dieser Altersgruppe schon die Mehrheit (51 Prozent). Natürlich ist dieses Medienmultitasking nicht der Dauerzustand, doch nicht zuletzt durch die schnell wachsende Verbreitung von Smartphones ist die mobile Internetnutzung heute schon während der TV-Primetime am stärksten. Ich bin gespannt, wie sich die Entwicklung bei Hybrid-TV-Geräten hier auswirken wird.
54 Prozent derjenigen, die häufig TV und Internet gleichzeitig nutzen, lassen sich auf die beschriebene Weise zu einer Online-Recherche anregen. Von denen, die nur selten Medienmultitasking betreiben, gilt dies für jeden zweiten Befragten. „Die unmittelbare Verfügbarkeit des Internets animiert zu einer sofortigen Recherche nach gerade im TV gesehenen Produkten“, erklärt Daniel Haberfeld den Zusammenhang.
Womit beschäftigen sich die User beim Fernsehen?
Wissen wollten die Marktforscher außerdem, mit welchen Online-Inhalten sich die Fernsehzuschauer beschäftigen. 63 Prozent befassen sich mit Infos zum jeweiligen Fernsehprogramm oder lassen sich durch Produkteinblendungen zur Recherche anregen. Ansonsten wird das Internet vor allem zu Kommunikationszwecken eingesetzt: 80 Prozent schreiben und lesen E-Mails, 49 Prozent sind in Communitys unterwegs, 46 Prozent chatten.
Abgesehen davon, dass ich mehr als nur gelegentliche Parallelnutzung für sehr bedenklich halte, wundert es mich, dass nicht einmal jeder zweite der 14- bis 49-Jährigen durch TV-Inhalte zu Online-Recherchen motiviert wird. Gehen die gezeigten Produkte so stark am Publikumsgeschmack vorbei oder ist die Mehrzahl der Zuschauer einfach nur unglaublich träge? Beides wäre kein gutes Zeugnis für das Fernsehen als Werbeträger. Ich nehme eher an, dass den meisten Menschen die Beeinflussung nicht bewusst ist oder sie diese nicht zugeben wollen.
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