Die Bandbreiten von Internetanschlüssen steigen, aber im Vergleich mit anderen Ländern ist Deutschland im Netz nicht auf der Überholspur unterwegs. Der erforderliche Netzausbau kostet bis zu 40 Milliarden Euro.
Der BITKOM stellt einen Nachholbedarf beim Beitbandausbau in Deutschland fest und nennt Zahlen der Bundesnetzagentur zur Geschwindigkeit von Internetzugängen. Nicht ganz jeder dritte Haushalt verfügt (Stand 2010) über einen Internetanschluss „mit einer vermarkteten Downloadgeschwindigkeit von über 10 Megabit pro Sekunde“, ein Jahr zuvor war es erst jeder vierte.
Weniger als jeder Zweite kann Highspeed-Internet erhalten
Eine positive Entwicklung ist also zu beobachten, doch diese Zahl bedeutet gleichzeitig, dass die meisten Onliner die Möglichkeiten des Internets bisher gar nicht ausschöpfen können. „Erst mit Bandbreiten im zweistelligen Megabit-Bereich kann man viele Web-Angebote richtig nutzen“, konstatierte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf. Allerdings beweist das allein noch nicht einen weit verbreiteten Mangel an Interesse für schnelle Internetverbindungen. Nur rund 40 Prozent der deutschen Haushalte können derzeit mit Bandbreiten ab 50 MBit/s überhaupt erhalten. Da indes trotz stark gesunkener Preise nicht einmal ein Prozent einen Highspeed-Anschluss bestellt hat, hält sich das Interesse aber offensichtlich doch arg in Grenzen.
100-MBit/s-Anschlüsse bisher kaum gefragt
Die größte Verbreitung finden mit 45 Prozent Internetzugänge mit Geschwindigkeiten zwischen 2 und 10 MBit/s im Downstream. 8 Prozent sind 2-MBit/s-Anschlüsse, weitere 8 Prozent haben Bandbreiten zwischen 144 kBit/s und 2 MBit/s. Lediglich einer von vier Haushalten nutzt einen Internetzugang mit einer Geschwindigkeit zwischen 30 und 50 MBit/s. 100-Mbit/s-Internet kommt sogar nur auf einen Anteil von bloß 0,2 Prozent. Angesichts der massiven Werbung und dauernden Preisaktionen der Kabelnetzbetreiber für Bandbreiten von 100 oder mehr Megabit pro Sekunde im Downstream überrascht mich dieses Ergebnis.
Kabelnetzbetreiber rüsten auf
Verfügbar ist Kabelinternet auf Basis des Standards EuroDOCSIS 3.0, mit dem extrem hohe Bandbreiten realisiert werden können, immerhin schon für 13 Millionen Haushalte. Die Kabelunternehmen treiben den Netzausbau mit hohem Tempo voran, kaum eine Woche vergeht, in der nicht weitere Städte auf den modernen Standard umgestellt werden. Laut BITKOM-Schätzung werden Ende kommenden Jahres 24 Millionen Kabelhaushalte fit für 100-MBit/s-Internet sein. Technisch ist bereits weit mehr möglich, aber die Unternehmen warten ab, wie sich die Nachfrage entwickelt.
Die Kabelnetzbetreiber bieten Highspeed-Internet in immer mehr (auch ländlichen) Regionen an, in denen herkömmliche DSL-Anschlüsse (sofern verfügbar) nur niedrige Datenraten ermöglichen. Das bringt sie mittelfristig in eine gute Position, denn erst etwa 30 Prozent der DSL-Anschlüsse können auf VDSL (das bis zu 50 MBit/s ermöglicht) umgestellt werden. Der Glasfaserausbau kommt nur langsam voran, aber langfristig führt an Glasfaseranschlüssen kein Weg vorbei. Glasfaser bis in die Wohnung (FTTH) steht hierzulande noch ganz am Anfang.
Schnelles Internet unverzichtbar für Deutschland
„Für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist die flächendeckende Verfügbarkeit von superschnellen Internetverbindungen unverzichtbar“, betonte Kempf. Der BITKOM verweist dabei auf Zukunftsprojekte wie intelligente Strom- und Verkehrsnetze. 2010 beliefen sich die Breitband-Investitionen auf fast 4 Milliarden Euro, seit 1998 wurden mehr als 93 Milliarden Euro investiert. Auf weitere 30 bis 40 Milliarden Eruo schätzt der Verband den Investitionsbedarf in Deutschland.
Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Netzausbau hinterher. Laut einer Studie der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development/Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) beträgt „die durchschnittliche maximale Bandbreite von Internetanschlüssen in Deutschland“ nur 17 MBit/s, was Deutschland im Vergleich mit den 37 MBit/s im OECD-Durchschnitt einen „Platz im hinteren Mittelfeld“ einbringt.
Kritik an Rahmenbedingungen
„Die Rahmenbedingungen für den Ausbau des Breitbandnetzes müssen im Zuge der aktuellen Novellierung des Telekommunikationsgesetzes weiter verbessert werden“, fordert Kempf angesichts dieser Zahlen. So sollten Strom- und Gasversorger unter bestimmten Voraussetzungen verpflichtet werden, Leerrohre für Internetkabel zur Verfügung zu stellen. Das senkt die Kosten und hilft, unnötige Baustellen und somit Belastungen für Menschen zu vermeiden. Das sollte entsprechend auch für die teure Verkabelung im Gebäudeinneren gelten. Bei Planungs- und Rechtssicherheit bemängelt der BITKOM die Novelle ebenfalls.
Wie schnell ist Euer Internetanschluss? Ist das Eure Wunsch-Bandbreite, oder könnt Ihr keine entsprechend schnellen Anschlüsse an Eurem Wohnort erhalten?