Zwei von drei Internetnutzern in Deutschland pflegen Freundschaften im Netz und lernen online neue Freunde kennen. Die Vorteile des Internets bei der Kontaktpflege werden am stärksten von Menschen ab 65 Jahren genutzt.
Erinnert sich noch jemand von Euch daran, wie früher davor gewarnt wurde, die Menschen würden vor ihren Computern vereinsamen? Das stimmte schon vor dem Social-Media-Zeitalter nicht, doch interessanterweise sitzt die Generation der Warnenden nun selbst vor dem Computer und pflegt vor dem Bildschirm Freundschaften und entdeckt alte Freunde wieder.
Zwei von drei Usern pflegen online Freundschaften
Das Meinungsforschungsinstitut Aris hat im Auftrag des BITKOM eine repräsentative Befragung von Personen ab 14 Jahren durchgeführt, bei der es um die Freundschaftspflege im Netz ging. Inzwischen setzen zwei Drittel aller Onliner das Internet dazu ein, um bestehende Freundschaften zu pflegen und neue Freunde kennenzulernen. Letztes Jahr waren es erst 57 Prozent. (Angesichts der vielen Kinder in Sozialen Netzwerken erscheint diese Altersgrenze der Befragung nicht gerade sinnvoll gewählt.)
Sechs von zehn Befragten haben über das Netz alte Freunde wiedergefunden. „Kontakte, die früher nach und nach in Vergessenheit gerieten, lassen sich über das Web auffrischen und lebendig halten“, sagte Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer, Präsident des BITKOM. Menschen im Internet wiederzufinden, ist besonders durch die Sozialen Netzwerke einfach geworden.
Schon rund 40 Millionen Menschen in Deutschland sind Mitglied in wenigstens einem Social Network. Das bedeutet einen enormen Sprung gegenüber letztem Jahr, als erst 30 Millionen Menschen Mitglied in Sozialen Netzwerken waren. Bei den Unter-30-Jährigen ist sozusagen schon die „Vollvernetzung“ in Sicht, denn aus dieser Altersgruppe sind 96 Prozent Mitglied in einer Online-Community. Die Angehörigen dieser Altersgruppe waren zum allergrößten Teil schon letztes Jahr in Social Networks aktiv, sodass der Zuwachs hier nur bei sechs Prozent liegt. Die durchschnittliche Zahl der Online-Kontakte liegt derzeit bei 133. Da sage noch mal jemand, die Mitgliedschaft in Sozialen Netzwerken sei freiwillig. Wer jung ist, hat wohl kaum eine echte Wahl, wenn er sich nicht selbst ausgrenzen möchte.
Nutzer ab 65 Jahren sind besonders aktiv bei der Online-Kontaktpflege
Die Vorteile der digitalen Vernetzung unter dem Aspekt der Freundschaftspflege werden von keiner Altersgruppe so sehr genutzt wie von den Usern ab 65 Jahren. Drei von vier Online-Senioren nutzen das Internet, um Freundschaften aufrecht zu erhalten. Zwei von dreien haben alte Freunde im Netz wiedergefunden, mehr als in allen anderen Altersgruppen!
Sicher, je länger man lebt, desto mehr Menschen kann man über die Zeit aus den Augen verlieren. Das ändert aber nichts daran, dass die Umfrageergebnisse sehr beeindruckend sind. Ich habe zwar schon in den 90ern die Ansicht vertreten, dass gerade alte Menschen von den Möglichkeiten der Online-Kommunikation profitieren. Wie weit das Internet schon in den Alltag der Menschen vorgedrungen ist, die analog und offline aufgewachsen sind, überrascht mich dennoch.
Umso wichtiger ist es, die verbliebenen Offliner ins Netz zu bringen, damit sie von wichtigen Teilen des modernen Lebens nicht länger ausgeschlossen bleiben. Vereinsamung ohne Computer statt Vereinsamung vor dem Computer, so muss es heute heißen. Und davor kann ich nur warnen!
Welche Rolle spielt das Internet für Euch für die Kontaktpflege?