Als bei Yahoo noch alles rund lief und man auf satte Einnahmen blicken konnte, zögerte man bei Zukäufen nicht lange. Startups aus den unterschiedlichsten Bereichen wurden eingekauft – unter anderem der Social Bookmark Service Delicious. Allerdings entpuppten sich viele Zukäufe als wenig profitabel. So mancher Service verursacht mehr Kosten als Einnahmen. Im Herbst des vergangenen Jahres kündigte das Yahoo Management daher an, man werde sich von mehreren Projekten trennen oder diese notfalls auch einstellen.
Schnell kam Angst auf, dass man Delicious schließen werde. Doch Yahoo nahm sich die Zeit, um nach einem Käufer zu suchen. Zwar kam schnell die Frage auf, weshalb jemand für ein Webangebot bezahlen soll, das nicht profitabel arbeitet, doch gesucht wurde trotzdem – und das sogar mit Erfolg. Denn wie gegen Ende der vergangenen Woche bekannt wurde, ist es Yahoo nun nach einem halben Jahr gelungen, einen Käufer für den Social Bookmarking Service zu finden.
Man staunte nicht schlecht, als Yahoo die Namen der Käufer nannte. Denn zwei sehr erfolgreiche Web 2.0 Unternehmer haben sich den Social Bookmarking Service geschnappt. Steve Chen und Chad Hurley, die Gründer von YouTube haben Delicious übernommen. Angaben zum Kaufpreis wurden bisher nicht gemacht, allerdings dürfte es den Unternehmern nicht schwer fallen, das Geld aufzuwenden: Der Verkauf von YouTube an Google hat sie zu Multimillionären gemacht. Die geschätzten zwei Mio. US-Dollar (dieser Betrag wurde mittlerweile von mehreren Redakteuren genannt), die an Yahoo fließen sollen, dürften problemlos aufgewendet werden können.
Ob man die Übernahme von Delicous durch die beiden Web 2.0 Unternehmer feiern sollte, bleibt abzuwarten. Ihr Vermögen haben sie vor allem der Tatsache zu verdanken, dass Google zum Zeitpunkt des YouTube Verkaufs eine gute Videoplattform suchte. Rein wirtschaftlich gesehen war die Übernahme durch Google keine so gute Idee: Das Videoportal war bisher ein satter Verlustbringer. Dieses Mal verhält es sich genau umgekehrt: Chen und Hurley kaufen ein Unternehmen, das nicht profitabel arbeitet und müssen nun dafür sorgen, dass ein rentabler Geschäftsbetrieb entsteht.
Die Frage ist nur, wie man diese Aufgabe meistern soll. Delicious ist ein Service, den man mit Sicherheit nicht einfach umstellen und kostenpflichtig machen kann – dafür gibt es zu viele Alternativen. Die Anzahl der User-Profile und verlinkten Domains könnte man als Kapital betrachten. Allerdings muss trotzdem erst noch ein Weg gefunden werden, um dieses Kapital sinnvoll einsetzen und Einnahmen erzielen zu können.
Die beiden Käufer werden es mit Sicherheit nicht leicht haben. Delicious umzubauen und profitabel zu machen, dürfte eine enorm schwere Aufgabe sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn der Social Bookmarking Dienst langfristig seine Pforten schließt. Wie seht Ihr das?