Kein anderes Unternehmen gibt beim Thema E-Book so sehr Gas wie Amazon. Der Versandriese setzt sämtliche Hebel in Bewegung, um die Verbreitung der E-Books voranzubringen – und sorgt gleichzeitig dafür, dass die Inhalte auch bei ihm gekauft werden. Auf diese Weise möchte das Unternehmen seine Bedeutung im Buchhandel ausbauen und gleichzeitig sein eigenes Überleben sichern: Falls sich digitale Inhalte langfristig durchsetzen sollten und dem gedruckten Werk den Rang ablaufen, spielt Amazon immer noch ganz oben mit.
Um die Inhalte zugänglich zu machen, setzt Amazon auf zwei Strategien. Zum einen wird mit dem Kindle Reader ein eigenständiger E-Book Reader / E-Reader angeboten, auf welchem die Inhalte komfortabel konsumiert werden können. Allerdings ist ungewiss, ob sich derartige Geräte auf lange Sicht am Markt behaupten können. Aus diesem Grund macht man die digitalen Inhalte auch auf vielen anderen Geräten zugänglich, nämlich auf PCs, Apple Computern, Smartphones und natürlich auch auf Tablet Computern. Der Zugang erfolgt über die Kindle-Software, die einerseits zur Verwaltung und Darstellung der Inhalte dient, zum anderen aber auch deren Onlinekauf ermöglicht – im Grunde ist die Kindle-Software eine Art iTunes für E-Books.
Eine derartige Software für Tablet Computer bereit zu stellen, ist jedoch gar nicht so einfach. Das größte Problem besteht darin, dass unterschiedliche Betriebssysteme zum Einsatz gelangen. Zwar gibt Apple derzeit den Ton an, sodass eine Kindle App bereits einen erstklassigen Marktzugang erschaffen würde, doch auf lange Sicht werden andere Betriebssysteme stark an Bedeutung gewinnen – zumal diese Betriebssysteme erschlossen werden müssen: Apple will ebenfalls digitale Inhalte verkaufen und könnte Amazon daher leicht ausschließen.
Bei den weiteren Tablet Betriebssystemen, die augenblicklich neben dem iOS existieren, handelt es sich um Android, WebOS und Microsoft Windows. Das größte Marktpotential wird Android zugesprochen, weil es bereits im Smartphone Markt eine bedeutende Rolle spielt. Zudem arbeitet Google mit Hochdruck daran, Android für den Tablet Einsatz anzupassen und somit eine ernsthafte Alternative zum iOS zu bieten. Im Übrigen gibt es immens viele Hersteller, die Android auf ihren Tablet Computern einsetzen möchten.
Kein Wunder also, dass Amazon bereits eine Kindle-Lösung bzw. einen speziellen Ableger der Software für Android entwickelt hat. Im Grunde gibt es diese Lösung schon länger – jedoch ausschließlich mit Fokus auf Smartphone. Wie Amazon nun angekündigt hat, ist die Kindle App nun auch für Honeycomb bzw. den Tablet-Ableger von Android verfügbar. Die Optimierung für Tablet Computer erlaubt es, die Software komfortabler zu nutzen und die Inhalte besser darzustellen.
Bisher waren derartige Apps bzw. das gesamte Kindle Angebot vorrangig für Leser interessant, die englischsprachige Werke kaufen und lesen wollten. Dies hat sich in der vergangenen Woche geändert: Seither gibt es auch einen deutschen Kindle Shops, der tausende deutschsprachige E-Books zugänglich macht und dessen Angebot noch fleißig ausgebaut werden soll.