Fast 40 Prozent Wachstum verzeichnete Mobile Advertising letztes Jahr in Deutschland, die Zahl der Werbungtreibenden wuchs um 27 Prozent. Smartphones und schnelle Datenverbindungen via Mobilfunk befeuern das Wachstum.
Von der enormen Bedeutung, welche die Nutzung des Internets über mobile Endgeräte erfahren soll, hört man schon seit einigen Jahren. Anfangs wirkte die Begeisterung stark übertrieben, doch inzwischen gehört für erstaunlich viele Menschen der Zugriff auf das Internet mittels Mobiltelefon, Tablet-Computer oder andere mobile Endgeräte zum Alltag. Diese Woche nennt die Unit Mobile Advertising (MAC) der Fachgruppe Mobile im Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V. Zahlen einer aktuellen Erhebung, wonach Werbung auf mobilen Endgeräten 2010 um 37,97 Prozent zugenommen hat. Mit 248 Unternehmen erhöhte sich die Zahl der Werbungtreibenden um 27 Prozent.
Verbreitung von Smartphones entscheidend
„Der steigende Absatz von leistungsfähigen Smartphones sorgt für einen anhaltenden Boom in der mobilen Internetnutzung und beflügelt somit auch die Buchung von Mobile Advertising. Die gesamte Entwicklung im Mobile Advertising Markt wird auch in diesem Jahr weiter von neuen Content-Angeboten, den höheren Übertragungsraten und der Weiterentwicklung von Apps und Endgeräten profitieren“, gibt sich Oliver von Wersch (G+J Electronic Media Sales), Unitleiter Mobile Advertising (MAC), optimistisch.
„Immer mehr Unternehmen aus der Medien-, Telekommunikations-, Automobil- und Finanzbranche nutzen verstärkt Mobile Advertising zur direkten Zielgruppenansprache. Aufgrund ihrer positiven Erfahrung aus den Vorjahren bauten diese Branchen auch in 2010 ihren Anteil an gebuchtem Mobile Advertising weiter aus. Gleichzeitig wagen immer mehr Unternehmen und neue Branchen den Sprung auf die Displays der mobilen Endgeräte“, ergänzt Dirk Kraus (YOC), stellvertretender Unitleiter Mobile Advertising (MAC).
Starke Zuwächse
Im Jahr 2008 zählte der BVDW erst 489 Mobile-Kampagnen, 2009 waren es schon 885 (+80,98 Prozent) und im vorigen Jahr 1.121 (+37,97 Prozent). Die Zahl der Werbungtreibenden stieg von 136 in 2008 auf 195 in 2009 (+43,38 Prozent) und 248 in 2010 (+27,18 Prozent). Grundlage dieser Zahlen sind die gebuchten Kampagnen für mobile Endgeräte, die durch die im MAC organisierten unternehmen 2010 realisiert wurden. Zu den Mitgliedern zählen (in alphabetischer Reihenfolge): Axel Springer Media Impact, Contnet AG, Deutsche Telekom AG, G+J Electronic Media Sales GmbH, InteractiveMedia CCSP GmbH, RTL/IP Deutschland GmbH, SPIEGEL QC, Telefónica o2 Germany GmbH & Co. OHG, TOMORROW FOCUS Media GmbH, United Internet Media AG, Vodafone D2 GmbH, Yahoo! Deutschland GmbH, YOC Mobile Advertising GmbH.
Interessanter als die Anzahl der Kampagnen ist der Trend, der sich auf dieser Basis auf jeden Fall für den Markt mit Werbeformaten für mobile Endgeräte ablesen lässt. Ich bin gespannt, wie hoch die Zuwächse dieses Jahr ausfallen werden, denn ein Ende des Booms bei Smartphones ist derzeit nicht abzusehen. Im vorigen Jahr stieg die Zahl der Smartphone-Besitzer schließlich erst auf 23 Prozent, da ist noch sehr viel Luft nach oben, selbst wenn man die Anzahl potenzieller Smartphone-User nicht sehr hoch ansetzt.
Dank preiswerter Datentarife werden die Internetfunktionen von Mobiltelefonen inzwischen rege genutzt. Die Kombination aus leistungsfähigen Smartphones sowie bezahlbaren und ausreichend schnellen Datenverbindungen beflügelt beispielsweise auch M-Commerce, Handy-Navigation und mobile Musikdownloads. Da ist es nur folgerichtig, wenn die Werbegelder den Usern ins mobile Internet folgen.
Unterscheidung zwischen mobiler und stationärer Nutzung
Ich frage mich allerdings, inwieweit die Unterscheidung zwischen mobiler und stationärer Online-Nutzung in einigen Jahren noch relevant sein wird. Die leistungsfähigsten Mobiltelefone erlauben schon heute eine ziemlich komfortable Betrachtung vieler „normaler“ Webseiten. Eine automatische Anpassung der Inhalte und Werbemittel (zumindest an die vielen unterschiedlichen Bildschirmgrößen) sollte künftig zum Standard werden.
Je weniger Rücksicht auf sehr einfache Endgeräte genommen werden muss und je mehr sich technische Standards durchsetzen, desto bedeutungsloser wird die formale Trennung zwischen mobilem und stationärem Internet. Vieles, was jetzt mittels App realisiert wird, kann künftig im „kleinen wie schon im großen Web“ über den Browser realisiert werden. Die Zukunft sehe ich mehr in der Cloud als in Apps, womit übrigens die Fragmentierung bei den Handybetriebssystemen an Bedeutung verliert. Die entscheidende App ist der Browser!
Zudem dürfte die Entwicklung bei Media-Tablets einen erheblichen Einfluss auf Mobile Advertising haben. Die Zahl der Werbekontakte auf mobilen Endgeräten, so meine Erwartung, wird sich durch die zunehmende Verbreitung von Tablet-Computern stark erhöhen. Tablets bieten mit ihren im Vergleich zu Mobiltelefonen viel größeren Displays ein Web-Nutzungserlebnis, das dem an PC, Notebook und Netbook ziemlich ähnlich ist. Hier stellt sich nicht nur die Frage, wie sehr sich Werbung für die betreffenden User überhaupt unterscheiden sollte. Welches Endgerät würdet Ihr einsetzen, wenn Smartphone und Tablet beide zur Verfügung stehen? Verdrängt die Internetnutzung auf Tablets nicht bald zu großen Teilen die Nutzung auf Smartphones?